Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.Kohl-Gewächsen. wächse, welches im Frühjahre muß gesäet werden,und gegen den Herbst seinen Samen bringet, wor- aus gewiß folgt, daß von den Stauden, welche durch den Winter gebracht und in den Garten ge- setzet werden, kein Samen zu hoffen ist. Weil aber durch dieses Angeben mancher möchte verfüh- ret werden, so wil ich meine hierin gemachten Ver- suche und daraus erlangte Erfahrung hiermit er- öfnen. Vor ohngefehr 35 Jahren, ehe ich noch einen Schluß
Kohl-Gewaͤchſen. waͤchſe, welches im Fruͤhjahre muß geſaͤet werden,und gegen den Herbſt ſeinen Samen bringet, wor- aus gewiß folgt, daß von den Stauden, welche durch den Winter gebracht und in den Garten ge- ſetzet werden, kein Samen zu hoffen iſt. Weil aber durch dieſes Angeben mancher moͤchte verfuͤh- ret werden, ſo wil ich meine hierin gemachten Ver- ſuche und daraus erlangte Erfahrung hiermit er- oͤfnen. Vor ohngefehr 35 Jahren, ehe ich noch einen Schluß
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Kohl-Gewaͤchſen.
waͤchſe, welches im Fruͤhjahre muß geſaͤet werden,
und gegen den Herbſt ſeinen Samen bringet, wor-
aus gewiß folgt, daß von den Stauden, welche
durch den Winter gebracht und in den Garten ge-
ſetzet werden, kein Samen zu hoffen iſt. Weil
aber durch dieſes Angeben mancher moͤchte verfuͤh-
ret werden, ſo wil ich meine hierin gemachten Ver-
ſuche und daraus erlangte Erfahrung hiermit er-
oͤfnen.
Vor ohngefehr 35 Jahren, ehe ich noch einen
Unterſchied zwiſchen einem Sommer- und Winter-
Gewaͤchſe machen konte, habe ich es einigemal
probiret, ob ich von ausgewinterten Blumen-
kohl-Stauden Samen bekommen koͤnte. Jch
brachte auch einmal 6 der ſchoͤnſten Stauden, wel-
che ſchlosweiß waren und nicht den geringſten Feh-
ler an ſich hatten, durch den Winter. Jch ver-
pflanzete ſolche zu Ende des Aprils an einen war-
men und zur Sonne wohl gelegenen Ort im Gar-
ten. Jch ließ aber vorhero von meinem Boͤttger
eben ſo viel Faͤſſer machen, welche nur einen Boden
hatten, und deckte die Stauden wegen der an-
noch zur ſelbigen Zeit rauhen Luft, mit denenſelben,
wie auch mit Pferde-Miſt alle Nachte zu. So
bald als die Sonne herbey kam, ließ ich die Faͤß-
lein durch den Gaͤrtner ſamt dem Miſte alle Mor-
gen hinweg thun, und dieſes wurde beobachtet bis
in die Mitte des May-Monats. Drey Wochen
darnach fiengen dieſe Stauden an ſich an ihrer
Farbe zu veraͤndern, und wolten an den Blumen
oder Kaͤſen etwas gruͤnlich werden, woraus ich den
Schluß
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