Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.12. Cap. Von allerhand Samen, ja solches ein jeder Bauer. Jch gestehe solcheszwar gerne ein; allein es ist alhier ein Unter- schied zwischen denen grossen Samen, als Korn, Gerste u. d. gl. und zwischen dem kleinen Gesä- mig zu machen, und halte ich, was diese kleinen Sämereyen betrift, das Säen für ein rechtes Mei- ster-Stück: denn so vielerley Samen man säen wil, auf so mancherley Art sol und muß auch der Auswurf geschehen, z. E. Zwiebel-Samen muß aus einer Hand 12 bis 14 mahl geworfen werden, Mohne 14 bis 15 mahl und alsofort. Es müssen auch die Gänge sehr wohl beobachtet werden, in- dem theils Samen im Auswurf weit fliegen, theils aber nicht: folglich müssen die Gänge zuwei- len weiter von einander, zuweilen auch näher zu- sammen genommen werden; jedoch also, daß man vermeinet, daß der Same in dem Auswurfe zu- sammen reiche, und wenn solcher aufgehet, man die Gänge nicht wahrnehmen kan; denn der Sa- me, es sey was es für welcher wolle, muß überal auf dem Lande aequal aufgehen. S. hievon Fig. I. b. Säet man Mohne, so dürfen die Gänge nicht wei- ter denn zwey und einen halben Schuh von einan- der gehalten werden, überdieß würden solche im Aufgehen ganz eigentlich observiret, und zwischen einem jeden ein dünner Strich wahrgenommen werden, welches nicht allein einen Uebelstand, son- dern auch merklichen Schaden verursachet. Hin- gegen, wenn die Gänge zu enge an einander sind, und also die Mohnen an einem Orte zu dicke auf- gehen, und nicht beyzeit dünne gemacht und durch- geschnit-
12. Cap. Von allerhand Samen, ja ſolches ein jeder Bauer. Jch geſtehe ſolcheszwar gerne ein; allein es iſt alhier ein Unter- ſchied zwiſchen denen groſſen Samen, als Korn, Gerſte u. d. gl. und zwiſchen dem kleinen Geſaͤ- mig zu machen, und halte ich, was dieſe kleinen Saͤmereyen betrift, das Saͤen fuͤr ein rechtes Mei- ſter-Stuͤck: denn ſo vielerley Samen man ſaͤen wil, auf ſo mancherley Art ſol und muß auch der Auswurf geſchehen, z. E. Zwiebel-Samen muß aus einer Hand 12 bis 14 mahl geworfen werden, Mohne 14 bis 15 mahl und alſofort. Es muͤſſen auch die Gaͤnge ſehr wohl beobachtet werden, in- dem theils Samen im Auswurf weit fliegen, theils aber nicht: folglich muͤſſen die Gaͤnge zuwei- len weiter von einander, zuweilen auch naͤher zu- ſammen genommen werden; jedoch alſo, daß man vermeinet, daß der Same in dem Auswurfe zu- ſammen reiche, und wenn ſolcher aufgehet, man die Gaͤnge nicht wahrnehmen kan; denn der Sa- me, es ſey was es fuͤr welcher wolle, muß uͤberal auf dem Lande æqual aufgehen. S. hievon Fig. I. b. Saͤet man Mohne, ſo duͤrfen die Gaͤnge nicht wei- ter denn zwey und einen halben Schuh von einan- der gehalten werden, uͤberdieß wuͤrden ſolche im Aufgehen ganz eigentlich obſerviret, und zwiſchen einem jeden ein duͤnner Strich wahrgenommen werden, welches nicht allein einen Uebelſtand, ſon- dern auch merklichen Schaden verurſachet. Hin- gegen, wenn die Gaͤnge zu enge an einander ſind, und alſo die Mohnen an einem Orte zu dicke auf- gehen, und nicht beyzeit duͤnne gemacht und durch- geſchnit-
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12. Cap. Von allerhand Samen,
ja ſolches ein jeder Bauer. Jch geſtehe ſolches
zwar gerne ein; allein es iſt alhier ein Unter-
ſchied zwiſchen denen groſſen Samen, als Korn,
Gerſte u. d. gl. und zwiſchen dem kleinen Geſaͤ-
mig zu machen, und halte ich, was dieſe kleinen
Saͤmereyen betrift, das Saͤen fuͤr ein rechtes Mei-
ſter-Stuͤck: denn ſo vielerley Samen man ſaͤen
wil, auf ſo mancherley Art ſol und muß auch der
Auswurf geſchehen, z. E. Zwiebel-Samen muß
aus einer Hand 12 bis 14 mahl geworfen werden,
Mohne 14 bis 15 mahl und alſofort. Es muͤſſen
auch die Gaͤnge ſehr wohl beobachtet werden, in-
dem theils Samen im Auswurf weit fliegen, theils
aber nicht: folglich muͤſſen die Gaͤnge zuwei-
len weiter von einander, zuweilen auch naͤher zu-
ſammen genommen werden; jedoch alſo, daß man
vermeinet, daß der Same in dem Auswurfe zu-
ſammen reiche, und wenn ſolcher aufgehet, man
die Gaͤnge nicht wahrnehmen kan; denn der Sa-
me, es ſey was es fuͤr welcher wolle, muß uͤberal auf
dem Lande æqual aufgehen. S. hievon Fig. I. b.
Saͤet man Mohne, ſo duͤrfen die Gaͤnge nicht wei-
ter denn zwey und einen halben Schuh von einan-
der gehalten werden, uͤberdieß wuͤrden ſolche im
Aufgehen ganz eigentlich obſerviret, und zwiſchen
einem jeden ein duͤnner Strich wahrgenommen
werden, welches nicht allein einen Uebelſtand, ſon-
dern auch merklichen Schaden verurſachet. Hin-
gegen, wenn die Gaͤnge zu enge an einander ſind,
und alſo die Mohnen an einem Orte zu dicke auf-
gehen, und nicht beyzeit duͤnne gemacht und durch-
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Zitationshilfe: | Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/117>, abgerufen am 16.07.2024. |