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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Neuntes Buch. Zweites Capitel.
meide. Hierauf entschloß sich die Stadt, Anfang Februar
1549, dem Bischof zu versprechen, daß in ihren Mauern
nicht mehr wider das Interim gepredigt werden solle. 1 In
diesem Beschluß sahen Männer wie Butzer und Fagius ihre
Entlassung. Butzer fühlte sich ohnehin durch den Ruf, daß
er allzu nachgiebig sey, zu viel auf Vergleichung denke, der
wie ein Schicksal auf ihm lastete, gedrückt, und wollte den-
selben um keinen Preis bestätigen. Fagius entschuldigte in
seiner Abschiedspredigt den Rath, der so lange als möglich
festgehalten, und die zurückbleibenden Prediger, die gewiß
von der rechten Lehre nicht abfallen würden: für sich bat
er um die Fürbitte der Gemeine daß er standhaft bleibe in
seinem Kreuz. 2

Ich nenne nur die vornehmsten Namen: eine große
Menge Anderer gesellte sich den Flüchtigen zu. Man wollte
bei 400 verjagte Prediger im Oberland zählen.

Diese Standhaftigkeit fand nun aber auch weiter im
Norden und Osten Nachahmung.

Einer Vereinbarung welche Markgraf Albrecht von Culm-
bach mit seinen Landständen auf den Grund des Interims
getroffen, widersetzten sich die Prediger um so mehr, da man
sich vorbehalten hatte, daran zu mehren oder zu mindern.
Ein langes Sorgen, sagten sie, sey ein langes Sterben: sie
verpflichte ihr Eid, nur das lautere Gotteswort zu lehren;
wolle man sie zwingen davon abzuweichen, so wollten sie
hiemit sammt und sonders um ihren Abschied gebeten haben.

1 Bucerus Calvino 9 Jan. 7 Febr., in Epistolis Calvini
nr.
96 (ein vortrefflicher Brief) und nr. 98.
2 Ein Auszug dieser Predigt findet sich in der schwäbischen
Chronik des Martin Crusius, der sie hörte, II, 274.

Neuntes Buch. Zweites Capitel.
meide. Hierauf entſchloß ſich die Stadt, Anfang Februar
1549, dem Biſchof zu verſprechen, daß in ihren Mauern
nicht mehr wider das Interim gepredigt werden ſolle. 1 In
dieſem Beſchluß ſahen Männer wie Butzer und Fagius ihre
Entlaſſung. Butzer fühlte ſich ohnehin durch den Ruf, daß
er allzu nachgiebig ſey, zu viel auf Vergleichung denke, der
wie ein Schickſal auf ihm laſtete, gedrückt, und wollte den-
ſelben um keinen Preis beſtätigen. Fagius entſchuldigte in
ſeiner Abſchiedspredigt den Rath, der ſo lange als möglich
feſtgehalten, und die zurückbleibenden Prediger, die gewiß
von der rechten Lehre nicht abfallen würden: für ſich bat
er um die Fürbitte der Gemeine daß er ſtandhaft bleibe in
ſeinem Kreuz. 2

Ich nenne nur die vornehmſten Namen: eine große
Menge Anderer geſellte ſich den Flüchtigen zu. Man wollte
bei 400 verjagte Prediger im Oberland zählen.

Dieſe Standhaftigkeit fand nun aber auch weiter im
Norden und Oſten Nachahmung.

Einer Vereinbarung welche Markgraf Albrecht von Culm-
bach mit ſeinen Landſtänden auf den Grund des Interims
getroffen, widerſetzten ſich die Prediger um ſo mehr, da man
ſich vorbehalten hatte, daran zu mehren oder zu mindern.
Ein langes Sorgen, ſagten ſie, ſey ein langes Sterben: ſie
verpflichte ihr Eid, nur das lautere Gotteswort zu lehren;
wolle man ſie zwingen davon abzuweichen, ſo wollten ſie
hiemit ſammt und ſonders um ihren Abſchied gebeten haben.

1 Bucerus Calvino 9 Jan. 7 Febr., in Epistolis Calvini
nr.
96 (ein vortrefflicher Brief) und nr. 98.
2 Ein Auszug dieſer Predigt findet ſich in der ſchwaͤbiſchen
Chronik des Martin Cruſius, der ſie hoͤrte, II, 274.
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[68/0080] Neuntes Buch. Zweites Capitel. meide. Hierauf entſchloß ſich die Stadt, Anfang Februar 1549, dem Biſchof zu verſprechen, daß in ihren Mauern nicht mehr wider das Interim gepredigt werden ſolle. 1 In dieſem Beſchluß ſahen Männer wie Butzer und Fagius ihre Entlaſſung. Butzer fühlte ſich ohnehin durch den Ruf, daß er allzu nachgiebig ſey, zu viel auf Vergleichung denke, der wie ein Schickſal auf ihm laſtete, gedrückt, und wollte den- ſelben um keinen Preis beſtätigen. Fagius entſchuldigte in ſeiner Abſchiedspredigt den Rath, der ſo lange als möglich feſtgehalten, und die zurückbleibenden Prediger, die gewiß von der rechten Lehre nicht abfallen würden: für ſich bat er um die Fürbitte der Gemeine daß er ſtandhaft bleibe in ſeinem Kreuz. 2 Ich nenne nur die vornehmſten Namen: eine große Menge Anderer geſellte ſich den Flüchtigen zu. Man wollte bei 400 verjagte Prediger im Oberland zählen. Dieſe Standhaftigkeit fand nun aber auch weiter im Norden und Oſten Nachahmung. Einer Vereinbarung welche Markgraf Albrecht von Culm- bach mit ſeinen Landſtänden auf den Grund des Interims getroffen, widerſetzten ſich die Prediger um ſo mehr, da man ſich vorbehalten hatte, daran zu mehren oder zu mindern. Ein langes Sorgen, ſagten ſie, ſey ein langes Sterben: ſie verpflichte ihr Eid, nur das lautere Gotteswort zu lehren; wolle man ſie zwingen davon abzuweichen, ſo wollten ſie hiemit ſammt und ſonders um ihren Abſchied gebeten haben. 1 Bucerus Calvino 9 Jan. 7 Febr., in Epistolis Calvini nr. 96 (ein vortrefflicher Brief) und nr. 98. 2 Ein Auszug dieſer Predigt findet ſich in der ſchwaͤbiſchen Chronik des Martin Cruſius, der ſie hoͤrte, II, 274.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/80>, abgerufen am 21.11.2024.