Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Beruhigung deutscher Territorien. Absichten, wie sie Johann Friedrich auf Magdeburg ge- Unter dem Schrecken der Anwesenheit der braunschwei- Durch den Gang den diese Ereignisse genommen, geschah Im Juni brach der König mit drei großen Heerhau- Vettern freundlich und in der Güthe aller unsrer Gebrechen, benant
und unbenant, genzlich und zu Grunde vertragen lassen." Der här- teste Artikel war der, nach welchem demjenigen Theil, der den Ver- trag brechen würde, seine Landschaft "widder rettig noch hilflich" seyn solle. "Gleichwol", sagt August, "haben wir dorein gewilliget, und wollen den Vortragk - - halten, thuen euch auch uf obberurten falh zu volge und vereinunge des Vortrags euer pflicht erlassen." Beruhigung deutſcher Territorien. Abſichten, wie ſie Johann Friedrich auf Magdeburg ge- Unter dem Schrecken der Anweſenheit der braunſchwei- Durch den Gang den dieſe Ereigniſſe genommen, geſchah Im Juni brach der König mit drei großen Heerhau- Vettern freundlich und in der Guͤthe aller unſrer Gebrechen, benant
und unbenant, genzlich und zu Grunde vertragen laſſen.“ Der haͤr- teſte Artikel war der, nach welchem demjenigen Theil, der den Ver- trag brechen wuͤrde, ſeine Landſchaft „widder rettig noch hilflich“ ſeyn ſolle. „Gleichwol“, ſagt Auguſt, „haben wir dorein gewilliget, und wollen den Vortragk ‒ ‒ halten, thuen euch auch uf obberurten falh zu volge und vereinunge des Vortrags euer pflicht erlaſſen.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0361" n="349"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Beruhigung deutſcher Territorien</hi>.</fw><lb/> <p>Abſichten, wie ſie Johann Friedrich auf Magdeburg ge-<lb/> hegt, waren durch den Lauf der Dinge beſeitigt. Der jüngſte<lb/> Sohn des Churfürſten Joachim, Siegmund, noch von ſei-<lb/> nem Lehrer geleitet, trat als Erzbiſchof ein. Die Oberherr-<lb/> lichkeit über die Stadt theilten Joachim und Auguſt mit<lb/> ihm. Im Jahr 1555 kam ein ausführlicher Vertrag, ge-<lb/> nannt das Tripartit, hierüber zu Stande.</p><lb/> <p>Unter dem Schrecken der Anweſenheit der braunſchwei-<lb/> giſch-fränkiſchen Truppen in Boizenburg entſchloß ſich Jo-<lb/> hann Albrecht von Meklenburg zu der lange verweigerten<lb/> Theilung des Landes mit ſeinem Bruder Ulrich. Die Zwi-<lb/> ſtigkeiten zwiſchen Lauenburg und Ratzeburg wurden dadurch<lb/> beſeitigt, daß der bisherige Biſchof austrat und ein meklen-<lb/> burgiſcher Prinz ihm nachfolgte. Auch hier wirkte Herzog<lb/> Heinrich mit; indeß ließ man ihn auch hier nicht allzu weit<lb/> um ſich greifen. Die ſtarke Haltung welche Holſtein annahm,<lb/> hinderte ihn dahin vorzudringen. Der Kaiſer ſelbſt, der jetzt<lb/> zwar wieder mit Heinrich in Verbindung getreten, aber auch<lb/> mit Holſtein gut ſtand, hätte es nicht gewünſcht.</p><lb/> <p>Durch den Gang den dieſe Ereigniſſe genommen, geſchah<lb/> nun nothwendig, daß die Franzoſen in dem Feldzug von 1554,<lb/> wiewohl ſie deutſche Truppen genug an ſich zogen, doch keine<lb/> Hülfe von dem innern Deutſchland her empfiengen.</p><lb/> <p>Im Juni brach der König mit drei großen Heerhau-<lb/><note xml:id="seg2pn_19_2" prev="#seg2pn_19_1" place="foot" n="2">Vettern freundlich und in der Guͤthe aller unſrer Gebrechen, benant<lb/> und unbenant, genzlich und zu Grunde vertragen laſſen.“ Der haͤr-<lb/> teſte Artikel war der, nach welchem demjenigen Theil, der den Ver-<lb/> trag brechen wuͤrde, ſeine Landſchaft „widder rettig noch hilflich“ ſeyn<lb/> ſolle. „Gleichwol“, ſagt Auguſt, „haben wir dorein gewilliget, und<lb/> wollen den Vortragk ‒ ‒ halten, thuen euch auch uf obberurten falh<lb/> zu volge und vereinunge des Vortrags euer pflicht erlaſſen.“</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [349/0361]
Beruhigung deutſcher Territorien.
Abſichten, wie ſie Johann Friedrich auf Magdeburg ge-
hegt, waren durch den Lauf der Dinge beſeitigt. Der jüngſte
Sohn des Churfürſten Joachim, Siegmund, noch von ſei-
nem Lehrer geleitet, trat als Erzbiſchof ein. Die Oberherr-
lichkeit über die Stadt theilten Joachim und Auguſt mit
ihm. Im Jahr 1555 kam ein ausführlicher Vertrag, ge-
nannt das Tripartit, hierüber zu Stande.
Unter dem Schrecken der Anweſenheit der braunſchwei-
giſch-fränkiſchen Truppen in Boizenburg entſchloß ſich Jo-
hann Albrecht von Meklenburg zu der lange verweigerten
Theilung des Landes mit ſeinem Bruder Ulrich. Die Zwi-
ſtigkeiten zwiſchen Lauenburg und Ratzeburg wurden dadurch
beſeitigt, daß der bisherige Biſchof austrat und ein meklen-
burgiſcher Prinz ihm nachfolgte. Auch hier wirkte Herzog
Heinrich mit; indeß ließ man ihn auch hier nicht allzu weit
um ſich greifen. Die ſtarke Haltung welche Holſtein annahm,
hinderte ihn dahin vorzudringen. Der Kaiſer ſelbſt, der jetzt
zwar wieder mit Heinrich in Verbindung getreten, aber auch
mit Holſtein gut ſtand, hätte es nicht gewünſcht.
Durch den Gang den dieſe Ereigniſſe genommen, geſchah
nun nothwendig, daß die Franzoſen in dem Feldzug von 1554,
wiewohl ſie deutſche Truppen genug an ſich zogen, doch keine
Hülfe von dem innern Deutſchland her empfiengen.
Im Juni brach der König mit drei großen Heerhau-
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2 Vettern freundlich und in der Guͤthe aller unſrer Gebrechen, benant
und unbenant, genzlich und zu Grunde vertragen laſſen.“ Der haͤr-
teſte Artikel war der, nach welchem demjenigen Theil, der den Ver-
trag brechen wuͤrde, ſeine Landſchaft „widder rettig noch hilflich“ ſeyn
ſolle. „Gleichwol“, ſagt Auguſt, „haben wir dorein gewilliget, und
wollen den Vortragk ‒ ‒ halten, thuen euch auch uf obberurten falh
zu volge und vereinunge des Vortrags euer pflicht erlaſſen.“
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