Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Ausgang Markgraf Albrechts. überwunden, in den sie anfangs durch die in die Stadt ge-schleuderten Feuerkugeln versetzt worden. 1 Schon war aber der größte Theil der Wehren auf den Thürmen zerschossen, und nur mit großer Behutsamkeit konnte das Geschütz noch bedient werden; die Lebensmittel fiengen an zu mangeln, Krankheiten rissen ein, und nicht immer wollte das Kriegs- volk ohne Besoldung dienen. Der Markgraf sah wohl daß auch hier seines Bleibens nicht sey. Er hoffte noch, sey es nun daß er dazu Grund hatte 1 Kilian Göbel Bericht von der Belagerung, bei Reinhard
Beiträge zur Historie Frankenlandes I, p. 239. "Wurden letzlich Kufen voll Hammelhäut eingeweicht und lauter befunden zum Lö- schen. Auch wurd der Vortheil also erlernet, daß alsbald sie (die Kugeln) fielen, man wissen kont, ob man sie müßte verschiesen lassen oder ob man sie vor dem schiesen mit löschen möge angreifen." Ausgang Markgraf Albrechts. überwunden, in den ſie anfangs durch die in die Stadt ge-ſchleuderten Feuerkugeln verſetzt worden. 1 Schon war aber der größte Theil der Wehren auf den Thürmen zerſchoſſen, und nur mit großer Behutſamkeit konnte das Geſchütz noch bedient werden; die Lebensmittel fiengen an zu mangeln, Krankheiten riſſen ein, und nicht immer wollte das Kriegs- volk ohne Beſoldung dienen. Der Markgraf ſah wohl daß auch hier ſeines Bleibens nicht ſey. Er hoffte noch, ſey es nun daß er dazu Grund hatte 1 Kilian Goͤbel Bericht von der Belagerung, bei Reinhard
Beitraͤge zur Hiſtorie Frankenlandes I, p. 239. „Wurden letzlich Kufen voll Hammelhaͤut eingeweicht und lauter befunden zum Loͤ- ſchen. Auch wurd der Vortheil alſo erlernet, daß alsbald ſie (die Kugeln) fielen, man wiſſen kont, ob man ſie muͤßte verſchieſen laſſen oder ob man ſie vor dem ſchieſen mit loͤſchen moͤge angreifen.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0357" n="345"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ausgang Markgraf Albrechts</hi>.</fw><lb/> überwunden, in den ſie anfangs durch die in die Stadt ge-<lb/> ſchleuderten Feuerkugeln verſetzt worden. <note place="foot" n="1">Kilian Goͤbel Bericht von der Belagerung, bei Reinhard<lb/> Beitraͤge zur Hiſtorie Frankenlandes <hi rendition="#aq">I, p.</hi> 239. „Wurden letzlich<lb/> Kufen voll Hammelhaͤut eingeweicht und lauter befunden zum Loͤ-<lb/> ſchen. Auch wurd der Vortheil alſo erlernet, daß alsbald ſie (die<lb/> Kugeln) fielen, man wiſſen kont, ob man ſie muͤßte verſchieſen laſſen<lb/> oder ob man ſie vor dem ſchieſen mit loͤſchen moͤge angreifen.“</note> Schon war aber<lb/> der größte Theil der Wehren auf den Thürmen zerſchoſſen,<lb/> und nur mit großer Behutſamkeit konnte das Geſchütz noch<lb/> bedient werden; die Lebensmittel fiengen an zu mangeln,<lb/> Krankheiten riſſen ein, und nicht immer wollte das Kriegs-<lb/> volk ohne Beſoldung dienen. Der Markgraf ſah wohl daß<lb/> auch hier ſeines Bleibens nicht ſey.</p><lb/> <p>Er hoffte noch, ſey es nun daß er dazu Grund hatte<lb/> oder ſich einer Täuſchung hingab, in Rothenburg Zuzug er-<lb/> warten zu können. Dahin brach er in der Nacht zum 13ten<lb/> Juni mit alle den Seinen von Schweinfurt auf. Aber die<lb/> Feinde waren ihm, und zwar auch, was er nicht gemeint,<lb/> an Reiterei viel zu überlegen als daß ſie ihn dahin hätten<lb/> entkommen laſſen. Schon auf der ſandigen Haide zwiſchen<lb/> Volkach und Kiſſingen holten ſie ihn ein. Sie hatten 1500<lb/> Hakenſchützen bei ſich, die man die freien Schützen nannte,<lb/> und die nun hier die beſten Dienſte leiſteten. Auf der Stelle<lb/> waren die Landsknechte Albrechts aus einander geſprengt und<lb/> ſeine Reiter warfen ſich in die Flucht; ſein Geſchütz, ſein<lb/> Silber, ſeine Briefſchaften und Kleider fielen dem Feinde in<lb/> die Hände. Mit Mühe rettete er ſich ſelbſt über den Main.<lb/> Indeſſen ward Schweinfurt, obgleich von den Truppen ver-<lb/> laſſen, von den Feinden ohne Erbarmen in Brand geſteckt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [345/0357]
Ausgang Markgraf Albrechts.
überwunden, in den ſie anfangs durch die in die Stadt ge-
ſchleuderten Feuerkugeln verſetzt worden. 1 Schon war aber
der größte Theil der Wehren auf den Thürmen zerſchoſſen,
und nur mit großer Behutſamkeit konnte das Geſchütz noch
bedient werden; die Lebensmittel fiengen an zu mangeln,
Krankheiten riſſen ein, und nicht immer wollte das Kriegs-
volk ohne Beſoldung dienen. Der Markgraf ſah wohl daß
auch hier ſeines Bleibens nicht ſey.
Er hoffte noch, ſey es nun daß er dazu Grund hatte
oder ſich einer Täuſchung hingab, in Rothenburg Zuzug er-
warten zu können. Dahin brach er in der Nacht zum 13ten
Juni mit alle den Seinen von Schweinfurt auf. Aber die
Feinde waren ihm, und zwar auch, was er nicht gemeint,
an Reiterei viel zu überlegen als daß ſie ihn dahin hätten
entkommen laſſen. Schon auf der ſandigen Haide zwiſchen
Volkach und Kiſſingen holten ſie ihn ein. Sie hatten 1500
Hakenſchützen bei ſich, die man die freien Schützen nannte,
und die nun hier die beſten Dienſte leiſteten. Auf der Stelle
waren die Landsknechte Albrechts aus einander geſprengt und
ſeine Reiter warfen ſich in die Flucht; ſein Geſchütz, ſein
Silber, ſeine Briefſchaften und Kleider fielen dem Feinde in
die Hände. Mit Mühe rettete er ſich ſelbſt über den Main.
Indeſſen ward Schweinfurt, obgleich von den Truppen ver-
laſſen, von den Feinden ohne Erbarmen in Brand geſteckt.
1 Kilian Goͤbel Bericht von der Belagerung, bei Reinhard
Beitraͤge zur Hiſtorie Frankenlandes I, p. 239. „Wurden letzlich
Kufen voll Hammelhaͤut eingeweicht und lauter befunden zum Loͤ-
ſchen. Auch wurd der Vortheil alſo erlernet, daß alsbald ſie (die
Kugeln) fielen, man wiſſen kont, ob man ſie muͤßte verſchieſen laſſen
oder ob man ſie vor dem ſchieſen mit loͤſchen moͤge angreifen.“
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