Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Weitere Ausführung
lässet; allein jeder hat hingegen vor diesen einen
ungemeinen Vorzug: denn ob man gleich auf die
letztere Art dreymal mehr Samen erhält, so ist es
dennoch gewiß, daß die Monat-Rettige, welche
man von solchem schlechten Zeuge erziehet, aus
der Art schlagen, und theils braun, theils schwarz,
auch gelblicht und hölzern werden, daß man viele
zum Essen nicht gebrauchen kan.

Hieraus wird ein jeder zur Gnüge ersehen,
daß zwischen denen Samen, in Ansehung des in-
nerlichen Werths ein gar grosser Unterschied sey.
Solche innerliche Güte aber kan man weder an
dem äusserlichen Ansehen wahrnehmen, noch auch
durch die angegebene Samen-Probe erkennen, in-
dem das schlechteste Zeug eben so gut und volkom-
men, ja oft noch schöner aussiehet, auch bey ange-
stelter Probe eben so käumet und aufgehet, als der
ächte und gute Same. Es solte daher fast
scheinen, daß es denen Samen-Händlern nicht
zu verargen, daß sie mit solchem elenden Zeuge
betrogen worden, wenn sie die Leute aus Unwis-
senheit wiederum betrügen. Aber ich kan ihnen
dem ohngeachtet das Wort nicht gänzlich reden,
indem sie es doch hierinnen versehen, daß sie in
Beschreibung ihrer Samen nicht behutsam ge-
nug sind, und nicht mit solchen Leuten zu negotii-
ren suchen, von welchen sie gewiß versichert seyn
könten, daß sie mit ächten Samen verwahret
würden. Ja, einige derer Kaufleute (denn von
allen ist hier die Rede nicht) handeln hierinnen
allerdings nicht redlich, indem sie aus alzugrosser

Ge-

Weitere Ausfuͤhrung
laͤſſet; allein jeder hat hingegen vor dieſen einen
ungemeinen Vorzug: denn ob man gleich auf die
letztere Art dreymal mehr Samen erhaͤlt, ſo iſt es
dennoch gewiß, daß die Monat-Rettige, welche
man von ſolchem ſchlechten Zeuge erziehet, aus
der Art ſchlagen, und theils braun, theils ſchwarz,
auch gelblicht und hoͤlzern werden, daß man viele
zum Eſſen nicht gebrauchen kan.

Hieraus wird ein jeder zur Gnuͤge erſehen,
daß zwiſchen denen Samen, in Anſehung des in-
nerlichen Werths ein gar groſſer Unterſchied ſey.
Solche innerliche Guͤte aber kan man weder an
dem aͤuſſerlichen Anſehen wahrnehmen, noch auch
durch die angegebene Samen-Probe erkennen, in-
dem das ſchlechteſte Zeug eben ſo gut und volkom-
men, ja oft noch ſchoͤner ausſiehet, auch bey ange-
ſtelter Probe eben ſo kaͤumet und aufgehet, als der
aͤchte und gute Same. Es ſolte daher faſt
ſcheinen, daß es denen Samen-Haͤndlern nicht
zu verargen, daß ſie mit ſolchem elenden Zeuge
betrogen worden, wenn ſie die Leute aus Unwiſ-
ſenheit wiederum betruͤgen. Aber ich kan ihnen
dem ohngeachtet das Wort nicht gaͤnzlich reden,
indem ſie es doch hierinnen verſehen, daß ſie in
Beſchreibung ihrer Samen nicht behutſam ge-
nug ſind, und nicht mit ſolchen Leuten zu negotii-
ren ſuchen, von welchen ſie gewiß verſichert ſeyn
koͤnten, daß ſie mit aͤchten Samen verwahret
wuͤrden. Ja, einige derer Kaufleute (denn von
allen iſt hier die Rede nicht) handeln hierinnen
allerdings nicht redlich, indem ſie aus alzugroſſer

Ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0189" n="168"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Weitere Ausfu&#x0364;hrung</hi></fw><lb/>
la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et; allein jeder hat hingegen vor die&#x017F;en einen<lb/>
ungemeinen Vorzug: denn ob man gleich auf die<lb/>
letztere Art dreymal mehr Samen erha&#x0364;lt, &#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
dennoch gewiß, daß die Monat-Rettige, welche<lb/>
man von &#x017F;olchem &#x017F;chlechten Zeuge erziehet, aus<lb/>
der Art &#x017F;chlagen, und theils braun, theils &#x017F;chwarz,<lb/>
auch gelblicht und ho&#x0364;lzern werden, daß man viele<lb/>
zum E&#x017F;&#x017F;en nicht gebrauchen kan.</p><lb/>
        <p>Hieraus wird ein jeder zur Gnu&#x0364;ge er&#x017F;ehen,<lb/>
daß zwi&#x017F;chen denen Samen, in An&#x017F;ehung des in-<lb/>
nerlichen Werths ein gar gro&#x017F;&#x017F;er Unter&#x017F;chied &#x017F;ey.<lb/>
Solche innerliche Gu&#x0364;te aber kan man weder an<lb/>
dem a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen An&#x017F;ehen wahrnehmen, noch auch<lb/>
durch die angegebene Samen-Probe erkennen, in-<lb/>
dem das &#x017F;chlechte&#x017F;te Zeug eben &#x017F;o gut und volkom-<lb/>
men, ja oft noch &#x017F;cho&#x0364;ner aus&#x017F;iehet, auch bey ange-<lb/>
&#x017F;telter Probe eben &#x017F;o ka&#x0364;umet und aufgehet, als der<lb/>
a&#x0364;chte und gute Same. Es &#x017F;olte daher fa&#x017F;t<lb/>
&#x017F;cheinen, daß es denen Samen-Ha&#x0364;ndlern nicht<lb/>
zu verargen, daß &#x017F;ie mit &#x017F;olchem elenden Zeuge<lb/>
betrogen worden, wenn &#x017F;ie die Leute aus Unwi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enheit wiederum betru&#x0364;gen. Aber ich kan ihnen<lb/>
dem ohngeachtet das Wort nicht ga&#x0364;nzlich reden,<lb/>
indem &#x017F;ie es doch hierinnen ver&#x017F;ehen, daß &#x017F;ie in<lb/>
Be&#x017F;chreibung ihrer Samen nicht behut&#x017F;am ge-<lb/>
nug &#x017F;ind, und nicht mit &#x017F;olchen Leuten zu negotii-<lb/>
ren &#x017F;uchen, von welchen &#x017F;ie gewiß ver&#x017F;ichert &#x017F;eyn<lb/>
ko&#x0364;nten, daß &#x017F;ie mit a&#x0364;chten Samen verwahret<lb/>
wu&#x0364;rden. Ja, einige derer Kaufleute (denn von<lb/>
allen i&#x017F;t hier die Rede nicht) handeln hierinnen<lb/>
allerdings nicht redlich, indem &#x017F;ie aus alzugro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0189] Weitere Ausfuͤhrung laͤſſet; allein jeder hat hingegen vor dieſen einen ungemeinen Vorzug: denn ob man gleich auf die letztere Art dreymal mehr Samen erhaͤlt, ſo iſt es dennoch gewiß, daß die Monat-Rettige, welche man von ſolchem ſchlechten Zeuge erziehet, aus der Art ſchlagen, und theils braun, theils ſchwarz, auch gelblicht und hoͤlzern werden, daß man viele zum Eſſen nicht gebrauchen kan. Hieraus wird ein jeder zur Gnuͤge erſehen, daß zwiſchen denen Samen, in Anſehung des in- nerlichen Werths ein gar groſſer Unterſchied ſey. Solche innerliche Guͤte aber kan man weder an dem aͤuſſerlichen Anſehen wahrnehmen, noch auch durch die angegebene Samen-Probe erkennen, in- dem das ſchlechteſte Zeug eben ſo gut und volkom- men, ja oft noch ſchoͤner ausſiehet, auch bey ange- ſtelter Probe eben ſo kaͤumet und aufgehet, als der aͤchte und gute Same. Es ſolte daher faſt ſcheinen, daß es denen Samen-Haͤndlern nicht zu verargen, daß ſie mit ſolchem elenden Zeuge betrogen worden, wenn ſie die Leute aus Unwiſ- ſenheit wiederum betruͤgen. Aber ich kan ihnen dem ohngeachtet das Wort nicht gaͤnzlich reden, indem ſie es doch hierinnen verſehen, daß ſie in Beſchreibung ihrer Samen nicht behutſam ge- nug ſind, und nicht mit ſolchen Leuten zu negotii- ren ſuchen, von welchen ſie gewiß verſichert ſeyn koͤnten, daß ſie mit aͤchten Samen verwahret wuͤrden. Ja, einige derer Kaufleute (denn von allen iſt hier die Rede nicht) handeln hierinnen allerdings nicht redlich, indem ſie aus alzugroſſer Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/189
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/189>, abgerufen am 21.11.2024.