ben verstoßenen griechischen Musen bei ihm im Norden ihre Zuflucht suchen. 1
Dabei behaupteten sich aber auch noch einige Schulen in großem Ruf.
Erst seit dem Jahre 1531 entwickelte sich das ganze Verdienst Valentin Trotzendorfs in Goldberg; -- er hatte eine Art von Jugendrepublik errichtet, mit Consuln, Sena- toren, Censoren, in deren Mitte er sich selber als immerwäh- renden Dictator aufstellte.
Der letzte Abt von Ilfeld, der dieses Kloster aus eig- nem Antrieb in eine Schule verwandelt hatte, fand in einem Zögling von Goldberg, Michael Neander, ganz den Mann, der dazu gehörte, nach seinem Tode diese Stiftung fortzu- führen und ihr allgemeine Wirksamkeit zu verschaffen: -- ei- nen stillen Gelehrten, von gebrechlichem Körper und einem in seiner Tiefe der Religion zugewandten Gemüthe, aber doch weltklug und umsichtig genug, um seine Klosterschule gegen die Ansprüche mächtiger Nachbarn zu schützen, und von unermüdlicher Thätigkeit. Die Kenntniß der griechi- schen Sprache hat er in den niedersächsischen Gegenden erst verbreitet; er wird als ein zweiter Lehrer von Deutschland gepriesen. 2
Eine fast noch mehr europäische als deutsche Wirksam-
1Ergo per extremam Germani litoris oram Hospitium miserae supplice voce petunt. Corp. Ref. X. Carm. nr. 249.
2Juventutis formandae artifex juxta dexterrimus ac feli- cissimus. Rhodomannus, Oratio de lingua graeca, der diese Aus- drücke braucht, fügt hinzu: man habe auch griechisch bei ihm schrei- ben lernen: es sey wohl gesagt worden: "plures ex eo gymnasio graece doctos quam proceres ex equo trojano." Havemann Mit- theilungen aus dem Leben Neanders p. 23. 24.
Zehntes Buch. Achtes Capitel.
ben verſtoßenen griechiſchen Muſen bei ihm im Norden ihre Zuflucht ſuchen. 1
Dabei behaupteten ſich aber auch noch einige Schulen in großem Ruf.
Erſt ſeit dem Jahre 1531 entwickelte ſich das ganze Verdienſt Valentin Trotzendorfs in Goldberg; — er hatte eine Art von Jugendrepublik errichtet, mit Conſuln, Sena- toren, Cenſoren, in deren Mitte er ſich ſelber als immerwäh- renden Dictator aufſtellte.
Der letzte Abt von Ilfeld, der dieſes Kloſter aus eig- nem Antrieb in eine Schule verwandelt hatte, fand in einem Zögling von Goldberg, Michael Neander, ganz den Mann, der dazu gehörte, nach ſeinem Tode dieſe Stiftung fortzu- führen und ihr allgemeine Wirkſamkeit zu verſchaffen: — ei- nen ſtillen Gelehrten, von gebrechlichem Körper und einem in ſeiner Tiefe der Religion zugewandten Gemüthe, aber doch weltklug und umſichtig genug, um ſeine Kloſterſchule gegen die Anſprüche mächtiger Nachbarn zu ſchützen, und von unermüdlicher Thätigkeit. Die Kenntniß der griechi- ſchen Sprache hat er in den niederſächſiſchen Gegenden erſt verbreitet; er wird als ein zweiter Lehrer von Deutſchland geprieſen. 2
Eine faſt noch mehr europäiſche als deutſche Wirkſam-
1Ergo per extremam Germani litoris oram Hospitium miserae supplice voce petunt. Corp. Ref. X. Carm. nr. 249.
2Juventutis formandae artifex juxta dexterrimus ac feli- cissimus. Rhodomannus, Oratio de lingua graeca, der dieſe Aus- druͤcke braucht, fuͤgt hinzu: man habe auch griechiſch bei ihm ſchrei- ben lernen: es ſey wohl geſagt worden: „plures ex eo gymnasio graece doctos quam proceres ex equo trojano.“ Havemann Mit- theilungen aus dem Leben Neanders p. 23. 24.
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Zehntes Buch. Achtes Capitel.
ben verſtoßenen griechiſchen Muſen bei ihm im Norden ihre
Zuflucht ſuchen. 1
Dabei behaupteten ſich aber auch noch einige Schulen
in großem Ruf.
Erſt ſeit dem Jahre 1531 entwickelte ſich das ganze
Verdienſt Valentin Trotzendorfs in Goldberg; — er hatte
eine Art von Jugendrepublik errichtet, mit Conſuln, Sena-
toren, Cenſoren, in deren Mitte er ſich ſelber als immerwäh-
renden Dictator aufſtellte.
Der letzte Abt von Ilfeld, der dieſes Kloſter aus eig-
nem Antrieb in eine Schule verwandelt hatte, fand in einem
Zögling von Goldberg, Michael Neander, ganz den Mann,
der dazu gehörte, nach ſeinem Tode dieſe Stiftung fortzu-
führen und ihr allgemeine Wirkſamkeit zu verſchaffen: — ei-
nen ſtillen Gelehrten, von gebrechlichem Körper und einem
in ſeiner Tiefe der Religion zugewandten Gemüthe, aber
doch weltklug und umſichtig genug, um ſeine Kloſterſchule
gegen die Anſprüche mächtiger Nachbarn zu ſchützen, und
von unermüdlicher Thätigkeit. Die Kenntniß der griechi-
ſchen Sprache hat er in den niederſächſiſchen Gegenden erſt
verbreitet; er wird als ein zweiter Lehrer von Deutſchland
geprieſen. 2
Eine faſt noch mehr europäiſche als deutſche Wirkſam-
1 Ergo per extremam Germani litoris oram
Hospitium miserae supplice voce petunt.
Corp. Ref. X. Carm. nr. 249.
2 Juventutis formandae artifex juxta dexterrimus ac feli-
cissimus. Rhodomannus, Oratio de lingua graeca, der dieſe Aus-
druͤcke braucht, fuͤgt hinzu: man habe auch griechiſch bei ihm ſchrei-
ben lernen: es ſey wohl geſagt worden: „plures ex eo gymnasio
graece doctos quam proceres ex equo trojano.“ Havemann Mit-
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/478>, abgerufen am 21.06.2024.
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