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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Erneuerung des Successionsentwurfs.
Regierung gewachsen zu seyn, so habe er von seiner Fähig-
keit schon jetzt in Spanien gute Proben gegeben; er werde
bald wieder ins Reich kommen und so viel möglich seine
Residenz daselbst nehmen, deutsche Fürsten und andre ge-
borne Deutsche an seinen Hof ziehen, das Reich nur durch
Deutsche verwalten lassen und gewiß auch die deutsche Sprache
begreifen: jede billige Versicherung werde er ausstellen. 1

Wahrscheinlich hängt es hiemit zusammen, daß der Kai-
ser auch schon selbst daran dachte, den Deutschen etwas mehr
Genugthuung zu geben und einen Reichshofrath aus deut-
schen Mitgliedern aufzurichten. Zum Präsidenten desselben
bestimmte er den Cardinal von Trient, wogegen der römische
König meinte, der Churfürst von Mainz würde den Deut-
schen lieber seyn. Zu Beisitzern dachte der Kaiser die Gra-
fen von Fürstenberg, Eberstein, Solms, die Freiherrn Wol-
kenstein und Truchseß, den Doctor Gienger und einige An-
dere zu berufen.

Auch die religiösen Antipathien schonte er jetzt. Wenn
er z. B. in der frühern Instruction seine Bekämpfung Der-
jenigen erwähnt, die unter dem "anmuthigen Schein der
Religion" das Reich unter sich zu theilen gedacht, so er-
wähnte er jetzt nur das letzte, die vorgehabte Theilung: den
Schein der Religion ließ er weg.

Und nicht nur den Churfürsten ließ der Kaiser seine
Anträge wiederholen. Auch dem Herzog Christoph von Wür-
tenberg, der am französischen Hofe gut deutsch geworden und
die Einmischung der Franzosen in die deutschen Angelegen-

1 Instruction für Markgraf Hans in dem Berliner Archiv; der
Hauptsache nach eine Überarbeitung der alten Instruction von 1550.
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Erneuerung des Succeſſionsentwurfs.
Regierung gewachſen zu ſeyn, ſo habe er von ſeiner Fähig-
keit ſchon jetzt in Spanien gute Proben gegeben; er werde
bald wieder ins Reich kommen und ſo viel möglich ſeine
Reſidenz daſelbſt nehmen, deutſche Fürſten und andre ge-
borne Deutſche an ſeinen Hof ziehen, das Reich nur durch
Deutſche verwalten laſſen und gewiß auch die deutſche Sprache
begreifen: jede billige Verſicherung werde er ausſtellen. 1

Wahrſcheinlich hängt es hiemit zuſammen, daß der Kai-
ſer auch ſchon ſelbſt daran dachte, den Deutſchen etwas mehr
Genugthuung zu geben und einen Reichshofrath aus deut-
ſchen Mitgliedern aufzurichten. Zum Präſidenten deſſelben
beſtimmte er den Cardinal von Trient, wogegen der römiſche
König meinte, der Churfürſt von Mainz würde den Deut-
ſchen lieber ſeyn. Zu Beiſitzern dachte der Kaiſer die Gra-
fen von Fürſtenberg, Eberſtein, Solms, die Freiherrn Wol-
kenſtein und Truchſeß, den Doctor Gienger und einige An-
dere zu berufen.

Auch die religiöſen Antipathien ſchonte er jetzt. Wenn
er z. B. in der frühern Inſtruction ſeine Bekämpfung Der-
jenigen erwähnt, die unter dem „anmuthigen Schein der
Religion“ das Reich unter ſich zu theilen gedacht, ſo er-
wähnte er jetzt nur das letzte, die vorgehabte Theilung: den
Schein der Religion ließ er weg.

Und nicht nur den Churfürſten ließ der Kaiſer ſeine
Anträge wiederholen. Auch dem Herzog Chriſtoph von Wür-
tenberg, der am franzöſiſchen Hofe gut deutſch geworden und
die Einmiſchung der Franzoſen in die deutſchen Angelegen-

1 Inſtruction fuͤr Markgraf Hans in dem Berliner Archiv; der
Hauptſache nach eine Uͤberarbeitung der alten Inſtruction von 1550.
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[307/0319] Erneuerung des Succeſſionsentwurfs. Regierung gewachſen zu ſeyn, ſo habe er von ſeiner Fähig- keit ſchon jetzt in Spanien gute Proben gegeben; er werde bald wieder ins Reich kommen und ſo viel möglich ſeine Reſidenz daſelbſt nehmen, deutſche Fürſten und andre ge- borne Deutſche an ſeinen Hof ziehen, das Reich nur durch Deutſche verwalten laſſen und gewiß auch die deutſche Sprache begreifen: jede billige Verſicherung werde er ausſtellen. 1 Wahrſcheinlich hängt es hiemit zuſammen, daß der Kai- ſer auch ſchon ſelbſt daran dachte, den Deutſchen etwas mehr Genugthuung zu geben und einen Reichshofrath aus deut- ſchen Mitgliedern aufzurichten. Zum Präſidenten deſſelben beſtimmte er den Cardinal von Trient, wogegen der römiſche König meinte, der Churfürſt von Mainz würde den Deut- ſchen lieber ſeyn. Zu Beiſitzern dachte der Kaiſer die Gra- fen von Fürſtenberg, Eberſtein, Solms, die Freiherrn Wol- kenſtein und Truchſeß, den Doctor Gienger und einige An- dere zu berufen. Auch die religiöſen Antipathien ſchonte er jetzt. Wenn er z. B. in der frühern Inſtruction ſeine Bekämpfung Der- jenigen erwähnt, die unter dem „anmuthigen Schein der Religion“ das Reich unter ſich zu theilen gedacht, ſo er- wähnte er jetzt nur das letzte, die vorgehabte Theilung: den Schein der Religion ließ er weg. Und nicht nur den Churfürſten ließ der Kaiſer ſeine Anträge wiederholen. Auch dem Herzog Chriſtoph von Wür- tenberg, der am franzöſiſchen Hofe gut deutſch geworden und die Einmiſchung der Franzoſen in die deutſchen Angelegen- 1 Inſtruction fuͤr Markgraf Hans in dem Berliner Archiv; der Hauptſache nach eine Uͤberarbeitung der alten Inſtruction von 1550. 20*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/319>, abgerufen am 22.11.2024.