Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

5. Cap. Vom Pfropfen.
schaften bey mir abgeholet und gepflanzet, wegen
Abfallung des Obsts Klage geführet, noch auch daß
mir selbst an den vielen Bäumen, welche ich für
mich setzen lassen, dergleichen Uebel begegnet,
obgleich die Pfropf-Reiser von meinen Leuten,
um des Anhaltens willen an den Zelken, bey dem
Abbrechen herunter geworfen, und hernachma-
len aufgelesen worden. Jch habe in manchen
Jahren wohl 20. und mehr Schock dergleichen
Reiser zum Psropfen gebrauchet, und durch die-
ses Vorgeben mich niemalen irre machen lassen.
Denn es ist nicht möglich noch wahrscheinlich
daß ein solcher Eindruck und Würkung in ein
Reis durch das Herunterfallen geschehen solte,
und es verhält sich damit fast eben so, wie mit
der Würküng der Gestirne in die unterirdischen
Körper, welche von vielen Gelehrten längstens
untersuchet und verlachet worden. Was aber
die wahre Ursache betrift, warum das Obst un-
terweilen häufig abfält, und wovon solches ei-
gentlich herkomt, so wird solches Uebel meiner
wenigen Einsicht nach wohl aus folgender Ursa-
che entstehen. Wenn sich das Obst an den Bäu-
men in seinem besten Wachsthum befindet, und
eine Zeitlang gelinde Regen und warme Wit-
terung sich ereignet hat, so wächset dasselbe wohl
von statten. Wenn nun hernachmalen eine Zeit-
lang dürre Witterung und heisses Wetter darauf
erfolget, so wird demselben durch die Luft und
Wärme der gehörige und satsame Zufluß des Saf-
tes benommen, woraus folgt, daß es zum Theil,

auch
D 5

5. Cap. Vom Pfropfen.
ſchaften bey mir abgeholet und gepflanzet, wegen
Abfallung des Obſts Klage gefuͤhret, noch auch daß
mir ſelbſt an den vielen Baͤumen, welche ich fuͤr
mich ſetzen laſſen, dergleichen Uebel begegnet,
obgleich die Pfropf-Reiſer von meinen Leuten,
um des Anhaltens willen an den Zelken, bey dem
Abbrechen herunter geworfen, und hernachma-
len aufgeleſen worden. Jch habe in manchen
Jahren wohl 20. und mehr Schock dergleichen
Reiſer zum Pſropfen gebrauchet, und durch die-
ſes Vorgeben mich niemalen irre machen laſſen.
Denn es iſt nicht moͤglich noch wahrſcheinlich
daß ein ſolcher Eindruck und Wuͤrkung in ein
Reis durch das Herunterfallen geſchehen ſolte,
und es verhaͤlt ſich damit faſt eben ſo, wie mit
der Wuͤrkuͤng der Geſtirne in die unterirdiſchen
Koͤrper, welche von vielen Gelehrten laͤngſtens
unterſuchet und verlachet worden. Was aber
die wahre Urſache betrift, warum das Obſt un-
terweilen haͤufig abfaͤlt, und wovon ſolches ei-
gentlich herkomt, ſo wird ſolches Uebel meiner
wenigen Einſicht nach wohl aus folgender Urſa-
che entſtehen. Wenn ſich das Obſt an den Baͤu-
men in ſeinem beſten Wachsthum befindet, und
eine Zeitlang gelinde Regen und warme Wit-
terung ſich ereignet hat, ſo waͤchſet daſſelbe wohl
von ſtatten. Wenn nun hernachmalen eine Zeit-
lang duͤrre Witterung und heiſſes Wetter darauf
erfolget, ſo wird demſelben durch die Luft und
Waͤrme der gehoͤrige und ſatſame Zufluß des Saf-
tes benommen, woraus folgt, daß es zum Theil,

