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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

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6. Cap. Von allerhand
hier noch anführen. Anno 1725. hatte ich meine
Samen-Kugeln recht wohl durch den Winter ge-
bracht. Jch ließ solche in dem halben April in
den Garten pflanzen, also, daß drey Theile von
den Kugeln in die Erde zu stehen kamen, und der
vierte Theil aus derselben hervorragete. Sie be-
klieben nicht nur, sondern wuchsen auch drey Schuh
hoch recht schöne in ihre Samen-Stengel und
wolten anfangen zu blühen. Als ich nun von
ohngefehr Frühmorgens 6. Uhr in den Garten hin
und wieder spatzieren gieng, wurde ich gewahr,
daß alle Samen-Stengel ganz welck und schlap
waren, und die Köpfe hängen wolten. Jch stund
dabey stille, wunderte mich darüber und san nach,
wo dieses Uebel herkommen möchte, indem sonst
dergleichen Gewächse frühe Morgens am aller-
schönsten munter und frisch aussehen müssen. Jch
befahl daher dem Gärtner die Erde von den Ku-
geln herab zu scharren, und da fand sich, daß sie
alle mit einem Messer, bis etwan auf einen hal-
ben Zol durchgeschnitten waren, so daß der obere
Theil nur noch auf einer Seite mit dem unteren
ein wenig zusammen hieng. Jch lies hierauf durch
den Gärtner den Ober-Theil der zerschnittenen
Kugeln etwas in die Höhe biegen, mit einem Mes-
ser die in den Schnitt gefallene Erde recht reine
heraus schaben, und alsdenn beyde Theile wieder-
um wohl zusammen drucken. Hierauf bevestigte
ich bey allen Kugeln den obern Theil an den
untern mit kleinen hölzern Nägeln, damit keine
Luft darzwischen kommen konte, und lies die Erde

ganz

6. Cap. Von allerhand
hier noch anfuͤhren. Anno 1725. hatte ich meine
Samen-Kugeln recht wohl durch den Winter ge-
bracht. Jch ließ ſolche in dem halben April in
den Garten pflanzen, alſo, daß drey Theile von
den Kugeln in die Erde zu ſtehen kamen, und der
vierte Theil aus derſelben hervorragete. Sie be-
klieben nicht nur, ſondern wuchſen auch drey Schuh
hoch recht ſchoͤne in ihre Samen-Stengel und
wolten anfangen zu bluͤhen. Als ich nun von
ohngefehr Fruͤhmorgens 6. Uhr in den Garten hin
und wieder ſpatzieren gieng, wurde ich gewahr,
daß alle Samen-Stengel ganz welck und ſchlap
waren, und die Koͤpfe haͤngen wolten. Jch ſtund
dabey ſtille, wunderte mich daruͤber und ſan nach,
wo dieſes Uebel herkommen moͤchte, indem ſonſt
dergleichen Gewaͤchſe fruͤhe Morgens am aller-
ſchoͤnſten munter und friſch ausſehen muͤſſen. Jch
befahl daher dem Gaͤrtner die Erde von den Ku-
geln herab zu ſcharren, und da fand ſich, daß ſie
alle mit einem Meſſer, bis etwan auf einen hal-
ben Zol durchgeſchnitten waren, ſo daß der obere
Theil nur noch auf einer Seite mit dem unteren
ein wenig zuſammen hieng. Jch lies hierauf durch
den Gaͤrtner den Ober-Theil der zerſchnittenen
Kugeln etwas in die Hoͤhe biegen, mit einem Meſ-
ſer die in den Schnitt gefallene Erde recht reine
heraus ſchaben, und alsdenn beyde Theile wieder-
um wohl zuſammen drucken. Hierauf beveſtigte
ich bey allen Kugeln den obern Theil an den
untern mit kleinen hoͤlzern Naͤgeln, damit keine
Luft darzwiſchen kommen konte, und lies die Erde

ganz
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[122/0128] 6. Cap. Von allerhand hier noch anfuͤhren. Anno 1725. hatte ich meine Samen-Kugeln recht wohl durch den Winter ge- bracht. Jch ließ ſolche in dem halben April in den Garten pflanzen, alſo, daß drey Theile von den Kugeln in die Erde zu ſtehen kamen, und der vierte Theil aus derſelben hervorragete. Sie be- klieben nicht nur, ſondern wuchſen auch drey Schuh hoch recht ſchoͤne in ihre Samen-Stengel und wolten anfangen zu bluͤhen. Als ich nun von ohngefehr Fruͤhmorgens 6. Uhr in den Garten hin und wieder ſpatzieren gieng, wurde ich gewahr, daß alle Samen-Stengel ganz welck und ſchlap waren, und die Koͤpfe haͤngen wolten. Jch ſtund dabey ſtille, wunderte mich daruͤber und ſan nach, wo dieſes Uebel herkommen moͤchte, indem ſonſt dergleichen Gewaͤchſe fruͤhe Morgens am aller- ſchoͤnſten munter und friſch ausſehen muͤſſen. Jch befahl daher dem Gaͤrtner die Erde von den Ku- geln herab zu ſcharren, und da fand ſich, daß ſie alle mit einem Meſſer, bis etwan auf einen hal- ben Zol durchgeſchnitten waren, ſo daß der obere Theil nur noch auf einer Seite mit dem unteren ein wenig zuſammen hieng. Jch lies hierauf durch den Gaͤrtner den Ober-Theil der zerſchnittenen Kugeln etwas in die Hoͤhe biegen, mit einem Meſ- ſer die in den Schnitt gefallene Erde recht reine heraus ſchaben, und alsdenn beyde Theile wieder- um wohl zuſammen drucken. Hierauf beveſtigte ich bey allen Kugeln den obern Theil an den untern mit kleinen hoͤlzern Naͤgeln, damit keine Luft darzwiſchen kommen konte, und lies die Erde ganz

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/128>, abgerufen am 24.11.2024.