Reich, Moses Josef: Mammon im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–45. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Strauß! -- Und darum weinst du? -- Ja, wenn Sie wüßten, antwortete Trude, welcher das "du" Martin's heiß machte. -- Sag mir auch "du"! bat er und zog sie an sich, nachdem er seine Hände mit warmem Wasser gereinigt hatte. Ach, wenn du wüßtest! wiederholte Trude und kam dem Martin auf den Schooß zu sitzen. -- Sag's heraus! was hat's denn mit der Mühle? fragte er und küßte sie heißer als gestern, als wollte er durch Wärme ersetzen, was er an äußerem Werthe verloren zu haben glaubte. Sie erzählte ihm von Sommer's Antrag, ihrem Abscheu, von den Schätzen, die er ihr versprochen, wie sie auf den Gedanken kam, er solle ihr eine Mühle bauen, um Zeit zu gewinnen; da sah sie ihn liebevoll an und gestand erröthend, sie habe seiner so oft gedacht, und daß er ihr von Gott bestimmt sein müsse -- in Martin aber war ein Gedanke entflammt, welcher ihn gar sehr aufregte. -- Wo hat er denn seinen Schatz? fragte er zerstreut, da seine Sinne an dem Worte Trudens hängen geblieben waren und das Spätere daran spurlos vorübergegangen war. -- In seiner Kammer! sagte Trude und sah Martin bestürzt an, welcher sich von ihr losgemacht hatte und stürmisch bewegt im Stübchen auf und ab lief. Was hast denn? fragte sie den Geliebten -- keine Antwort! was hast denn? -- Mädel! rief der Soldat und ergriff ihre Hand, hast du mich auch lieb? -- Ich muß ja, sonst käm ich ja nicht 'rüber! -- Gut. So wirst du Strauß! — Und darum weinst du? — Ja, wenn Sie wüßten, antwortete Trude, welcher das „du“ Martin's heiß machte. — Sag mir auch „du“! bat er und zog sie an sich, nachdem er seine Hände mit warmem Wasser gereinigt hatte. Ach, wenn du wüßtest! wiederholte Trude und kam dem Martin auf den Schooß zu sitzen. — Sag's heraus! was hat's denn mit der Mühle? fragte er und küßte sie heißer als gestern, als wollte er durch Wärme ersetzen, was er an äußerem Werthe verloren zu haben glaubte. Sie erzählte ihm von Sommer's Antrag, ihrem Abscheu, von den Schätzen, die er ihr versprochen, wie sie auf den Gedanken kam, er solle ihr eine Mühle bauen, um Zeit zu gewinnen; da sah sie ihn liebevoll an und gestand erröthend, sie habe seiner so oft gedacht, und daß er ihr von Gott bestimmt sein müsse — in Martin aber war ein Gedanke entflammt, welcher ihn gar sehr aufregte. — Wo hat er denn seinen Schatz? fragte er zerstreut, da seine Sinne an dem Worte Trudens hängen geblieben waren und das Spätere daran spurlos vorübergegangen war. — In seiner Kammer! sagte Trude und sah Martin bestürzt an, welcher sich von ihr losgemacht hatte und stürmisch bewegt im Stübchen auf und ab lief. Was hast denn? fragte sie den Geliebten — keine Antwort! was hast denn? — Mädel! rief der Soldat und ergriff ihre Hand, hast du mich auch lieb? — Ich muß ja, sonst käm ich ja nicht 'rüber! — Gut. So wirst du <TEI> <text> <body> <div n="0"> <p><pb facs="#f0040"/> Strauß! — Und darum weinst du? — Ja, wenn Sie wüßten, antwortete Trude, welcher das „du“ Martin's heiß machte. — Sag mir auch „du“! bat er und zog sie an sich, nachdem er seine Hände mit warmem Wasser gereinigt hatte. Ach, wenn du wüßtest! wiederholte Trude und kam dem Martin auf den Schooß zu sitzen. — Sag's heraus! was hat's denn mit der Mühle? fragte er und küßte sie heißer als gestern, als wollte er durch Wärme ersetzen, was er an äußerem Werthe verloren zu haben glaubte. Sie erzählte ihm von Sommer's Antrag, ihrem Abscheu, von den Schätzen, die er ihr versprochen, wie sie auf den Gedanken kam, er solle ihr eine Mühle bauen, um Zeit zu gewinnen; da sah sie ihn liebevoll an und gestand erröthend, sie habe seiner so oft gedacht, und daß er ihr von Gott bestimmt sein müsse — in Martin aber war ein Gedanke entflammt, welcher ihn gar sehr aufregte. — Wo hat er denn seinen Schatz? fragte er zerstreut, da seine Sinne an dem Worte Trudens hängen geblieben waren und das Spätere daran spurlos vorübergegangen war. — In seiner Kammer! sagte Trude und sah Martin bestürzt an, welcher sich von ihr losgemacht hatte und stürmisch bewegt im Stübchen auf und ab lief. Was hast denn? fragte sie den Geliebten — keine Antwort! was hast denn? — Mädel! rief der Soldat und ergriff ihre Hand, hast du mich auch lieb? — Ich muß ja, sonst käm ich ja nicht 'rüber! — Gut. So wirst du<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0040]
Strauß! — Und darum weinst du? — Ja, wenn Sie wüßten, antwortete Trude, welcher das „du“ Martin's heiß machte. — Sag mir auch „du“! bat er und zog sie an sich, nachdem er seine Hände mit warmem Wasser gereinigt hatte. Ach, wenn du wüßtest! wiederholte Trude und kam dem Martin auf den Schooß zu sitzen. — Sag's heraus! was hat's denn mit der Mühle? fragte er und küßte sie heißer als gestern, als wollte er durch Wärme ersetzen, was er an äußerem Werthe verloren zu haben glaubte. Sie erzählte ihm von Sommer's Antrag, ihrem Abscheu, von den Schätzen, die er ihr versprochen, wie sie auf den Gedanken kam, er solle ihr eine Mühle bauen, um Zeit zu gewinnen; da sah sie ihn liebevoll an und gestand erröthend, sie habe seiner so oft gedacht, und daß er ihr von Gott bestimmt sein müsse — in Martin aber war ein Gedanke entflammt, welcher ihn gar sehr aufregte. — Wo hat er denn seinen Schatz? fragte er zerstreut, da seine Sinne an dem Worte Trudens hängen geblieben waren und das Spätere daran spurlos vorübergegangen war. — In seiner Kammer! sagte Trude und sah Martin bestürzt an, welcher sich von ihr losgemacht hatte und stürmisch bewegt im Stübchen auf und ab lief. Was hast denn? fragte sie den Geliebten — keine Antwort! was hast denn? — Mädel! rief der Soldat und ergriff ihre Hand, hast du mich auch lieb? — Ich muß ja, sonst käm ich ja nicht 'rüber! — Gut. So wirst du
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Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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