weg. Man verfält auf allerhand Ausschweif- fungen, und bringt Dinge bey, die gar nicht zur Sache dienen.
Herr Joh. Jac. Fleischer, welcher auf der Universität Göttingen die Oeconomie lehret, in seinen in den Leipziger Samlungen Tom. VII. p. 823. befindlichen Gedanken von dem Al- ter, Wachsthum und Nutzen der Oeconomie drücket sich hiervon also aus: Ein Lehrer der Haushaltungs-Kunst, der aber niemalen eine Haushaltung gehabt, oder sich mit dem Acker- bau ein Geschäfte gemacht, nimt die Sätze, die er von dieser Wissenschaft bey andern gelesen, ungeprüfet an, und giebt sie wieder wie er sie empfangen hat. Er redet von der Oeconomie wie Seneca von der Armuth.
Jch habe dergleichen öconomische Discurse selbst mit angehöret, als ich vor vielen Jahren meinen ältesten Sohn und meine Anverwandten auf der Universität zu N. besuchte. Weil ich mich nemlich einige Tage daselbst aufhielt, und ver- nommen hatte, daß ein damaliger berühmter Pro- fessor über des Hrn. von Rohrs Einleitung zu der algemeinen Land- und Feld-Wirthschaftskunst eine Vorlesung hielte, so war ich begierig zu hören, wie dieser Herr seine Zuhörer darinnen unterrich- tete. und verfügte mich daher zur gesetzten Stun- de in das Auditorium. Als nun der Hr. Profes- sor erschien, so führete er feinen Discurs über den Bienen-Bau, denn so weit war er mit seiner Vorlesung gekommen. Bey dieser Gelegenheit
brach-
Vorrede.
weg. Man verfaͤlt auf allerhand Ausſchweif- fungen, und bringt Dinge bey, die gar nicht zur Sache dienen.
Herr Joh. Jac. Fleiſcher, welcher auf der Univerſitaͤt Goͤttingen die Oeconomie lehret, in ſeinen in den Leipziger Samlungen Tom. VII. p. 823. befindlichen Gedanken von dem Al- ter, Wachsthum und Nutzen der Oeconomie druͤcket ſich hiervon alſo aus: Ein Lehrer der Haushaltungs-Kunſt, der aber niemalen eine Haushaltung gehabt, oder ſich mit dem Acker- bau ein Geſchaͤfte gemacht, nimt die Saͤtze, die er von dieſer Wiſſenſchaft bey andern geleſen, ungepruͤfet an, und giebt ſie wieder wie er ſie empfangen hat. Er redet von der Oeconomie wie Seneca von der Armuth.
Jch habe dergleichen oͤconomiſche Diſcurſe ſelbſt mit angehoͤret, als ich vor vielen Jahren meinen aͤlteſten Sohn und meine Anverwandten auf der Univerſitaͤt zu N. beſuchte. Weil ich mich nemlich einige Tage daſelbſt aufhielt, und ver- nom̃en hatte, daß ein damaliger beruͤhmter Pro- feſſor uͤber des Hrn. von Rohrs Einleitung zu der algemeinen Land- und Feld-Wirthſchaftskunſt eine Vorleſung hielte, ſo war ich begierig zu hoͤrẽ, wie dieſer Herr ſeine Zuhoͤrer darinnen unterrich- tete. und verfuͤgte mich daher zur geſetzten Stun- de in das Auditorium. Als nun der Hr. Profeſ- ſor erſchien, ſo fuͤhrete er feinen Diſcurs uͤber den Bienen-Bau, denn ſo weit war er mit ſeiner Vorleſung gekommen. Bey dieſer Gelegenheit
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[0012]
Vorrede.
weg. Man verfaͤlt auf allerhand Ausſchweif-
fungen, und bringt Dinge bey, die gar nicht zur
Sache dienen.
Herr Joh. Jac. Fleiſcher, welcher auf der
Univerſitaͤt Goͤttingen die Oeconomie lehret,
in ſeinen in den Leipziger Samlungen Tom.
VII. p. 823. befindlichen Gedanken von dem Al-
ter, Wachsthum und Nutzen der Oeconomie
druͤcket ſich hiervon alſo aus: Ein Lehrer der
Haushaltungs-Kunſt, der aber niemalen eine
Haushaltung gehabt, oder ſich mit dem Acker-
bau ein Geſchaͤfte gemacht, nimt die Saͤtze, die
er von dieſer Wiſſenſchaft bey andern geleſen,
ungepruͤfet an, und giebt ſie wieder wie er ſie
empfangen hat. Er redet von der Oeconomie
wie Seneca von der Armuth.
Jch habe dergleichen oͤconomiſche Diſcurſe
ſelbſt mit angehoͤret, als ich vor vielen Jahren
meinen aͤlteſten Sohn und meine Anverwandten
auf der Univerſitaͤt zu N. beſuchte. Weil ich mich
nemlich einige Tage daſelbſt aufhielt, und ver-
nom̃en hatte, daß ein damaliger beruͤhmter Pro-
feſſor uͤber des Hrn. von Rohrs Einleitung zu der
algemeinen Land- und Feld-Wirthſchaftskunſt
eine Vorleſung hielte, ſo war ich begierig zu hoͤrẽ,
wie dieſer Herr ſeine Zuhoͤrer darinnen unterrich-
tete. und verfuͤgte mich daher zur geſetzten Stun-
de in das Auditorium. Als nun der Hr. Profeſ-
ſor erſchien, ſo fuͤhrete er feinen Diſcurs uͤber den
Bienen-Bau, denn ſo weit war er mit ſeiner
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/12>, abgerufen am 16.07.2024.
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