Absichten, wie sie Johann Friedrich auf Magdeburg ge- hegt, waren durch den Lauf der Dinge beseitigt. Der jüngste Sohn des Churfürsten Joachim, Siegmund, noch von sei- nem Lehrer geleitet, trat als Erzbischof ein. Die Oberherr- lichkeit über die Stadt theilten Joachim und August mit ihm. Im Jahr 1555 kam ein ausführlicher Vertrag, ge- nannt das Tripartit, hierüber zu Stande.
Unter dem Schrecken der Anwesenheit der braunschwei- gisch-fränkischen Truppen in Boizenburg entschloß sich Jo- hann Albrecht von Meklenburg zu der lange verweigerten Theilung des Landes mit seinem Bruder Ulrich. Die Zwi- stigkeiten zwischen Lauenburg und Ratzeburg wurden dadurch beseitigt, daß der bisherige Bischof austrat und ein meklen- burgischer Prinz ihm nachfolgte. Auch hier wirkte Herzog Heinrich mit; indeß ließ man ihn auch hier nicht allzu weit um sich greifen. Die starke Haltung welche Holstein annahm, hinderte ihn dahin vorzudringen. Der Kaiser selbst, der jetzt zwar wieder mit Heinrich in Verbindung getreten, aber auch mit Holstein gut stand, hätte es nicht gewünscht.
Durch den Gang den diese Ereignisse genommen, geschah nun nothwendig, daß die Franzosen in dem Feldzug von 1554, wiewohl sie deutsche Truppen genug an sich zogen, doch keine Hülfe von dem innern Deutschland her empfiengen.
Im Juni brach der König mit drei großen Heerhau-
Vettern freundlich und in der Güthe aller unsrer Gebrechen, benant und unbenant, genzlich und zu Grunde vertragen lassen." Der här- teste Artikel war der, nach welchem demjenigen Theil, der den Ver- trag brechen würde, seine Landschaft "widder rettig noch hilflich" seyn solle. "Gleichwol", sagt August, "haben wir dorein gewilliget, und wollen den Vortragk - - halten, thuen euch auch uf obberurten falh zu volge und vereinunge des Vortrags euer pflicht erlassen."
Beruhigung deutſcher Territorien.
Abſichten, wie ſie Johann Friedrich auf Magdeburg ge- hegt, waren durch den Lauf der Dinge beſeitigt. Der jüngſte Sohn des Churfürſten Joachim, Siegmund, noch von ſei- nem Lehrer geleitet, trat als Erzbiſchof ein. Die Oberherr- lichkeit über die Stadt theilten Joachim und Auguſt mit ihm. Im Jahr 1555 kam ein ausführlicher Vertrag, ge- nannt das Tripartit, hierüber zu Stande.
Unter dem Schrecken der Anweſenheit der braunſchwei- giſch-fränkiſchen Truppen in Boizenburg entſchloß ſich Jo- hann Albrecht von Meklenburg zu der lange verweigerten Theilung des Landes mit ſeinem Bruder Ulrich. Die Zwi- ſtigkeiten zwiſchen Lauenburg und Ratzeburg wurden dadurch beſeitigt, daß der bisherige Biſchof austrat und ein meklen- burgiſcher Prinz ihm nachfolgte. Auch hier wirkte Herzog Heinrich mit; indeß ließ man ihn auch hier nicht allzu weit um ſich greifen. Die ſtarke Haltung welche Holſtein annahm, hinderte ihn dahin vorzudringen. Der Kaiſer ſelbſt, der jetzt zwar wieder mit Heinrich in Verbindung getreten, aber auch mit Holſtein gut ſtand, hätte es nicht gewünſcht.
Durch den Gang den dieſe Ereigniſſe genommen, geſchah nun nothwendig, daß die Franzoſen in dem Feldzug von 1554, wiewohl ſie deutſche Truppen genug an ſich zogen, doch keine Hülfe von dem innern Deutſchland her empfiengen.
