Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.6. Cap. Von allerhand nen Schuh weit von einander eingeleget. Dreybis 4 Wochen lässet man sie also liegen, und nach verflossener Zeit komt man ihnen ebenfals durch einen Creutz-Schnit zu Hülfe, damit sie ihren Herz-Stengel in die Höhe treiben können. Wenn man ihnen mit dem Auflüften nicht einigemal zu Hülfe komt, so bleiben sie leicht zurücke, denn diese Art schiesset nicht so gerne in die Höhe als die weisse Sorte. Sind sie nun so viel in ihre Samen-Sten- gel gewachsen, daß sie anfangen zu blühen, so muß man sie des Tages sonderlich bey Sonnenschein ei- nigemal besprengen, damit die Erd-Flöhe hinweg getrieben werden. Wen dieses nicht geschiehet, so kriechen sie in die Blumen hinein und fressen die jungen Samen-Capseln alle entwey, daß man sehr wenigen oder gar keinen Samen hiervon be- komt. Mit dieser Besprengung muß so lange continuiret werden, bis die Blüte vorbey ist. Bey der Probe dieses wie auch des Blau- oder
6. Cap. Von allerhand nen Schuh weit von einander eingeleget. Dreybis 4 Wochen laͤſſet man ſie alſo liegen, und nach verfloſſener Zeit komt man ihnen ebenfals durch einen Creutz-Schnit zu Huͤlfe, damit ſie ihren Herz-Stengel in die Hoͤhe treiben koͤnnen. Wenn man ihnen mit dem Aufluͤften nicht einigemal zu Huͤlfe komt, ſo bleiben ſie leicht zuruͤcke, denn dieſe Art ſchieſſet nicht ſo gerne in die Hoͤhe als die weiſſe Sorte. Sind ſie nun ſo viel in ihre Samen-Sten- gel gewachſen, daß ſie anfangen zu bluͤhen, ſo muß man ſie des Tages ſonderlich bey Sonnenſchein ei- nigemal beſprengen, damit die Erd-Floͤhe hinweg getrieben werden. Wen dieſes nicht geſchiehet, ſo kriechen ſie in die Blumen hinein und freſſen die jungen Samen-Capſeln alle entwey, daß man ſehr wenigen oder gar keinen Samen hiervon be- komt. Mit dieſer Beſprengung muß ſo lange continuiret werden, bis die Bluͤte vorbey iſt. Bey der Probe dieſes wie auch des Blau- oder
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6. Cap. Von allerhand
nen Schuh weit von einander eingeleget. Drey
bis 4 Wochen laͤſſet man ſie alſo liegen, und nach
verfloſſener Zeit komt man ihnen ebenfals durch
einen Creutz-Schnit zu Huͤlfe, damit ſie ihren
Herz-Stengel in die Hoͤhe treiben koͤnnen. Wenn
man ihnen mit dem Aufluͤften nicht einigemal zu
Huͤlfe komt, ſo bleiben ſie leicht zuruͤcke, denn dieſe
Art ſchieſſet nicht ſo gerne in die Hoͤhe als die weiſſe
Sorte. Sind ſie nun ſo viel in ihre Samen-Sten-
gel gewachſen, daß ſie anfangen zu bluͤhen, ſo muß
man ſie des Tages ſonderlich bey Sonnenſchein ei-
nigemal beſprengen, damit die Erd-Floͤhe hinweg
getrieben werden. Wen dieſes nicht geſchiehet, ſo
kriechen ſie in die Blumen hinein und freſſen die
jungen Samen-Capſeln alle entwey, daß man
ſehr wenigen oder gar keinen Samen hiervon be-
komt. Mit dieſer Beſprengung muß ſo lange
continuiret werden, bis die Bluͤte vorbey iſt.
Bey der Probe dieſes wie auch des Blau-
kohl-Samens habe ich gefunden, daß, ſo bald die
Koͤrner in dem Laͤplein aufgekaͤumet, und hervor
wachſen, alle Kaͤumlein roth ſeyn muͤſſen; wo ſie
aber dieſe Farbe nicht haben und gelbe ſind, ſo iſt es
ein Zeichen, daß der Same falſch iſt und werden
die daraus zu hoffende Koͤpfe wie auch der Blau-
kohl nimmermehr roth oder blau werden. An den
Geruch aber darf man ſich bey Einkaufung dieſes
und anderer Kohl-Samen nicht kehren. Jch ha-
be ſchon bey der Fermentation im erſten Theile im
10. Capitel p. 80. gemeldet, daß durch die Waͤrme
das zuſammen gelegte Stroh benebſt den Schotten
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Zitationshilfe: | Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/100>, abgerufen am 16.02.2025. |