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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

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2. Cap. Von Fournirung
fast über der Helfte ein subtiler Strich bey der
Käume durchgieng und probirte mit einem Feder-
messer, ob dieselben in zwey accurate Theile kön-
nen getheilet werden. Dieses wolte anfänglich
nicht gleich gerathen, wie ich aber hernach das
Messer accurat und mitten auf die Linien oder
subtilen Striche setzete, so wie es die Natur der
Phaseolen von selbsten, daß sich dieselbigen ganz
willig und gerne von einander zertheilten.

Wie ich nun dieses gefunden hatte; so dach-
te ich, es wäre nunmehro mit dem Auftragen und
Aufleimen ein gar leichtes, indem ich nun einen
gleichen Boden an denen gespaltenen Phaseolen
gefunden hätte. Hierauf fieng ich an, meinen
Tischer zu mir kommen zu lassen, und fragte ihn:
ob er denn einen tüchtigen Leim verfertigen könte,
daß dergleichen Phaseolen und andere Samen
könten auf Holz feste gemacht werden, ferner was
er zu solchem Leim nehmen wolte? Resp. 1.) Leim,
2.) Hausenblasen, 3.) Brantewein. Jch mach-
te ihm aber bey diesen einige dubia, nemlich er
solte doch betrachten, daß die mehresten Samen,
welche ich hierzu gebrauchen wolte, fast glätter
denn ein Glas wären, und dahero besorgte, daß
die mehresten herunter fallen, und nicht feste blei-
ben würden. Der Schreiner replicirte: wenn
dieses nicht angehen und halten solte, so wüste er
nichts mehr zu finden. En fin, ich fieng meine
sogenante Fournir-Arbeit an, brachte auch solche
in eine gar artige Ordnung, allein wie ich damit
fertig war, und das Schränklein einen Tag stehen

lies,

2. Cap. Von Fournirung
faſt uͤber der Helfte ein ſubtiler Strich bey der
Kaͤume durchgieng und probirte mit einem Feder-
meſſer, ob dieſelben in zwey accurate Theile koͤn-
nen getheilet werden. Dieſes wolte anfaͤnglich
nicht gleich gerathen, wie ich aber hernach das
Meſſer accurat und mitten auf die Linien oder
ſubtilen Striche ſetzete, ſo wie es die Natur der
Phaſeolen von ſelbſten, daß ſich dieſelbigen ganz
willig und gerne von einander zertheilten.

Wie ich nun dieſes gefunden hatte; ſo dach-
te ich, es waͤre nunmehro mit dem Auftragen und
Aufleimen ein gar leichtes, indem ich nun einen
gleichen Boden an denen geſpaltenen Phaſeolen
gefunden haͤtte. Hierauf fieng ich an, meinen
Tiſcher zu mir kommen zu laſſen, und fragte ihn:
ob er denn einen tuͤchtigen Leim verfertigen koͤnte,
daß dergleichen Phaſeolen und andere Samen
koͤnten auf Holz feſte gemacht werden, ferner was
er zu ſolchem Leim nehmen wolte? Reſp. 1.) Leim,
2.) Hauſenblaſen, 3.) Brantewein. Jch mach-
te ihm aber bey dieſen einige dubia, nemlich er
ſolte doch betrachten, daß die mehreſten Samen,
welche ich hierzu gebrauchen wolte, faſt glaͤtter
denn ein Glas waͤren, und dahero beſorgte, daß
die mehreſten herunter fallen, und nicht feſte blei-
ben wuͤrden. Der Schreiner replicirte: wenn
dieſes nicht angehen und halten ſolte, ſo wuͤſte er
nichts mehr zu finden. En fin, ich fieng meine
ſogenante Fournir-Arbeit an, brachte auch ſolche
in eine gar artige Ordnung, allein wie ich damit
fertig war, und das Schraͤnklein einen Tag ſtehen

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[10/0031] 2. Cap. Von Fournirung faſt uͤber der Helfte ein ſubtiler Strich bey der Kaͤume durchgieng und probirte mit einem Feder- meſſer, ob dieſelben in zwey accurate Theile koͤn- nen getheilet werden. Dieſes wolte anfaͤnglich nicht gleich gerathen, wie ich aber hernach das Meſſer accurat und mitten auf die Linien oder ſubtilen Striche ſetzete, ſo wie es die Natur der Phaſeolen von ſelbſten, daß ſich dieſelbigen ganz willig und gerne von einander zertheilten. Wie ich nun dieſes gefunden hatte; ſo dach- te ich, es waͤre nunmehro mit dem Auftragen und Aufleimen ein gar leichtes, indem ich nun einen gleichen Boden an denen geſpaltenen Phaſeolen gefunden haͤtte. Hierauf fieng ich an, meinen Tiſcher zu mir kommen zu laſſen, und fragte ihn: ob er denn einen tuͤchtigen Leim verfertigen koͤnte, daß dergleichen Phaſeolen und andere Samen koͤnten auf Holz feſte gemacht werden, ferner was er zu ſolchem Leim nehmen wolte? Reſp. 1.) Leim, 2.) Hauſenblaſen, 3.) Brantewein. Jch mach- te ihm aber bey dieſen einige dubia, nemlich er ſolte doch betrachten, daß die mehreſten Samen, welche ich hierzu gebrauchen wolte, faſt glaͤtter denn ein Glas waͤren, und dahero beſorgte, daß die mehreſten herunter fallen, und nicht feſte blei- ben wuͤrden. Der Schreiner replicirte: wenn dieſes nicht angehen und halten ſolte, ſo wuͤſte er nichts mehr zu finden. En fin, ich fieng meine ſogenante Fournir-Arbeit an, brachte auch ſolche in eine gar artige Ordnung, allein wie ich damit fertig war, und das Schraͤnklein einen Tag ſtehen lies,

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/31>, abgerufen am 21.11.2024.