Im Juni brach der König mit drei großen Heerhau-
Vettern freundlich und in der Guͤthe aller unſrer Gebrechen, benant und unbenant, genzlich und zu Grunde vertragen laſſen.“ Der haͤr- teſte Artikel war der, nach welchem demjenigen Theil, der den Ver- trag brechen wuͤrde, ſeine Landſchaft „widder rettig noch hilflich“ ſeyn ſolle. „Gleichwol“, ſagt Auguſt, „haben wir dorein gewilliget, und wollen den Vortragk ‒ ‒ halten, thuen euch auch uf obberurten falh zu volge und vereinunge des Vortrags euer pflicht erlaſſen.“
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0361"n="349"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Beruhigung deutſcher Territorien</hi>.</fw><lb/><p>Abſichten, wie ſie Johann Friedrich auf Magdeburg ge-<lb/>
hegt, waren durch den Lauf der Dinge beſeitigt. Der jüngſte<lb/>
Sohn des Churfürſten Joachim, Siegmund, noch von ſei-<lb/>
nem Lehrer geleitet, trat als Erzbiſchof ein. Die Oberherr-<lb/>
lichkeit über die Stadt theilten Joachim und Auguſt mit<lb/>
ihm. Im Jahr 1555 kam ein ausführlicher Vertrag, ge-<lb/>
nannt das Tripartit, hierüber zu Stande.</p><lb/><p>Unter dem Schrecken der Anweſenheit der braunſchwei-<lb/>
giſch-fränkiſchen Truppen in Boizenburg entſchloß ſich Jo-<lb/>
hann Albrecht von Meklenburg zu der lange verweigerten<lb/>
Theilung des Landes mit ſeinem Bruder Ulrich. Die Zwi-<lb/>ſtigkeiten zwiſchen Lauenburg und Ratzeburg wurden dadurch<lb/>
beſeitigt, daß der bisherige Biſchof austrat und ein meklen-<lb/>
burgiſcher Prinz ihm nachfolgte. Auch hier wirkte Herzog<lb/>
Heinrich mit; indeß ließ man ihn auch hier nicht allzu weit<lb/>
um ſich greifen. Die ſtarke Haltung welche Holſtein annahm,<lb/>
hinderte ihn dahin vorzudringen. Der Kaiſer ſelbſt, der jetzt<lb/>
zwar wieder mit Heinrich in Verbindung getreten, aber auch<lb/>
mit Holſtein gut ſtand, hätte es nicht gewünſcht.</p><lb/><p>Durch den Gang den dieſe Ereigniſſe genommen, geſchah<lb/>
nun nothwendig, daß die Franzoſen in dem Feldzug von 1554,<lb/>
wiewohl ſie deutſche Truppen genug an ſich zogen, doch keine<lb/>
Hülfe von dem innern Deutſchland her empfiengen.</p><lb/><p>Im Juni brach der König mit drei großen Heerhau-<lb/><notexml:id="seg2pn_19_2"prev="#seg2pn_19_1"place="foot"n="2">Vettern freundlich und in der Guͤthe aller unſrer Gebrechen, benant<lb/>
und unbenant, genzlich und zu Grunde vertragen laſſen.“ Der haͤr-<lb/>
teſte Artikel war der, nach welchem demjenigen Theil, der den Ver-<lb/>
trag brechen wuͤrde, ſeine Landſchaft „widder rettig noch hilflich“ſeyn<lb/>ſolle. „Gleichwol“, ſagt Auguſt, „haben wir dorein gewilliget, und<lb/>
wollen den Vortragk ‒‒ halten, thuen euch auch uf obberurten falh<lb/>
zu volge und vereinunge des Vortrags euer pflicht erlaſſen.“</note><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[349/0361]
Beruhigung deutſcher Territorien.
Abſichten, wie ſie Johann Friedrich auf Magdeburg ge-
hegt, waren durch den Lauf der Dinge beſeitigt. Der jüngſte
Sohn des Churfürſten Joachim, Siegmund, noch von ſei-
nem Lehrer geleitet, trat als Erzbiſchof ein. Die Oberherr-
lichkeit über die Stadt theilten Joachim und Auguſt mit
ihm. Im Jahr 1555 kam ein ausführlicher Vertrag, ge-
nannt das Tripartit, hierüber zu Stande.
Unter dem Schrecken der Anweſenheit der braunſchwei-
giſch-fränkiſchen Truppen in Boizenburg entſchloß ſich Jo-
hann Albrecht von Meklenburg zu der lange verweigerten
Theilung des Landes mit ſeinem Bruder Ulrich. Die Zwi-
ſtigkeiten zwiſchen Lauenburg und Ratzeburg wurden dadurch
beſeitigt, daß der bisherige Biſchof austrat und ein meklen-
burgiſcher Prinz ihm nachfolgte. Auch hier wirkte Herzog
Heinrich mit; indeß ließ man ihn auch hier nicht allzu weit
um ſich greifen. Die ſtarke Haltung welche Holſtein annahm,
hinderte ihn dahin vorzudringen. Der Kaiſer ſelbſt, der jetzt
zwar wieder mit Heinrich in Verbindung getreten, aber auch
mit Holſtein gut ſtand, hätte es nicht gewünſcht.
Durch den Gang den dieſe Ereigniſſe genommen, geſchah
nun nothwendig, daß die Franzoſen in dem Feldzug von 1554,
wiewohl ſie deutſche Truppen genug an ſich zogen, doch keine
Hülfe von dem innern Deutſchland her empfiengen.
Im Juni brach der König mit drei großen Heerhau-
2
2 Vettern freundlich und in der Guͤthe aller unſrer Gebrechen, benant
und unbenant, genzlich und zu Grunde vertragen laſſen.“ Der haͤr-
teſte Artikel war der, nach welchem demjenigen Theil, der den Ver-
trag brechen wuͤrde, ſeine Landſchaft „widder rettig noch hilflich“ ſeyn
ſolle. „Gleichwol“, ſagt Auguſt, „haben wir dorein gewilliget, und
wollen den Vortragk ‒ ‒ halten, thuen euch auch uf obberurten falh
zu volge und vereinunge des Vortrags euer pflicht erlaſſen.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/361>, abgerufen am 26.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.