In Estremadura, in der Vera von Placencia, die den alten Ruf gesunder Luft genießt, in der Mitte von Baum- pflanzungen, die von frischen Quellen und Bächen vom Ge- birge belebt sind, liegt das Hieronymitenkloster Juste, das damals aus zwei Klostergebäuden und einer Kirche bestand, an dem Abhang eines Hügels der es vor den Nordwinden schützt, in vollkommener Einsamkeit. Dahin hatte sich der Kaiser sogleich nach seiner Ankunft in Spanien begeben.
Man dürfte nicht glauben daß er ein Klosterbruder ge- worden sey. Er wohnte nicht in dem Kloster, sondern an der Kirche war ihm ein eigenes Haus erbaut; unfern davon waren Wohnungen für seine Dienerschaft eingerichtet, die noch den ganzen Apparat einer regelmäßigen Hofhaltung dar- stellt. 1 Auch ist ein Irrthum, anzunehmen, daß er aller Theil- nahme an den Geschäften entsagt habe. Mit seinem Sohne stand er in unausgesetztem Briefwechsel, und dieser bat ihn noch zuweilen, die Gewalt wiederzuergreifen: in Spanien un- ternahm er noch einiges auf eigne Hand. Unter andern finde ich, daß er nach dem Tode König Johanns III von Portugal im J. 1557 jenen Francisco de Borja, der damals in den Jesuiterorden getreten war, nach Lissabon schickte, unter dem Scheine einer Visitation dortiger Collegien, aber in der That, um zu bewirken, daß in die neue Huldigung der junge Deu Carlos, sein Enkel, aufgenommen werde. 2 Der Unterschied
1 Aus den Legaten seines Testamentes lernt man die Mitglie- der derselben kennen, -- eine ganze Anzahl Kammerdiener, besondre Diener für die Fruchtkammer, Obstkammer, Lichtbeschließerei, Auf- bewahrung der Kleider, der Juwelen, meistens Niederländer, jedoch unter einem spanischen Oberhofmeister Luis Quixada. Der Leibarzt und eine Apotheke fehlten nicht.
2que desejava que Portugal jurasse condicionalmente na
Letzte Tage CarlsV.
In Eſtremadura, in der Vera von Placencia, die den alten Ruf geſunder Luft genießt, in der Mitte von Baum- pflanzungen, die von friſchen Quellen und Bächen vom Ge- birge belebt ſind, liegt das Hieronymitenkloſter Juſte, das damals aus zwei Kloſtergebäuden und einer Kirche beſtand, an dem Abhang eines Hügels der es vor den Nordwinden ſchützt, in vollkommener Einſamkeit. Dahin hatte ſich der Kaiſer ſogleich nach ſeiner Ankunft in Spanien begeben.
Man dürfte nicht glauben daß er ein Kloſterbruder ge- worden ſey. Er wohnte nicht in dem Kloſter, ſondern an der Kirche war ihm ein eigenes Haus erbaut; unfern davon waren Wohnungen für ſeine Dienerſchaft eingerichtet, die noch den ganzen Apparat einer regelmäßigen Hofhaltung dar- ſtellt. 1 Auch iſt ein Irrthum, anzunehmen, daß er aller Theil- nahme an den Geſchäften entſagt habe. Mit ſeinem Sohne ſtand er in unausgeſetztem Briefwechſel, und dieſer bat ihn noch zuweilen, die Gewalt wiederzuergreifen: in Spanien un- ternahm er noch einiges auf eigne Hand. Unter andern finde ich, daß er nach dem Tode König Johanns III von Portugal im J. 1557 jenen Francisco de Borja, der damals in den Jeſuiterorden getreten war, nach Liſſabon ſchickte, unter dem Scheine einer Viſitation dortiger Collegien, aber in der That, um zu bewirken, daß in die neue Huldigung der junge Deu Carlos, ſein Enkel, aufgenommen werde. 2 Der Unterſchied
1 Aus den Legaten ſeines Teſtamentes lernt man die Mitglie- der derſelben kennen, — eine ganze Anzahl Kammerdiener, beſondre Diener fuͤr die Fruchtkammer, Obſtkammer, Lichtbeſchließerei, Auf- bewahrung der Kleider, der Juwelen, meiſtens Niederlaͤnder, jedoch unter einem ſpaniſchen Oberhofmeiſter Luis Quixada. Der Leibarzt und eine Apotheke fehlten nicht.
2que desejava que Portugal jurasse condicionalmente na
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Letzte Tage Carls V.
In Eſtremadura, in der Vera von Placencia, die den
alten Ruf geſunder Luft genießt, in der Mitte von Baum-
pflanzungen, die von friſchen Quellen und Bächen vom Ge-
birge belebt ſind, liegt das Hieronymitenkloſter Juſte, das
damals aus zwei Kloſtergebäuden und einer Kirche beſtand,
an dem Abhang eines Hügels der es vor den Nordwinden
ſchützt, in vollkommener Einſamkeit. Dahin hatte ſich der
Kaiſer ſogleich nach ſeiner Ankunft in Spanien begeben.
Man dürfte nicht glauben daß er ein Kloſterbruder ge-
worden ſey. Er wohnte nicht in dem Kloſter, ſondern an
der Kirche war ihm ein eigenes Haus erbaut; unfern davon
waren Wohnungen für ſeine Dienerſchaft eingerichtet, die
noch den ganzen Apparat einer regelmäßigen Hofhaltung dar-
ſtellt. 1 Auch iſt ein Irrthum, anzunehmen, daß er aller Theil-
nahme an den Geſchäften entſagt habe. Mit ſeinem Sohne
ſtand er in unausgeſetztem Briefwechſel, und dieſer bat ihn
noch zuweilen, die Gewalt wiederzuergreifen: in Spanien un-
ternahm er noch einiges auf eigne Hand. Unter andern finde
ich, daß er nach dem Tode König Johanns III von Portugal
im J. 1557 jenen Francisco de Borja, der damals in den
Jeſuiterorden getreten war, nach Liſſabon ſchickte, unter dem
Scheine einer Viſitation dortiger Collegien, aber in der That,
um zu bewirken, daß in die neue Huldigung der junge Deu
Carlos, ſein Enkel, aufgenommen werde. 2 Der Unterſchied
1 Aus den Legaten ſeines Teſtamentes lernt man die Mitglie-
der derſelben kennen, — eine ganze Anzahl Kammerdiener, beſondre
Diener fuͤr die Fruchtkammer, Obſtkammer, Lichtbeſchließerei, Auf-
bewahrung der Kleider, der Juwelen, meiſtens Niederlaͤnder, jedoch
unter einem ſpaniſchen Oberhofmeiſter Luis Quixada. Der Leibarzt
und eine Apotheke fehlten nicht.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/435>, abgerufen am 17.06.2024.
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