Die Untragbarkeit ist allerdings auch einWie man einen un- feuchtbaren Baum kön- ne fruchtbar machen. Haupt-Mangel eines Baumes, und werden aller- hand Mittel darwider angegeben. Viele sind der Meynung, daß man den unfruchtbaren Bäu- men die überflüssigen Aeste benehmen solle, so wür- den sie fruchtbar; allein solches ist wohl etwas ge- sagt, aber es hat keinen Grund. Jch habe es selbsten versuchet und erfahren, daß die Abnehmung der Zelken die Fruchtbarkeit nicht befördere. Denn durch das Abhacken werden die Bäume zerstim- melt und verdorben, und obwohl der Saft in die übrigen Zelken geben muß, daß sie schärfer trei- ben können, auch wohl unterweilen etwas Früchte tragen, so werden sie doch niemalen so viele Früchte hervor bringen wie es seyn solte. Wiederum wollen einige behaupten, daß man solchen Bäumen mit guter und fetter Düngung oder durch Beygra- bung eines todten Aases zu Hülfe kommen solte. Dieses hilft zwar in so ferne, daß die Bäume leb- hafter wachsen können, aber zur Fruchtbarmachung wird es wenig oder nichts beytragen. Denn wenn es einmal eine untragbare Art ist, so wird sie nimmer- mehr weder durch diese noch andere Bemühungen, welche hin und wieder in den Büchern angegeben sind, tragbar werden. Vieles Land-Volk steckt in ei- nem solchen sündlichen und gottlosen Aberglauben, daß sie in der heil. Christ-Nacht, nackend, zwischen 11 u. 12 Uhr alle in ihren Gärten befindliche Obst- Bäume mit Stroh-Seilen umbinden, und hier- durch tragbar machen wollen, welches ich im
Durch-
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und Schaͤden der Baͤume.
§. 12.
Die Untragbarkeit iſt allerdings auch einWie man einen un- feuchtbaren Baum koͤn- ne fruchtbar machen. Haupt-Mangel eines Baumes, und werden aller- hand Mittel darwider angegeben. Viele ſind der Meynung, daß man den unfruchtbaren Baͤu- men die uͤberfluͤſſigen Aeſte benehmen ſolle, ſo wuͤr- den ſie fruchtbar; allein ſolches iſt wohl etwas ge- ſagt, aber es hat keinen Grund. Jch habe es ſelbſten verſuchet und erfahren, daß die Abnehmung der Zelken die Fruchtbarkeit nicht befoͤrdere. Denn durch das Abhacken werden die Baͤume zerſtim- melt und verdorben, und obwohl der Saft in die uͤbrigen Zelken geben muß, daß ſie ſchaͤrfer trei- ben koͤnnen, auch wohl unterweilen etwas Fruͤchte tragen, ſo werden ſie doch niemalen ſo viele Fruͤchte hervor bringen wie es ſeyn ſolte. Wiederum wollen einige behaupten, daß man ſolchen Baͤumen mit guter und fetter Duͤngung oder durch Beygra- bung eines todten Aaſes zu Huͤlfe kommen ſolte. Dieſes hilft zwar in ſo ferne, daß die Baͤume leb- hafter wachſen koͤnnen, aber zur Fruchtbarmachung wird es wenig oder nichts beytragen. Deñ wenn es einmal eine untragbare Art iſt, ſo wird ſie nimmer- mehr weder durch dieſe noch andere Bemuͤhungen, welche hin und wieder in den Buͤchern angegeben ſind, tragbar werden. Vieles Land-Volk ſteckt in ei- nem ſolchen ſuͤndlichen und gottloſen Aberglauben, daß ſie in der heil. Chriſt-Nacht, nackend, zwiſchen 11 u. 12 Uhr alle in ihren Gaͤrten befindliche Obſt- Baͤume mit Stroh-Seilen umbinden, und hier- durch tragbar machen wollen, welches ich im
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und Schaͤden der Baͤume.
§. 12.
Die Untragbarkeit iſt allerdings auch ein
Haupt-Mangel eines Baumes, und werden aller-
hand Mittel darwider angegeben. Viele ſind
der Meynung, daß man den unfruchtbaren Baͤu-
men die uͤberfluͤſſigen Aeſte benehmen ſolle, ſo wuͤr-
den ſie fruchtbar; allein ſolches iſt wohl etwas ge-
ſagt, aber es hat keinen Grund. Jch habe es ſelbſten
verſuchet und erfahren, daß die Abnehmung der
Zelken die Fruchtbarkeit nicht befoͤrdere. Denn
durch das Abhacken werden die Baͤume zerſtim-
melt und verdorben, und obwohl der Saft in die
uͤbrigen Zelken geben muß, daß ſie ſchaͤrfer trei-
ben koͤnnen, auch wohl unterweilen etwas Fruͤchte
tragen, ſo werden ſie doch niemalen ſo viele Fruͤchte
hervor bringen wie es ſeyn ſolte. Wiederum
wollen einige behaupten, daß man ſolchen Baͤumen
mit guter und fetter Duͤngung oder durch Beygra-
bung eines todten Aaſes zu Huͤlfe kommen ſolte.
Dieſes hilft zwar in ſo ferne, daß die Baͤume leb-
hafter wachſen koͤnnen, aber zur Fruchtbarmachung
wird es wenig oder nichts beytragen. Deñ wenn es
einmal eine untragbare Art iſt, ſo wird ſie nimmer-
mehr weder durch dieſe noch andere Bemuͤhungen,
welche hin und wieder in den Buͤchern angegeben
ſind, tragbar werden. Vieles Land-Volk ſteckt in ei-
nem ſolchen ſuͤndlichen und gottloſen Aberglauben,
daß ſie in der heil. Chriſt-Nacht, nackend, zwiſchen
11 u. 12 Uhr alle in ihren Gaͤrten befindliche Obſt-
Baͤume mit Stroh-Seilen umbinden, und hier-
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Wie man
einen un-
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Baum koͤn-
ne fruchtbar
machen.
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/163>, abgerufen am 16.02.2025.
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