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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

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7. Cap. Von Wurzel-Gewächsen.
Dieses wird beständig, so lange die Wurzeln in
Kellern dauren, mit auf die Tafel gebracht, schme-
cket auch gar angenehm, und wird von vielen für
eine Rarität geachtet. Jm Anfange wurden die-
se Wurzeln nur von den herrschaftlichen Köchen
bey mir geholet, und auf besagte Weise zuberei-
tet, nunmehro aber werden sie überal gemein und
bekant.

Diese Wurzel erfrieret nicht leicht im Win-
ter, und schiessen im Frühjahr zeitig in ihre Sa-
men-Stengel. Sie säen sich gemeiniglich selbsten
durch ihren ausgefallenen Samen; jedoch ist von
diesen Pflanzen nicht viel zu halten, indem sie nicht
zur gehörigen Zeit, sondern noch vor dem Winter
aufzugehen pflegen. Daher komt es, daß sie ge-
gen den Herbst alle in Samen gehen, und man kei-
ne Wurzeln zum Gebrauch haben kan. Sie be-
kommen eine längliche Samen-Capsel, welche sich
oben an der Spitze in 4 Theile zertheilet, und in eben
so vielen Fächlein die kleinen eckigten braunen Sa-
men-Körnlein in sich hält. Hierbey ist zu merken,
daß die reifen Samen-Schoten nach und nach müs-
sen abgenommen werden. Denn wenn man war-
ten wolte, bis die andern auch zur Reifung gelang-
ten, so würden die besten, welche zuerst verblühet und
gewachsen, aufspringen, und der volkommenste Sa-
me zu Grunde gehen. Es muß auch dieser Same
für den Mäusen verwahret werden, weil sie solchen
überaus gerne fressen.

Der Herr von Hochberg in seinen Georgicis
Curiosis
schreibet Tom. I. Lib. VI. Cap. XCI.

p. 675.

7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.
Dieſes wird beſtaͤndig, ſo lange die Wurzeln in
Kellern dauren, mit auf die Tafel gebracht, ſchme-
cket auch gar angenehm, und wird von vielen fuͤr
eine Raritaͤt geachtet. Jm Anfange wurden die-
ſe Wurzeln nur von den herrſchaftlichen Koͤchen
bey mir geholet, und auf beſagte Weiſe zuberei-
tet, nunmehro aber werden ſie uͤberal gemein und
bekant.

Dieſe Wurzel erfrieret nicht leicht im Win-
ter, und ſchieſſen im Fruͤhjahr zeitig in ihre Sa-
men-Stengel. Sie ſaͤen ſich gemeiniglich ſelbſten
durch ihren ausgefallenen Samen; jedoch iſt von
dieſen Pflanzen nicht viel zu halten, indem ſie nicht
zur gehoͤrigen Zeit, ſondern noch vor dem Winter
aufzugehen pflegen. Daher komt es, daß ſie ge-
gen den Herbſt alle in Samen gehen, und man kei-
ne Wurzeln zum Gebrauch haben kan. Sie be-
kommen eine laͤngliche Samen-Capſel, welche ſich
oben an der Spitze in 4 Theile zertheilet, und in eben
ſo vielen Faͤchlein die kleinen eckigten braunen Sa-
men-Koͤrnlein in ſich haͤlt. Hierbey iſt zu merken,
daß die reifen Samen-Schoten nach und nach muͤſ-
ſen abgenommen werden. Denn wenn man war-
ten wolte, bis die andern auch zur Reifung gelang-
ten, ſo wuͤrden die beſten, welche zuerſt verbluͤhet und
gewachſen, aufſpringen, und der volkommenſte Sa-
me zu Grunde gehen. Es muß auch dieſer Same
fuͤr den Maͤuſen verwahret werden, weil ſie ſolchen
uͤberaus gerne freſſen.

Der Herr von Hochberg in ſeinen Georgicis
Curioſis
ſchreibet Tom. I. Lib. VI. Cap. XCI.

p. 675.
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[188/0194] 7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. Dieſes wird beſtaͤndig, ſo lange die Wurzeln in Kellern dauren, mit auf die Tafel gebracht, ſchme- cket auch gar angenehm, und wird von vielen fuͤr eine Raritaͤt geachtet. Jm Anfange wurden die- ſe Wurzeln nur von den herrſchaftlichen Koͤchen bey mir geholet, und auf beſagte Weiſe zuberei- tet, nunmehro aber werden ſie uͤberal gemein und bekant. Dieſe Wurzel erfrieret nicht leicht im Win- ter, und ſchieſſen im Fruͤhjahr zeitig in ihre Sa- men-Stengel. Sie ſaͤen ſich gemeiniglich ſelbſten durch ihren ausgefallenen Samen; jedoch iſt von dieſen Pflanzen nicht viel zu halten, indem ſie nicht zur gehoͤrigen Zeit, ſondern noch vor dem Winter aufzugehen pflegen. Daher komt es, daß ſie ge- gen den Herbſt alle in Samen gehen, und man kei- ne Wurzeln zum Gebrauch haben kan. Sie be- kommen eine laͤngliche Samen-Capſel, welche ſich oben an der Spitze in 4 Theile zertheilet, und in eben ſo vielen Faͤchlein die kleinen eckigten braunen Sa- men-Koͤrnlein in ſich haͤlt. Hierbey iſt zu merken, daß die reifen Samen-Schoten nach und nach muͤſ- ſen abgenommen werden. Denn wenn man war- ten wolte, bis die andern auch zur Reifung gelang- ten, ſo wuͤrden die beſten, welche zuerſt verbluͤhet und gewachſen, aufſpringen, und der volkommenſte Sa- me zu Grunde gehen. Es muß auch dieſer Same fuͤr den Maͤuſen verwahret werden, weil ſie ſolchen uͤberaus gerne freſſen. Der Herr von Hochberg in ſeinen Georgicis Curioſis ſchreibet Tom. I. Lib. VI. Cap. XCI. p. 675.

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/194>, abgerufen am 23.11.2024.