zogen zu werden: er ordnete bereits sein Kriegsvolk in ver- schiedenen Aufgeboten; aber das Kammergericht und der Hei- delberger Bund nahmen sich seiner nachdrücklich an. Vier Monat lang hielt der Bund Kriegsvolk im Felde, bis jede Gefahr eines Angriffes vorübergegangen.
Herzog Heinrich begnügte sich, die ihm näher gesesse- nen alten Gegner heimzusuchen, den Grafen von Henneberg, Wolfgang von Anhalt, Albrecht von Mansfeld, mit dem er jetzt mehr Ernst machte, und dessen Städte.
Und so viel wenigstens ward hiedurch erreicht, daß nun auch die fränkisch-niedersächsischen Länder, wo kein Vertra- gen möglich gewesen, in Folge der Entscheidung der Waf- fen beruhigt wurden.
Überhaupt neigte sich alles zum Frieden. Die territo- rialen Streitigkeiten in Deutschland die bisher mit den großen religiösen Fragen oder den politischen Gegensätzen von Eu- ropa in Beziehung gekommen, wurden jetzt von denselben ab- gelöst, und unter dem Einfluß der letzten Ereignisse, die keine große Veränderung weiter erwarten ließen, meistentheils zu Ende gebracht.
König Ferdinand hätte nicht in den Heidelberger Bund aufgenommen werden können, hätte er nicht zu einem Aus- trag seiner Streitigkeiten mit Würtenberg, auf das er seine alten Ansprüche selbst im Gegensatz mit dem Kaiser bisher festgehalten, endlich die Hand geboten. Auf dem großen Landtag von 1554, von welchem überhaupt der Geldhaus- halt von Würtenberg einigermaßen geregelt ward, dachte man auf die Mittel, die zur Ausgleichung mit Ferdinand nöthi- gen Zahlungen zu leisten.
Herzog Albrecht von Baiern, der in dieser Sache mit
Beruhigung deutſcher Territorien.
zogen zu werden: er ordnete bereits ſein Kriegsvolk in ver- ſchiedenen Aufgeboten; aber das Kammergericht und der Hei- delberger Bund nahmen ſich ſeiner nachdrücklich an. Vier Monat lang hielt der Bund Kriegsvolk im Felde, bis jede Gefahr eines Angriffes vorübergegangen.
Herzog Heinrich begnügte ſich, die ihm näher geſeſſe- nen alten Gegner heimzuſuchen, den Grafen von Henneberg, Wolfgang von Anhalt, Albrecht von Mansfeld, mit dem er jetzt mehr Ernſt machte, und deſſen Städte.
Und ſo viel wenigſtens ward hiedurch erreicht, daß nun auch die fränkiſch-niederſächſiſchen Länder, wo kein Vertra- gen möglich geweſen, in Folge der Entſcheidung der Waf- fen beruhigt wurden.
Überhaupt neigte ſich alles zum Frieden. Die territo- rialen Streitigkeiten in Deutſchland die bisher mit den großen religiöſen Fragen oder den politiſchen Gegenſätzen von Eu- ropa in Beziehung gekommen, wurden jetzt von denſelben ab- gelöſt, und unter dem Einfluß der letzten Ereigniſſe, die keine große Veränderung weiter erwarten ließen, meiſtentheils zu Ende gebracht.
König Ferdinand hätte nicht in den Heidelberger Bund aufgenommen werden können, hätte er nicht zu einem Aus- trag ſeiner Streitigkeiten mit Würtenberg, auf das er ſeine alten Anſprüche ſelbſt im Gegenſatz mit dem Kaiſer bisher feſtgehalten, endlich die Hand geboten. Auf dem großen Landtag von 1554, von welchem überhaupt der Geldhaus- halt von Würtenberg einigermaßen geregelt ward, dachte man auf die Mittel, die zur Ausgleichung mit Ferdinand nöthi- gen Zahlungen zu leiſten.
Herzog Albrecht von Baiern, der in dieſer Sache mit
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Beruhigung deutſcher Territorien.
zogen zu werden: er ordnete bereits ſein Kriegsvolk in ver-
ſchiedenen Aufgeboten; aber das Kammergericht und der Hei-
delberger Bund nahmen ſich ſeiner nachdrücklich an. Vier
Monat lang hielt der Bund Kriegsvolk im Felde, bis jede
Gefahr eines Angriffes vorübergegangen.
Herzog Heinrich begnügte ſich, die ihm näher geſeſſe-
nen alten Gegner heimzuſuchen, den Grafen von Henneberg,
Wolfgang von Anhalt, Albrecht von Mansfeld, mit dem er
jetzt mehr Ernſt machte, und deſſen Städte.
Und ſo viel wenigſtens ward hiedurch erreicht, daß nun
auch die fränkiſch-niederſächſiſchen Länder, wo kein Vertra-
gen möglich geweſen, in Folge der Entſcheidung der Waf-
fen beruhigt wurden.
Überhaupt neigte ſich alles zum Frieden. Die territo-
rialen Streitigkeiten in Deutſchland die bisher mit den großen
religiöſen Fragen oder den politiſchen Gegenſätzen von Eu-
ropa in Beziehung gekommen, wurden jetzt von denſelben ab-
gelöſt, und unter dem Einfluß der letzten Ereigniſſe, die keine
große Veränderung weiter erwarten ließen, meiſtentheils zu
Ende gebracht.
König Ferdinand hätte nicht in den Heidelberger Bund
aufgenommen werden können, hätte er nicht zu einem Aus-
trag ſeiner Streitigkeiten mit Würtenberg, auf das er ſeine
alten Anſprüche ſelbſt im Gegenſatz mit dem Kaiſer bisher
feſtgehalten, endlich die Hand geboten. Auf dem großen
Landtag von 1554, von welchem überhaupt der Geldhaus-
halt von Würtenberg einigermaßen geregelt ward, dachte man
auf die Mittel, die zur Ausgleichung mit Ferdinand nöthi-
gen Zahlungen zu leiſten.
Herzog Albrecht von Baiern, der in dieſer Sache mit
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/359>, abgerufen am 23.11.2024.
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