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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Zehntes Buch. Viertes Capitel.

Acht Tage später mußte auch die letzte culmbachische Feste,
das alte Schatz- und Archivhaus, die Plassenburg, sich er-
geben. Für die Verbündeten, deren Altvordern wie sie sel-
ber seit Jahrhundert von dieser Burg her befehdet und be-
drängt worden, ein erwünschter Anblick, als die Flammen
über die Zinnen aufstiegen.

Denn ganz im eigentlichsten Sinn mit Feuer und Schwert
führte man in diesen Zeiten den Krieg.

Markgraf Albrecht erschien, doch nicht mehr als ein
Kriegsanführer, sondern nur als ein Verbannter und Hülfe-
suchender in Frankreich. Wenigstens nahe gekommen sind
ihm noch später sehr weitaussehende Entwürfe, doch ist er
niemals wieder im Felde erschienen. Vielmehr erhoben sich
ihm allmählig die religiösen Gedanken, mit denen seine Ju-
gend genährt worden, in aller ihrer ursprünglichen Stärke.
Er sah sein Unglück als eine Strafe Gottes an, dessen Wort
er einst verfolgt habe; er rechnete nach, wie Viele von De-
nen die den Zug nach Magdeburg mitgemacht, vor der Zeit
umgekommen seyen. Das schöne Kirchenlied, durch das er
bei den evangelischen Gemeinden in gutem Andenken geblieben
ist, zeigt ein nach herber Prüfung wieder gefaßtes, den gött-
lichen Rathschlüssen in Leben und Tod vertrauendes Gemüth.

Indessen hatte in Deutschland der fränkische Bund die
Oberhand. Er nahm kraft kaiserlichen Indultes die Land-
schaft des Markgrafen in vorläufige Verwaltung; -- auch
ließ er sich nicht abhalten, bei einigen Ständen, welche ihm
anfangs beigetreten, später aber sich wieder abgesondert, wie
der Stadt Rothenburg und dem Deutschmeister, sein Recht
mit Gewalt zu suchen. Schon fürchtete Christoph von Wür-
tenberg, an den Herzog Heinrich alte Ansprüche erhob, über-

Zehntes Buch. Viertes Capitel.

Acht Tage ſpäter mußte auch die letzte culmbachiſche Feſte,
das alte Schatz- und Archivhaus, die Plaſſenburg, ſich er-
geben. Für die Verbündeten, deren Altvordern wie ſie ſel-
ber ſeit Jahrhundert von dieſer Burg her befehdet und be-
drängt worden, ein erwünſchter Anblick, als die Flammen
über die Zinnen aufſtiegen.

Denn ganz im eigentlichſten Sinn mit Feuer und Schwert
führte man in dieſen Zeiten den Krieg.

Markgraf Albrecht erſchien, doch nicht mehr als ein
Kriegsanführer, ſondern nur als ein Verbannter und Hülfe-
ſuchender in Frankreich. Wenigſtens nahe gekommen ſind
ihm noch ſpäter ſehr weitausſehende Entwürfe, doch iſt er
niemals wieder im Felde erſchienen. Vielmehr erhoben ſich
ihm allmählig die religiöſen Gedanken, mit denen ſeine Ju-
gend genährt worden, in aller ihrer urſprünglichen Stärke.
Er ſah ſein Unglück als eine Strafe Gottes an, deſſen Wort
er einſt verfolgt habe; er rechnete nach, wie Viele von De-
nen die den Zug nach Magdeburg mitgemacht, vor der Zeit
umgekommen ſeyen. Das ſchöne Kirchenlied, durch das er
bei den evangeliſchen Gemeinden in gutem Andenken geblieben
iſt, zeigt ein nach herber Prüfung wieder gefaßtes, den gött-
lichen Rathſchlüſſen in Leben und Tod vertrauendes Gemüth.

Indeſſen hatte in Deutſchland der fränkiſche Bund die
Oberhand. Er nahm kraft kaiſerlichen Indultes die Land-
ſchaft des Markgrafen in vorläufige Verwaltung; — auch
ließ er ſich nicht abhalten, bei einigen Ständen, welche ihm
anfangs beigetreten, ſpäter aber ſich wieder abgeſondert, wie
der Stadt Rothenburg und dem Deutſchmeiſter, ſein Recht
mit Gewalt zu ſuchen. Schon fürchtete Chriſtoph von Wür-
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[346/0358] Zehntes Buch. Viertes Capitel. Acht Tage ſpäter mußte auch die letzte culmbachiſche Feſte, das alte Schatz- und Archivhaus, die Plaſſenburg, ſich er- geben. Für die Verbündeten, deren Altvordern wie ſie ſel- ber ſeit Jahrhundert von dieſer Burg her befehdet und be- drängt worden, ein erwünſchter Anblick, als die Flammen über die Zinnen aufſtiegen. Denn ganz im eigentlichſten Sinn mit Feuer und Schwert führte man in dieſen Zeiten den Krieg. Markgraf Albrecht erſchien, doch nicht mehr als ein Kriegsanführer, ſondern nur als ein Verbannter und Hülfe- ſuchender in Frankreich. Wenigſtens nahe gekommen ſind ihm noch ſpäter ſehr weitausſehende Entwürfe, doch iſt er niemals wieder im Felde erſchienen. Vielmehr erhoben ſich ihm allmählig die religiöſen Gedanken, mit denen ſeine Ju- gend genährt worden, in aller ihrer urſprünglichen Stärke. Er ſah ſein Unglück als eine Strafe Gottes an, deſſen Wort er einſt verfolgt habe; er rechnete nach, wie Viele von De- nen die den Zug nach Magdeburg mitgemacht, vor der Zeit umgekommen ſeyen. Das ſchöne Kirchenlied, durch das er bei den evangeliſchen Gemeinden in gutem Andenken geblieben iſt, zeigt ein nach herber Prüfung wieder gefaßtes, den gött- lichen Rathſchlüſſen in Leben und Tod vertrauendes Gemüth. Indeſſen hatte in Deutſchland der fränkiſche Bund die Oberhand. Er nahm kraft kaiſerlichen Indultes die Land- ſchaft des Markgrafen in vorläufige Verwaltung; — auch ließ er ſich nicht abhalten, bei einigen Ständen, welche ihm anfangs beigetreten, ſpäter aber ſich wieder abgeſondert, wie der Stadt Rothenburg und dem Deutſchmeiſter, ſein Recht mit Gewalt zu ſuchen. Schon fürchtete Chriſtoph von Wür- tenberg, an den Herzog Heinrich alte Anſprüche erhob, über-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/358>, abgerufen am 23.11.2024.