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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Zehntes Buch. Drittes Capitel.
sondern durch sein Daseyn als eingreifende Kraft bedeutend.
Sein Thun und Lassen ist für das Schicksal des Protestan-
tismus entscheidend gewesen. Sein Abfall von dem ergrif-
fenen System brachte dasselbe dem Ruine nah; sein Abfall
von dem Kaiser stellte die Freiheit wieder her. Wenn er jetzt
wieder hauptsächlich mit katholischen Fürsten verbündet war,
so würde das ohne Zweifel nicht sein letztes Wort gewesen
seyn: unberechenbare Möglichkeiten hatte dieser mächtige und
geistreiche Mensch noch vor sich: -- da, im Momente des
Sieges, in voller Manneskraft, kam er um.

Es war immer ein großer Erfolg dieses Sieges, daß
die Macht des Markgrafen dadurch gebrochen war, und alle
Gedanken, die sich an dieselbe knüpften, in das Nichts zer-
rannen.

Eine noch viel größere Entscheidung, auch für den Mo-
ment, lag aber im Tode des Churfürsten.

Was würde daraus geworden seyn, wenn Moritz am
Leben geblieben wirklich nach den Niederlanden vorgerückt
wäre, und sich dort mit den französischen Heeren, die sich zu
entsprechender Zeit in Bereitschaft setzten, vereinigt hätte?

Nachdem sich der König von Frankreich der drei andern
Städte die ihm zugesprochen waren, bemeistert hatte, dachte
er jetzt auch die vierte von der in seinem Bunde mit Moritz
die Rede gewesen, Cambrai, zu erobern. Ende August setzte
sich seine Macht, ungefähr 40000 M. stark, dabei vier deut-
sche Regimenter unter dem Rheingrafen und Reifenberg, ohne
sich lange bei Bapaulme und Peronne aufzuhalten, geradezu
gegen jene Stadt in Bewegung, und forderte sie auf, ihm
als dem Beschützer der Freiheit, deren sie von dem Kaiser

Zehntes Buch. Drittes Capitel.
ſondern durch ſein Daſeyn als eingreifende Kraft bedeutend.
Sein Thun und Laſſen iſt für das Schickſal des Proteſtan-
tismus entſcheidend geweſen. Sein Abfall von dem ergrif-
fenen Syſtem brachte daſſelbe dem Ruine nah; ſein Abfall
von dem Kaiſer ſtellte die Freiheit wieder her. Wenn er jetzt
wieder hauptſächlich mit katholiſchen Fürſten verbündet war,
ſo würde das ohne Zweifel nicht ſein letztes Wort geweſen
ſeyn: unberechenbare Möglichkeiten hatte dieſer mächtige und
geiſtreiche Menſch noch vor ſich: — da, im Momente des
Sieges, in voller Manneskraft, kam er um.

Es war immer ein großer Erfolg dieſes Sieges, daß
die Macht des Markgrafen dadurch gebrochen war, und alle
Gedanken, die ſich an dieſelbe knüpften, in das Nichts zer-
rannen.

Eine noch viel größere Entſcheidung, auch für den Mo-
ment, lag aber im Tode des Churfürſten.

Was würde daraus geworden ſeyn, wenn Moritz am
Leben geblieben wirklich nach den Niederlanden vorgerückt
wäre, und ſich dort mit den franzöſiſchen Heeren, die ſich zu
entſprechender Zeit in Bereitſchaft ſetzten, vereinigt hätte?

Nachdem ſich der König von Frankreich der drei andern
Städte die ihm zugeſprochen waren, bemeiſtert hatte, dachte
er jetzt auch die vierte von der in ſeinem Bunde mit Moritz
die Rede geweſen, Cambrai, zu erobern. Ende Auguſt ſetzte
ſich ſeine Macht, ungefähr 40000 M. ſtark, dabei vier deut-
ſche Regimenter unter dem Rheingrafen und Reifenberg, ohne
ſich lange bei Bapaulme und Peronne aufzuhalten, geradezu
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[328/0340] Zehntes Buch. Drittes Capitel. ſondern durch ſein Daſeyn als eingreifende Kraft bedeutend. Sein Thun und Laſſen iſt für das Schickſal des Proteſtan- tismus entſcheidend geweſen. Sein Abfall von dem ergrif- fenen Syſtem brachte daſſelbe dem Ruine nah; ſein Abfall von dem Kaiſer ſtellte die Freiheit wieder her. Wenn er jetzt wieder hauptſächlich mit katholiſchen Fürſten verbündet war, ſo würde das ohne Zweifel nicht ſein letztes Wort geweſen ſeyn: unberechenbare Möglichkeiten hatte dieſer mächtige und geiſtreiche Menſch noch vor ſich: — da, im Momente des Sieges, in voller Manneskraft, kam er um. Es war immer ein großer Erfolg dieſes Sieges, daß die Macht des Markgrafen dadurch gebrochen war, und alle Gedanken, die ſich an dieſelbe knüpften, in das Nichts zer- rannen. Eine noch viel größere Entſcheidung, auch für den Mo- ment, lag aber im Tode des Churfürſten. Was würde daraus geworden ſeyn, wenn Moritz am Leben geblieben wirklich nach den Niederlanden vorgerückt wäre, und ſich dort mit den franzöſiſchen Heeren, die ſich zu entſprechender Zeit in Bereitſchaft ſetzten, vereinigt hätte? Nachdem ſich der König von Frankreich der drei andern Städte die ihm zugeſprochen waren, bemeiſtert hatte, dachte er jetzt auch die vierte von der in ſeinem Bunde mit Moritz die Rede geweſen, Cambrai, zu erobern. Ende Auguſt ſetzte ſich ſeine Macht, ungefähr 40000 M. ſtark, dabei vier deut- ſche Regimenter unter dem Rheingrafen und Reifenberg, ohne ſich lange bei Bapaulme und Peronne aufzuhalten, geradezu gegen jene Stadt in Bewegung, und forderte ſie auf, ihm als dem Beſchützer der Freiheit, deren ſie von dem Kaiſer

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/340>, abgerufen am 22.11.2024.