auch
D 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0089" n="57"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">5. Cap. Vom Pfropfen.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chaften bey mir abgeholet und gepflanzet, wegen<lb/>
Abfallung des Ob&#x017F;ts Klage gefu&#x0364;hret, noch auch daß<lb/>
mir &#x017F;elb&#x017F;t an den vielen Ba&#x0364;umen, welche ich fu&#x0364;r<lb/>
mich &#x017F;etzen la&#x017F;&#x017F;en, dergleichen Uebel begegnet,<lb/>
obgleich die Pfropf-Rei&#x017F;er von meinen Leuten,<lb/>
um des Anhaltens willen an den Zelken, bey dem<lb/>
Abbrechen herunter geworfen, und hernachma-<lb/>
len aufgele&#x017F;en worden. Jch habe in manchen<lb/>
Jahren wohl 20. und mehr Schock dergleichen<lb/>
Rei&#x017F;er zum P&#x017F;ropfen gebrauchet, und durch die-<lb/>
&#x017F;es Vorgeben mich niemalen irre machen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Denn es i&#x017F;t nicht mo&#x0364;glich noch wahr&#x017F;cheinlich<lb/>
daß ein &#x017F;olcher Eindruck und Wu&#x0364;rkung in ein<lb/>
Reis durch das Herunterfallen ge&#x017F;chehen &#x017F;olte,<lb/>
und es verha&#x0364;lt &#x017F;ich damit fa&#x017F;t eben &#x017F;o, wie mit<lb/>
der Wu&#x0364;rku&#x0364;ng der Ge&#x017F;tirne in die unterirdi&#x017F;chen<lb/>
Ko&#x0364;rper, welche von vielen Gelehrten la&#x0364;ng&#x017F;tens<lb/>
unter&#x017F;uchet und verlachet worden. Was aber<lb/>
die wahre Ur&#x017F;ache betrift, warum das Ob&#x017F;t un-<lb/>
terweilen ha&#x0364;ufig abfa&#x0364;lt, und wovon &#x017F;olches ei-<lb/>
gentlich herkomt, &#x017F;o wird &#x017F;olches Uebel meiner<lb/>
wenigen Ein&#x017F;icht nach wohl aus folgender Ur&#x017F;a-<lb/>
che ent&#x017F;tehen. Wenn &#x017F;ich das Ob&#x017F;t an den Ba&#x0364;u-<lb/>
men in &#x017F;einem be&#x017F;ten Wachsthum befindet, und<lb/>
eine Zeitlang gelinde Regen und warme Wit-<lb/>
terung &#x017F;ich ereignet hat, &#x017F;o wa&#x0364;ch&#x017F;et da&#x017F;&#x017F;elbe wohl<lb/>
von &#x017F;tatten. Wenn nun hernachmalen eine Zeit-<lb/>
lang du&#x0364;rre Witterung und hei&#x017F;&#x017F;es Wetter darauf<lb/>
erfolget, &#x017F;o wird dem&#x017F;elben durch die Luft und<lb/>
Wa&#x0364;rme der geho&#x0364;rige und &#x017F;at&#x017F;ame Zufluß des Saf-<lb/>
tes benommen, woraus folgt, daß es zum Theil,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 5</fw><fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0089] 5. Cap. Vom Pfropfen. ſchaften bey mir abgeholet und gepflanzet, wegen Abfallung des Obſts Klage gefuͤhret, noch auch daß mir ſelbſt an den vielen Baͤumen, welche ich fuͤr mich ſetzen laſſen, dergleichen Uebel begegnet, obgleich die Pfropf-Reiſer von meinen Leuten, um des Anhaltens willen an den Zelken, bey dem Abbrechen herunter geworfen, und hernachma- len aufgeleſen worden. Jch habe in manchen Jahren wohl 20. und mehr Schock dergleichen Reiſer zum Pſropfen gebrauchet, und durch die- ſes Vorgeben mich niemalen irre machen laſſen. Denn es iſt nicht moͤglich noch wahrſcheinlich daß ein ſolcher Eindruck und Wuͤrkung in ein Reis durch das Herunterfallen geſchehen ſolte, und es verhaͤlt ſich damit faſt eben ſo, wie mit der Wuͤrkuͤng der Geſtirne in die unterirdiſchen Koͤrper, welche von vielen Gelehrten laͤngſtens unterſuchet und verlachet worden. Was aber die wahre Urſache betrift, warum das Obſt un- terweilen haͤufig abfaͤlt, und wovon ſolches ei- gentlich herkomt, ſo wird ſolches Uebel meiner wenigen Einſicht nach wohl aus folgender Urſa- che entſtehen. Wenn ſich das Obſt an den Baͤu- men in ſeinem beſten Wachsthum befindet, und eine Zeitlang gelinde Regen und warme Wit- terung ſich ereignet hat, ſo waͤchſet daſſelbe wohl von ſtatten. Wenn nun hernachmalen eine Zeit- lang duͤrre Witterung und heiſſes Wetter darauf erfolget, ſo wird demſelben durch die Luft und Waͤrme der gehoͤrige und ſatſame Zufluß des Saf- tes benommen, woraus folgt, daß es zum Theil, auch D 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/89
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/89>, abgerufen am 27.11.2024.