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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

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7. Cap. Von Wurzel-Gewächsen.
verschaffet, mit dem Vermelden, daß man von die-
sem Samen eben auf solche Art wie von den Selle-
rie-Wurzeln ziehen und solche im Winter zum Sa-
läten gebrauchen könte. Jch säete diesen Samen
in dem halben April auf ein Mist-Bette, und so
bald er zum Versetzen dienlich war, lies ich ihn or-
dentlich wie den Sellerie pflanzen.

Als nun gegen den Herbst einige in die Sa-
men-Stengel geschossen, und ihre gelbe Blumen
fast auf die Art wie flos mirabilis, Schweitzer-
Hosen, oder Wunder-Blume hervor brachten, so
fand ich, daß es die ordentliche Lysimachia oder
Onagra war, welche ich lange vorher albereit un-
ter den fremden Blumen im Garten gehabt hat-
te. Der Geruch dieser Blume ist gar lieblich;
sie dauret aber nicht länger als einen Tag, jedoch
schiessen immer wiederum neue hervor. Die
Wurzeln sind inwendig markicht und schmecken
roh fast als die Pastinat-Wurzeln. Oben nach
dem Kräuterich zu sind sie etwas röthlich, und
mit rothen Pünctlein besprenget. Jm Herbst
werden sie ausgehoben und das Kräuterich oder
die Blätter ganz kurz doch ohne Verletzung de-
rer Herzen abgeschnitten, in den Keller eingelegt
und begossen. Wenn sie ihre gelben und inwen-
dig röthlichen Blätter in etwas anfangen zu trei-
ben, so werden sie in dinne Scheiblein geschnit-
ten, gekocht und abgebrühet. Hierauf läst man
sie kalt werden, leget sie rings herum in eine
Schüssel, und thut Baum-Oel, Eßig und was
sonst noch zu einem Salate nöthig, darüber.

Die-

7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.
verſchaffet, mit dem Vermelden, daß man von die-
ſem Samen eben auf ſolche Art wie von den Selle-
rie-Wurzeln ziehen und ſolche im Winter zum Sa-
laͤten gebrauchen koͤnte. Jch ſaͤete dieſen Samen
in dem halben April auf ein Miſt-Bette, und ſo
bald er zum Verſetzen dienlich war, lies ich ihn or-
dentlich wie den Sellerie pflanzen.

Als nun gegen den Herbſt einige in die Sa-
men-Stengel geſchoſſen, und ihre gelbe Blumen
faſt auf die Art wie flos mirabilis, Schweitzer-
Hoſen, oder Wunder-Blume hervor brachten, ſo
fand ich, daß es die ordentliche Lyſimachia oder
Onagra war, welche ich lange vorher albereit un-
ter den fremden Blumen im Garten gehabt hat-
te. Der Geruch dieſer Blume iſt gar lieblich;
ſie dauret aber nicht laͤnger als einen Tag, jedoch
ſchieſſen immer wiederum neue hervor. Die
Wurzeln ſind inwendig markicht und ſchmecken
roh faſt als die Paſtinat-Wurzeln. Oben nach
dem Kraͤuterich zu ſind ſie etwas roͤthlich, und
mit rothen Puͤnctlein beſprenget. Jm Herbſt
werden ſie ausgehoben und das Kraͤuterich oder
die Blaͤtter ganz kurz doch ohne Verletzung de-
rer Herzen abgeſchnitten, in den Keller eingelegt
und begoſſen. Wenn ſie ihre gelben und inwen-
dig roͤthlichen Blaͤtter in etwas anfangen zu trei-
ben, ſo werden ſie in dinne Scheiblein geſchnit-
ten, gekocht und abgebruͤhet. Hierauf laͤſt man
ſie kalt werden, leget ſie rings herum in eine
Schuͤſſel, und thut Baum-Oel, Eßig und was
ſonſt noch zu einem Salate noͤthig, daruͤber.

Die-
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[187/0193] 7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. verſchaffet, mit dem Vermelden, daß man von die- ſem Samen eben auf ſolche Art wie von den Selle- rie-Wurzeln ziehen und ſolche im Winter zum Sa- laͤten gebrauchen koͤnte. Jch ſaͤete dieſen Samen in dem halben April auf ein Miſt-Bette, und ſo bald er zum Verſetzen dienlich war, lies ich ihn or- dentlich wie den Sellerie pflanzen. Als nun gegen den Herbſt einige in die Sa- men-Stengel geſchoſſen, und ihre gelbe Blumen faſt auf die Art wie flos mirabilis, Schweitzer- Hoſen, oder Wunder-Blume hervor brachten, ſo fand ich, daß es die ordentliche Lyſimachia oder Onagra war, welche ich lange vorher albereit un- ter den fremden Blumen im Garten gehabt hat- te. Der Geruch dieſer Blume iſt gar lieblich; ſie dauret aber nicht laͤnger als einen Tag, jedoch ſchieſſen immer wiederum neue hervor. Die Wurzeln ſind inwendig markicht und ſchmecken roh faſt als die Paſtinat-Wurzeln. Oben nach dem Kraͤuterich zu ſind ſie etwas roͤthlich, und mit rothen Puͤnctlein beſprenget. Jm Herbſt werden ſie ausgehoben und das Kraͤuterich oder die Blaͤtter ganz kurz doch ohne Verletzung de- rer Herzen abgeſchnitten, in den Keller eingelegt und begoſſen. Wenn ſie ihre gelben und inwen- dig roͤthlichen Blaͤtter in etwas anfangen zu trei- ben, ſo werden ſie in dinne Scheiblein geſchnit- ten, gekocht und abgebruͤhet. Hierauf laͤſt man ſie kalt werden, leget ſie rings herum in eine Schuͤſſel, und thut Baum-Oel, Eßig und was ſonſt noch zu einem Salate noͤthig, daruͤber. Die-

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/193>, abgerufen am 19.05.2024.