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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Schlacht von Sievershausen.

Unter diesen Aussichten rückten die beiden Kriegshäup-
ter im Juli 1553 wider einander.

Moritz hatte seine meißnische und thüringische Ritter-
schaft zu Halle, Merseburg und Sangerhausen gemustert: in
Sangerhausen sammelten sich alle seine Haufen zu Fuß und
zu Pferd, und nahmen ihren Weg nach dem Eichsfeld. In
Giboldehausen vereinigten sich die fränkischen, in Eimbeck die
braunschweigischen Schaaren mit den seinigen. Das ge-
sammte Heer mochte nun achttausend M. z. F. und acht-
halbtausend Reisige zählen, eingeschlossen tausend böhmische
Reiter, welche Heinrich von Plauen im Namen des römi-
schen Königs herbeiführte.

Markgraf Albrecht lag vor dem festen Haus Peters-
hagen, und war eben bei Tisch, als ein Edelknabe des Chur-
fürsten ihm dessen Verwahrungsschrift brachte. Albrecht
fragte ihn, ob der Churfürst wirklich Pfaffen und Husa-
ren zu Haufen gebracht. "Ich sollte dir wohl mehr ge-
ben," sagte er dem Knaben, dem er vier Kronen schenkte,
"aber ich brauche mein Geld jetzt selbst, und dich werden
die Franzosen beschenken."

Indessen, daß er sich den Sieg versprochen hätte, dürfte
man nicht glauben. Nur an Fußvolk sah er sich seinem
Feinde gewachsen; an Reiterei, davon er nur 3000 M. zählte,
obwohl er vor Kurzem von den Niederlanden her verstärkt
worden, war ihm dieser bei weitem überlegen.

Eben deshalb faßte er den Gedanken, seinen Gegner
an günstiger Stelle vorbeizugehn und sich in seinem Rücken
durch das Stift Magdeburg auf dessen Erblande zu stürzen.

Sehr wohl aber erkannte Moritz diese Gefahr; eine Furt

Schlacht von Sievershauſen.

Unter dieſen Ausſichten rückten die beiden Kriegshäup-
ter im Juli 1553 wider einander.

Moritz hatte ſeine meißniſche und thüringiſche Ritter-
ſchaft zu Halle, Merſeburg und Sangerhauſen gemuſtert: in
Sangerhauſen ſammelten ſich alle ſeine Haufen zu Fuß und
zu Pferd, und nahmen ihren Weg nach dem Eichsfeld. In
Giboldehauſen vereinigten ſich die fränkiſchen, in Eimbeck die
braunſchweigiſchen Schaaren mit den ſeinigen. Das ge-
ſammte Heer mochte nun achttauſend M. z. F. und acht-
halbtauſend Reiſige zählen, eingeſchloſſen tauſend böhmiſche
Reiter, welche Heinrich von Plauen im Namen des römi-
ſchen Königs herbeiführte.

Markgraf Albrecht lag vor dem feſten Haus Peters-
hagen, und war eben bei Tiſch, als ein Edelknabe des Chur-
fürſten ihm deſſen Verwahrungsſchrift brachte. Albrecht
fragte ihn, ob der Churfürſt wirklich Pfaffen und Huſa-
ren zu Haufen gebracht. „Ich ſollte dir wohl mehr ge-
ben,“ ſagte er dem Knaben, dem er vier Kronen ſchenkte,
„aber ich brauche mein Geld jetzt ſelbſt, und dich werden
die Franzoſen beſchenken.“

Indeſſen, daß er ſich den Sieg verſprochen hätte, dürfte
man nicht glauben. Nur an Fußvolk ſah er ſich ſeinem
Feinde gewachſen; an Reiterei, davon er nur 3000 M. zählte,
obwohl er vor Kurzem von den Niederlanden her verſtärkt
worden, war ihm dieſer bei weitem überlegen.

Eben deshalb faßte er den Gedanken, ſeinen Gegner
an günſtiger Stelle vorbeizugehn und ſich in ſeinem Rücken
durch das Stift Magdeburg auf deſſen Erblande zu ſtürzen.

Sehr wohl aber erkannte Moritz dieſe Gefahr; eine Furt

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[325/0337] Schlacht von Sievershauſen. Unter dieſen Ausſichten rückten die beiden Kriegshäup- ter im Juli 1553 wider einander. Moritz hatte ſeine meißniſche und thüringiſche Ritter- ſchaft zu Halle, Merſeburg und Sangerhauſen gemuſtert: in Sangerhauſen ſammelten ſich alle ſeine Haufen zu Fuß und zu Pferd, und nahmen ihren Weg nach dem Eichsfeld. In Giboldehauſen vereinigten ſich die fränkiſchen, in Eimbeck die braunſchweigiſchen Schaaren mit den ſeinigen. Das ge- ſammte Heer mochte nun achttauſend M. z. F. und acht- halbtauſend Reiſige zählen, eingeſchloſſen tauſend böhmiſche Reiter, welche Heinrich von Plauen im Namen des römi- ſchen Königs herbeiführte. Markgraf Albrecht lag vor dem feſten Haus Peters- hagen, und war eben bei Tiſch, als ein Edelknabe des Chur- fürſten ihm deſſen Verwahrungsſchrift brachte. Albrecht fragte ihn, ob der Churfürſt wirklich Pfaffen und Huſa- ren zu Haufen gebracht. „Ich ſollte dir wohl mehr ge- ben,“ ſagte er dem Knaben, dem er vier Kronen ſchenkte, „aber ich brauche mein Geld jetzt ſelbſt, und dich werden die Franzoſen beſchenken.“ Indeſſen, daß er ſich den Sieg verſprochen hätte, dürfte man nicht glauben. Nur an Fußvolk ſah er ſich ſeinem Feinde gewachſen; an Reiterei, davon er nur 3000 M. zählte, obwohl er vor Kurzem von den Niederlanden her verſtärkt worden, war ihm dieſer bei weitem überlegen. Eben deshalb faßte er den Gedanken, ſeinen Gegner an günſtiger Stelle vorbeizugehn und ſich in ſeinem Rücken durch das Stift Magdeburg auf deſſen Erblande zu ſtürzen. Sehr wohl aber erkannte Moritz dieſe Gefahr; eine Furt

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/337>, abgerufen am 22.11.2024.