Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Weitere Ausführung
gen wil, der muß hauptsächlich dahin sehen, daß
er demselben frischen und zum Aufgehen tüchtigen
Samen verkauffe. Daher muß der Same nicht
nur im Einkauffen, damit man nicht selbst mit
verlegenem Zeuge betrogen werde, sondern auch,
wenn er zwar frisch gewesen, aber wegen schlech-
ten Abgang etliche Jahre liegen blieben, nach der
im vierten Capitel beschriebenen Art probiret wer-
den. Findet sich, daß der verschriebene oder sonst
erhandelte Same nichts mehr tauget und seine
oben p. 19. beschriebene Probe nicht hält; so muß
man solchen zurück schicken, und mit dergleichen
betrügerischen Leuten ferner nichts mehr zu thun
haben. Hat man ihn aber frisch und gut erhalten,
aber wegen schlechter Consumtion müssen verder-
ben lassen, so ist es doch besser und Christlicher, den
Schaden selbst zu tragen, als an seinem Näch-
sten gewissenlos zu handeln.

Ob nun aber gleich das Aufgehen die aller-
vornehmste Eigenschaft eines Samens ist, so ist
doch solches allein noch nicht hinlänglich, die Leute
zu verwahren, sondern es ist noch hauptsächlich zu
merken, daß zwischen denen Samen in Ansehung
ihrer innerlichen Güte, ein gar grosser Unterschied
ist. Es kömt nemlich darauf an, daß der Same
von guten Arten, und mit gröstem Fleiße und Sorg-
falt ausgelesenen Stücken erzogen worden, wie ich
p. 54. erinnert. Wenn man hingegen den Sa-
men von schlechten ohne Unterschied und Sorgfalt
aufgeschossenen Samen nimt, so bekomt man
schlechtes und elendes Zeug.

Um

Weitere Ausfuͤhrung
gen wil, der muß hauptſaͤchlich dahin ſehen, daß
er demſelben friſchen und zum Aufgehen tuͤchtigen
Samen verkauffe. Daher muß der Same nicht
nur im Einkauffen, damit man nicht ſelbſt mit
verlegenem Zeuge betrogen werde, ſondern auch,
wenn er zwar friſch geweſen, aber wegen ſchlech-
ten Abgang etliche Jahre liegen blieben, nach der
im vierten Capitel beſchriebenen Art probiret wer-
den. Findet ſich, daß der verſchriebene oder ſonſt
erhandelte Same nichts mehr tauget und ſeine
oben p. 19. beſchriebene Probe nicht haͤlt; ſo muß
man ſolchen zuruͤck ſchicken, und mit dergleichen
betruͤgeriſchen Leuten ferner nichts mehr zu thun
haben. Hat man ihn aber friſch und gut erhalten,
aber wegen ſchlechter Conſumtion muͤſſen verder-
ben laſſen, ſo iſt es doch beſſer und Chriſtlicher, den
Schaden ſelbſt zu tragen, als an ſeinem Naͤch-
ſten gewiſſenlos zu handeln.

Ob nun aber gleich das Aufgehen die aller-
vornehmſte Eigenſchaft eines Samens iſt, ſo iſt
doch ſolches allein noch nicht hinlaͤnglich, die Leute
zu verwahren, ſondern es iſt noch hauptſaͤchlich zu
merken, daß zwiſchen denen Samen in Anſehung
ihrer innerlichen Guͤte, ein gar groſſer Unterſchied
iſt. Es koͤmt nemlich darauf an, daß der Same
von guten Arten, und mit groͤſtem Fleiße und Sorg-
falt ausgeleſenen Stuͤcken erzogen worden, wie ich
p. 54. erinnert. Wenn man hingegen den Sa-
men von ſchlechten ohne Unterſchied und Sorgfalt
aufgeſchoſſenen Samen nimt, ſo bekomt man
ſchlechtes und elendes Zeug.

