Es giebt noch eine andere Art, die manVon Sand. Rettigen. Sand-Rettige nennet, welche ordentlich 14 Tage bis 3 Wochen nach Johannis-Tag gesäet und be- stellet werden. Wenn sie aufgegangen und in et- was erwachsen sind, wird ihnen ein Schuh weit Raum gegeben, und die überflüßigen zu dick ste- henden müssen mit den Jäte-Häcklein hinweg ge- schnitten werden. Sie bleiben rund und kurz, sind aber zum Essen nicht so gut, als die vorigen zwey Sorten, werden auch gegen Weynachten gerne pelzigt, und sind bey uns gar nicht im Ge- brauche.
Lächerlich ist es, denen Leuten weis zu ma- chen, daß man die Rettige und Rüben durch Jn- serirung oder Einpfropfung eines Samenkorns so gros bringen könte, daß ein Stück 5 bis 10 Pfund wiegen solte. Siehe Julii Bernhard von Rohrs Haushaltungs-Bibliothek p. 265. Es ist aber dieses Gewichte für nichts ausserordentliches zu halten, denn wir haben in unserm Erfurt unter- weilen solche grosse Rettige erzogen, daß 5 bis 6 Stück einen Centner gewogen haben. Es ge- schiehet aber dieses nur in solchen Jahren, wenn es öftere Regen und warme Witterung giebt, und gehöret hierzu ein Raum von drittehalb Schuhen, wie auch ein gutes mürbes wohlgegrabenes und gedüngtes Land, wie oben bey der Erziehung der Winter-Rettige gedacht worden. Einige ge- ben an, man müste in der Mitte eines Rettigs ohn- gefehr zwey Zol tief ein Löchlein, mit keinem Ei- sen, sondern mit einem Holze machen, in dasselbe
ein
7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.
Es giebt noch eine andere Art, die manVon Sand. Rettigen. Sand-Rettige nennet, welche ordentlich 14 Tage bis 3 Wochen nach Johannis-Tag geſaͤet und be- ſtellet werden. Wenn ſie aufgegangen und in et- was erwachſen ſind, wird ihnen ein Schuh weit Raum gegeben, und die uͤberfluͤßigen zu dick ſte- henden muͤſſen mit den Jaͤte-Haͤcklein hinweg ge- ſchnitten werden. Sie bleiben rund und kurz, ſind aber zum Eſſen nicht ſo gut, als die vorigen zwey Sorten, werden auch gegen Weynachten gerne pelzigt, und ſind bey uns gar nicht im Ge- brauche.
Laͤcherlich iſt es, denen Leuten weis zu ma- chen, daß man die Rettige und Ruͤben durch Jn- ſerirung oder Einpfropfung eines Samenkorns ſo gros bringen koͤnte, daß ein Stuͤck 5 bis 10 Pfund wiegen ſolte. Siehe Julii Bernhard von Rohrs Haushaltungs-Bibliothek p. 265. Es iſt aber dieſes Gewichte fuͤr nichts auſſerordentliches zu halten, denn wir haben in unſerm Erfurt unter- weilen ſolche groſſe Rettige erzogen, daß 5 bis 6 Stuͤck einen Centner gewogen haben. Es ge- ſchiehet aber dieſes nur in ſolchen Jahren, wenn es oͤftere Regen und warme Witterung giebt, und gehoͤret hierzu ein Raum von drittehalb Schuhen, wie auch ein gutes muͤrbes wohlgegrabenes und geduͤngtes Land, wie oben bey der Erziehung der Winter-Rettige gedacht worden. Einige ge- ben an, man muͤſte in der Mitte eines Rettigs ohn- gefehr zwey Zol tief ein Loͤchlein, mit keinem Ei- ſen, ſondern mit einem Holze machen, in daſſelbe
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7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.
Es giebt noch eine andere Art, die man
Sand-Rettige nennet, welche ordentlich 14 Tage
bis 3 Wochen nach Johannis-Tag geſaͤet und be-
ſtellet werden. Wenn ſie aufgegangen und in et-
was erwachſen ſind, wird ihnen ein Schuh weit
Raum gegeben, und die uͤberfluͤßigen zu dick ſte-
henden muͤſſen mit den Jaͤte-Haͤcklein hinweg ge-
ſchnitten werden. Sie bleiben rund und kurz,
ſind aber zum Eſſen nicht ſo gut, als die vorigen
zwey Sorten, werden auch gegen Weynachten
gerne pelzigt, und ſind bey uns gar nicht im Ge-
brauche.
Von Sand.
Rettigen.
Laͤcherlich iſt es, denen Leuten weis zu ma-
chen, daß man die Rettige und Ruͤben durch Jn-
ſerirung oder Einpfropfung eines Samenkorns ſo
gros bringen koͤnte, daß ein Stuͤck 5 bis 10 Pfund
wiegen ſolte. Siehe Julii Bernhard von
Rohrs Haushaltungs-Bibliothek p. 265. Es iſt
aber dieſes Gewichte fuͤr nichts auſſerordentliches
zu halten, denn wir haben in unſerm Erfurt unter-
weilen ſolche groſſe Rettige erzogen, daß 5 bis 6
Stuͤck einen Centner gewogen haben. Es ge-
ſchiehet aber dieſes nur in ſolchen Jahren, wenn
es oͤftere Regen und warme Witterung giebt, und
gehoͤret hierzu ein Raum von drittehalb Schuhen,
wie auch ein gutes muͤrbes wohlgegrabenes und
geduͤngtes Land, wie oben bey der Erziehung
der Winter-Rettige gedacht worden. Einige ge-
ben an, man muͤſte in der Mitte eines Rettigs ohn-
gefehr zwey Zol tief ein Loͤchlein, mit keinem Ei-
ſen, ſondern mit einem Holze machen, in daſſelbe
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/209>, abgerufen am 16.07.2024.
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