Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.9. Cap. Von der Wartung Bäumen geschiehet das Ausspalten am stärkestenund leichtesten deßwegen, weil sie ein sehr weiches und poröses Holz haben, welches viele Feuchtigkeit an sich ziehet, und noch darzu meistens an die Was- ser oder feuchte Oerter gepflanzet werden. Nächst dem wird solches Zerspalten und innerliche Fäulnis des Holzes auch dadurch sehr stark befördert, weil man alle 3 bis 4 Jahre die darauf stehenden Stan- gen und Weiden abköpfen läst. Denn dadurch be- kommen solche Bäume sehr breite Köpfe, auf wel- chen sich der Regen und Schnee recht samlen und hernach in den Stam hinein ziehen kan. Hierdurch gehet nicht nur der Kern oder Mark an, daß eine Fäulnis in dem Baume entstehen muß, sondern, da die Feuchtigkeit sich alzu häufig hinein senket, und gleichsam in den Bäumen wie in einem Gefässe stehet, so müssen dieselben auch bey hereinbrechen- dem Froste nothwendig zerbersten. Alsdenn kan das Wasser und die Luft ungehindert hinein drin- gen, und da ist es kein Wunder, daß ihr inwendi- ges Holz in kurzer Zeit völlig verfaulet und zu Er- de wird. Solche Baum Erde schicket sich überaus wohl mit unter diejenige Erde, welche man zu den Nelken oder Gras-Blumen brauchet. Man muß aber dieselbe vorhero recht durch sieben und von dem Ungeziefer reinigen, indem sich allerhand Würmer, besonders kleine und grosse Engerlinge darinnen finden, welche gedachten Blumen höchst schädlich sind. Denn die Käfer und anderes Geschmeisse machen sich in die hohlen Bäume, und legen ihre Eyer dahin. Wenn man die Weiden ordentlich in die
9. Cap. Von der Wartung Baͤumen geſchiehet das Auſſpalten am ſtaͤrkeſtenund leichteſten deßwegen, weil ſie ein ſehr weiches und poroͤſes Holz haben, welches viele Feuchtigkeit an ſich ziehet, und noch darzu meiſtens an die Waſ- ſer oder feuchte Oerter gepflanzet werden. Naͤchſt dem wird ſolches Zerſpalten und innerliche Faͤulnis des Holzes auch dadurch ſehr ſtark befoͤrdert, weil man alle 3 bis 4 Jahre die darauf ſtehenden Stan- gen und Weiden abkoͤpfen laͤſt. Denn dadurch be- kommen ſolche Baͤume ſehr breite Koͤpfe, auf wel- chen ſich der Regen und Schnee recht ſamlen und hernach in den Stam hinein ziehen kan. Hierdurch gehet nicht nur der Kern oder Mark an, daß eine Faͤulnis in dem Baume entſtehen muß, ſondern, da die Feuchtigkeit ſich alzu haͤufig hinein ſenket, und gleichſam in den Baͤumen wie in einem Gefaͤſſe ſtehet, ſo muͤſſen dieſelben auch bey hereinbrechen- dem Froſte nothwendig zerberſten. Alsdenn kan das Waſſer und die Luft ungehindert hinein drin- gen, und da iſt es kein Wunder, daß ihr inwendi- ges Holz in kurzer Zeit voͤllig verfaulet und zu Er- de wird. Solche Baum Erde ſchicket ſich uͤberaus wohl mit unter diejenige Erde, welche man zu den Nelken oder Gras-Blumen brauchet. Man muß aber dieſelbe vorhero recht durch ſieben und von dem Ungeziefer reinigen, indem ſich allerhand Wuͤrmer, beſonders kleine und groſſe Engerlinge darinnen finden, welche gedachten Blumen hoͤchſt ſchaͤdlich ſind. Denn die Kaͤfer und anderes Geſchmeiſſe machen ſich in die hohlen Baͤume, und legen ihre Eyer dahin. Wenn man die Weiden ordentlich in die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0158" n="126"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">9. Cap. Von der Wartung</hi></fw><lb/> Baͤumen geſchiehet das