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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Berathungen über den Religionsfrieden.
übergeben worden, aufzuführen. Es verdient angemerkt zu
werden, daß die weltlichen Churfürsten schon das Erste zu-
rückwiesen, denn auch auf der andern Seite bekenne man
eine einzige katholische Kirche; selbst den Ausdruck "Ver-
wandte der alten Religion" gaben sie nur zu, weil er schon
im Passauer Vertrag gebraucht worden; aber noch viel be-
merkenswerther und auffallender ist es, daß sie die ausdrück-
liche Beschränkung auf die im Jahre 1530 übergebene Con-
fession verwarfen. Sie erinnerten sich, daß die kleine auf
die Herstellung der Eintracht in der Abendmahlslehre be-
zügliche Abänderung der ursprünglichen Worte von den Geg-
nern schon öfters hatte benutzt werden wollen sie zu ent-
zweien. Nicht allein Pfalz stimmte gegen die Nahmhaftma-
chung der Jahrzahl, sondern auch Sachsen war dagegen.
Der sächsische Bevollmächtigte erklärte, die Dinge so enge
einzuziehen, würde Mißtrauen erzeugen: hier handle man
nicht von Religionsartikeln, sondern vom Frieden; am besten
werde man thun, wenn man auch hier dem passauischen Ver-
trage folge, worin die Confession im Allgemeinen genannt
worden, ohne das Jahr. 1

Und so war der Beschluß, einen Frieden aufzurichten,
der unberührt von den Differenzen der religiösen Systeme,
der protestantischen Meinung und Verfassung im Ganzen
und Großen ein ungefährdetes Daseyn gewähren, aller Ge-
waltsamkeit aus religiösem Grunde zwischen den verschiede-
nen Ständen auf immer ein Ende machen sollte.


1 Schreiben der sächsischen Gesandten o. D., in der Samm-
lung zwischen den Briefen vom 16 und 22 März eingeschaltet. Im
Anhang.

Berathungen uͤber den Religionsfrieden.
übergeben worden, aufzuführen. Es verdient angemerkt zu
werden, daß die weltlichen Churfürſten ſchon das Erſte zu-
rückwieſen, denn auch auf der andern Seite bekenne man
eine einzige katholiſche Kirche; ſelbſt den Ausdruck „Ver-
wandte der alten Religion“ gaben ſie nur zu, weil er ſchon
im Paſſauer Vertrag gebraucht worden; aber noch viel be-
merkenswerther und auffallender iſt es, daß ſie die ausdrück-
liche Beſchränkung auf die im Jahre 1530 übergebene Con-
feſſion verwarfen. Sie erinnerten ſich, daß die kleine auf
die Herſtellung der Eintracht in der Abendmahlslehre be-
zügliche Abänderung der urſprünglichen Worte von den Geg-
nern ſchon öfters hatte benutzt werden wollen ſie zu ent-
zweien. Nicht allein Pfalz ſtimmte gegen die Nahmhaftma-
chung der Jahrzahl, ſondern auch Sachſen war dagegen.
Der ſächſiſche Bevollmächtigte erklärte, die Dinge ſo enge
einzuziehen, würde Mißtrauen erzeugen: hier handle man
nicht von Religionsartikeln, ſondern vom Frieden; am beſten
werde man thun, wenn man auch hier dem paſſauiſchen Ver-
trage folge, worin die Confeſſion im Allgemeinen genannt
worden, ohne das Jahr. 1

Und ſo war der Beſchluß, einen Frieden aufzurichten,
der unberührt von den Differenzen der religiöſen Syſteme,
der proteſtantiſchen Meinung und Verfaſſung im Ganzen
und Großen ein ungefährdetes Daſeyn gewähren, aller Ge-
waltſamkeit aus religiöſem Grunde zwiſchen den verſchiede-
nen Ständen auf immer ein Ende machen ſollte.


1 Schreiben der ſaͤchſiſchen Geſandten o. D., in der Samm-
lung zwiſchen den Briefen vom 16 und 22 Maͤrz eingeſchaltet. Im
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[363/0375] Berathungen uͤber den Religionsfrieden. übergeben worden, aufzuführen. Es verdient angemerkt zu werden, daß die weltlichen Churfürſten ſchon das Erſte zu- rückwieſen, denn auch auf der andern Seite bekenne man eine einzige katholiſche Kirche; ſelbſt den Ausdruck „Ver- wandte der alten Religion“ gaben ſie nur zu, weil er ſchon im Paſſauer Vertrag gebraucht worden; aber noch viel be- merkenswerther und auffallender iſt es, daß ſie die ausdrück- liche Beſchränkung auf die im Jahre 1530 übergebene Con- feſſion verwarfen. Sie erinnerten ſich, daß die kleine auf die Herſtellung der Eintracht in der Abendmahlslehre be- zügliche Abänderung der urſprünglichen Worte von den Geg- nern ſchon öfters hatte benutzt werden wollen ſie zu ent- zweien. Nicht allein Pfalz ſtimmte gegen die Nahmhaftma- chung der Jahrzahl, ſondern auch Sachſen war dagegen. Der ſächſiſche Bevollmächtigte erklärte, die Dinge ſo enge einzuziehen, würde Mißtrauen erzeugen: hier handle man nicht von Religionsartikeln, ſondern vom Frieden; am beſten werde man thun, wenn man auch hier dem paſſauiſchen Ver- trage folge, worin die Confeſſion im Allgemeinen genannt worden, ohne das Jahr. 1 Und ſo war der Beſchluß, einen Frieden aufzurichten, der unberührt von den Differenzen der religiöſen Syſteme, der proteſtantiſchen Meinung und Verfaſſung im Ganzen und Großen ein ungefährdetes Daſeyn gewähren, aller Ge- waltſamkeit aus religiöſem Grunde zwiſchen den verſchiede- nen Ständen auf immer ein Ende machen ſollte. 1 Schreiben der ſaͤchſiſchen Geſandten o. D., in der Samm- lung zwiſchen den Briefen vom 16 und 22 Maͤrz eingeſchaltet. Im Anhang.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/375>, abgerufen am 24.11.2024.