Um
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0187" n="166"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Weitere Ausfu&#x0364;hrung</hi></fw><lb/>
gen wil, der muß haupt&#x017F;a&#x0364;chlich dahin &#x017F;ehen, daß<lb/>
er dem&#x017F;elben fri&#x017F;chen und zum Aufgehen tu&#x0364;chtigen<lb/>
Samen verkauffe. Daher muß der Same nicht<lb/>
nur im Einkauffen, damit man nicht &#x017F;elb&#x017F;t mit<lb/>
verlegenem Zeuge betrogen werde, &#x017F;ondern auch,<lb/>
wenn er zwar fri&#x017F;ch gewe&#x017F;en, aber wegen &#x017F;chlech-<lb/>
ten Abgang etliche Jahre liegen blieben, nach der<lb/>
im vierten Capitel be&#x017F;chriebenen Art probiret wer-<lb/>
den. Findet &#x017F;ich, daß der ver&#x017F;chriebene oder &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
erhandelte Same nichts mehr tauget und &#x017F;eine<lb/>
oben p. 19. be&#x017F;chriebene Probe nicht ha&#x0364;lt; &#x017F;o muß<lb/>
man &#x017F;olchen zuru&#x0364;ck &#x017F;chicken, und mit dergleichen<lb/>
betru&#x0364;geri&#x017F;chen Leuten ferner nichts mehr zu thun<lb/>
haben. Hat man ihn aber fri&#x017F;ch und gut erhalten,<lb/>
aber wegen &#x017F;chlechter Con&#x017F;umtion mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en verder-<lb/>
ben la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o i&#x017F;t es doch be&#x017F;&#x017F;er und Chri&#x017F;tlicher, den<lb/>
Schaden &#x017F;elb&#x017F;t zu tragen, als an &#x017F;einem Na&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;ten gewi&#x017F;&#x017F;enlos zu handeln.</p><lb/>
        <p>Ob nun aber gleich das Aufgehen die aller-<lb/>
vornehm&#x017F;te Eigen&#x017F;chaft eines Samens i&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
doch &#x017F;olches allein noch nicht hinla&#x0364;nglich, die Leute<lb/>
zu verwahren, &#x017F;ondern es i&#x017F;t noch haupt&#x017F;a&#x0364;chlich zu<lb/>
merken, daß zwi&#x017F;chen denen Samen in An&#x017F;ehung<lb/>
ihrer innerlichen Gu&#x0364;te, ein gar gro&#x017F;&#x017F;er Unter&#x017F;chied<lb/>
i&#x017F;t. Es ko&#x0364;mt nemlich darauf an, daß der Same<lb/>
von guten Arten, und mit gro&#x0364;&#x017F;tem Fleiße und Sorg-<lb/>
falt ausgele&#x017F;enen Stu&#x0364;cken erzogen worden, wie ich<lb/>
p. 54. erinnert. Wenn man hingegen den Sa-<lb/>
men von &#x017F;chlechten ohne Unter&#x017F;chied und Sorgfalt<lb/>
aufge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;enen Samen nimt, &#x017F;o bekomt man<lb/>
&#x017F;chlechtes und elendes Zeug.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Um</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0187] Weitere Ausfuͤhrung gen wil, der muß hauptſaͤchlich dahin ſehen, daß er demſelben friſchen und zum Aufgehen tuͤchtigen Samen verkauffe. Daher muß der Same nicht nur im Einkauffen, damit man nicht ſelbſt mit verlegenem Zeuge betrogen werde, ſondern auch, wenn er zwar friſch geweſen, aber wegen ſchlech- ten Abgang etliche Jahre liegen blieben, nach der im vierten Capitel beſchriebenen Art probiret wer- den. Findet ſich, daß der verſchriebene oder ſonſt erhandelte Same nichts mehr tauget und ſeine oben p. 19. beſchriebene Probe nicht haͤlt; ſo muß man ſolchen zuruͤck ſchicken, und mit dergleichen betruͤgeriſchen Leuten ferner nichts mehr zu thun haben. Hat man ihn aber friſch und gut erhalten, aber wegen ſchlechter Conſumtion muͤſſen verder- ben laſſen, ſo iſt es doch beſſer und Chriſtlicher, den Schaden ſelbſt zu tragen, als an ſeinem Naͤch- ſten gewiſſenlos zu handeln. Ob nun aber gleich das Aufgehen die aller- vornehmſte Eigenſchaft eines Samens iſt, ſo iſt doch ſolches allein noch nicht hinlaͤnglich, die Leute zu verwahren, ſondern es iſt noch hauptſaͤchlich zu merken, daß zwiſchen denen Samen in Anſehung ihrer innerlichen Guͤte, ein gar groſſer Unterſchied iſt. Es koͤmt nemlich darauf an, daß der Same von guten Arten, und mit groͤſtem Fleiße und Sorg- falt ausgeleſenen Stuͤcken erzogen worden, wie ich p. 54. erinnert. Wenn man hingegen den Sa- men von ſchlechten ohne Unterſchied und Sorgfalt aufgeſchoſſenen Samen nimt, ſo bekomt man ſchlechtes und elendes Zeug. Um

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/187
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/187>, abgerufen am 21.11.2024.