Auſſpalten am ſtaͤrkeſten<lb/> und leichteſten deßwegen, weil ſie ein ſehr weiches<lb/> und poroͤſes Holz haben, welches viele Feuchtigkeit<lb/> an ſich ziehet, und noch darzu meiſtens an die Waſ-<lb/> ſer oder feuchte Oerter gepflanzet werden. Naͤchſt<lb/> dem wird ſolches Zerſpalten und innerliche Faͤulnis<lb/> des Holzes auch dadurch ſehr ſtark befoͤrdert, weil<lb/> man alle 3 bis 4 Jahre die darauf ſtehenden Stan-<lb/> gen und Weiden abkoͤpfen laͤſt. Denn dadurch be-<lb/> kommen ſolche Baͤume ſehr breite Koͤpfe, auf wel-<lb/> chen ſich der Regen und Schnee recht ſamlen und<lb/> hernach in den Stam hinein ziehen kan. Hierdurch<lb/> gehet nicht nur der Kern oder Mark an, daß eine<lb/> Faͤulnis in dem Baume entſtehen muß, ſondern, da<lb/> die Feuchtigkeit ſich alzu haͤufig hinein ſenket, und<lb/> gleichſam in den Baͤumen wie in einem Gefaͤſſe<lb/> ſtehet, ſo muͤſſen dieſelben auch bey hereinbrechen-<lb/> dem Froſte nothwendig zerberſten. Alsdenn kan<lb/> das Waſſer und die Luft ungehindert hinein drin-<lb/> gen, und da iſt es kein Wunder, daß ihr inwendi-<lb/> ges Holz in kurzer Zeit voͤllig verfaulet und zu Er-<lb/> de wird. Solche Baum Erde ſchicket ſich uͤberaus<lb/> wohl mit unter diejenige Erde, welche man zu den<lb/> Nelken oder Gras-Blumen brauchet. Man muß<lb/> aber dieſelbe vorhero recht durch ſieben und von dem<lb/> Ungeziefer reinigen, indem ſich allerhand Wuͤrmer,<lb/> beſonders kleine und groſſe Engerlinge darinnen<lb/> finden, welche gedachten Blumen hoͤchſt ſchaͤdlich<lb/> ſind. Denn die Kaͤfer und anderes Geſchmeiſſe<lb/> machen ſich in die hohlen Baͤume, und legen ihre<lb/> Eyer dahin. Wenn man die Weiden ordentlich in<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [126/0158]
9. Cap. Von der Wartung
Baͤumen geſchiehet das Auſſpalten am ſtaͤrkeſten
und leichteſten deßwegen, weil ſie ein ſehr weiches
und poroͤſes Holz haben, welches viele Feuchtigkeit
an ſich ziehet, und noch darzu meiſtens an die Waſ-
ſer oder feuchte Oerter gepflanzet werden. Naͤchſt
dem wird ſolches Zerſpalten und innerliche Faͤulnis
des Holzes auch dadurch ſehr ſtark befoͤrdert, weil
man alle 3 bis 4 Jahre die darauf ſtehenden Stan-
gen und Weiden abkoͤpfen laͤſt. Denn dadurch be-
kommen ſolche Baͤume ſehr breite Koͤpfe, auf wel-
chen ſich der Regen und Schnee recht ſamlen und
hernach in den Stam hinein ziehen kan. Hierdurch
gehet nicht nur der Kern oder Mark an, daß eine
Faͤulnis in dem Baume entſtehen muß, ſondern, da
die Feuchtigkeit ſich alzu haͤufig hinein ſenket, und
gleichſam in den Baͤumen wie in einem Gefaͤſſe
ſtehet, ſo muͤſſen dieſelben auch bey hereinbrechen-
dem Froſte nothwendig zerberſten. Alsdenn kan
das Waſſer und die Luft ungehindert hinein drin-
gen, und da iſt es kein Wunder, daß ihr inwendi-
ges Holz in kurzer Zeit voͤllig verfaulet und zu Er-
de wird. Solche Baum Erde ſchicket ſich uͤberaus
wohl mit unter diejenige Erde, welche man zu den
Nelken oder Gras-Blumen brauchet. Man muß
aber dieſelbe vorhero recht durch ſieben und von dem
Ungeziefer reinigen, indem ſich allerhand Wuͤrmer,
beſonders kleine und groſſe Engerlinge darinnen
finden, welche gedachten Blumen hoͤchſt ſchaͤdlich
ſind. Denn die Kaͤfer und anderes Geſchmeiſſe
machen ſich in die hohlen Baͤume, und legen ihre
Eyer dahin. Wenn man die Weiden ordentlich in
die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |