Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

8. Cap. Von allerhand Zwiebeln.
dadurch würden sie nicht allein zeitig, sondern es
ginge auch der Saft in die Zwiebeln, daß sie de-
sto grösser würden. Allein ich habe bey dieser
vermeinten Klugheit gefunden, daß sie weder eher
zur Reifung gelanget, noch grösser geworden,
wohl aber desto eher zur Fäulnis gekommen.

Hierbey ist noch höchst nöthig zu merken,
daß, sobald als die Zwiebeln vom Lande gebracht
und eingeerntet worden, man alsobald das Land
zwischen den Petersil-Wurzeln mit breiten Hacken
arbeiten, und das Unkraut hinweg schaffen lässet,
da denn hernachmalen die sich darauf befindlichen
Petersil-Wurzeln freudig wachsen werden.

Zum Samenziehen müssen in dem Herbste
sowol von weissen als rothen Zwiebeln die rein-
sten und grösten, welche nicht hoch, sondern fein
breit und glänzend sind, ausgelesen und die Schlot-
ten oder Kräutrich, wie nicht weniger die Bärte
mit einem Messer abgenommen werden. Wie
sie den Winter über zu erhalten sind, ist albereit
oben angeführet worden. Diese Samen-Zwie-
beln werden im Ausgange des Februarii oder zu
Anfange des Merzes auf ein vor oder nach Win-
ters gegrabenes Land, welches noch Besserung in
sich hat, in lange mit der breiten Hacke 5 bis 6
Zol tief gemachte Grüblein einen Schuh weit von
einander geleget, und mit der herausgescharreten
Erde wieder bedecket. Es pflegen auch einige
mit der breiten Hacke runde oder viereckigte Löcher
einen Schuh weit von einander und 5 Zol tief zu
machen, welches Stufen genennet werden, und le-

gen

8. Cap. Von allerhand Zwiebeln.
dadurch wuͤrden ſie nicht allein zeitig, ſondern es
ginge auch der Saft in die Zwiebeln, daß ſie de-
ſto groͤſſer wuͤrden. Allein ich habe bey dieſer
vermeinten Klugheit gefunden, daß ſie weder eher
zur Reifung gelanget, noch groͤſſer geworden,
wohl aber deſto eher zur Faͤulnis gekommen.

Hierbey iſt noch hoͤchſt noͤthig zu merken,
daß, ſobald als die Zwiebeln vom Lande gebracht
und eingeerntet worden, man alſobald das Land
zwiſchen den Peterſil-Wurzeln mit breiten Hacken
arbeiten, und das Unkraut hinweg ſchaffen laͤſſet,
da denn hernachmalen die ſich darauf befindlichen
Peterſil-Wurzeln freudig wachſen werden.

Zum Samenziehen muͤſſen in dem Herbſte
ſowol von weiſſen als rothen Zwiebeln die rein-
ſten und groͤſten, welche nicht hoch, ſondern fein
breit und glaͤnzend ſind, ausgeleſen und die Schlot-
ten oder Kraͤutrich, wie nicht weniger die Baͤrte
mit einem Meſſer abgenommen werden. Wie
ſie den Winter uͤber zu erhalten ſind, iſt albereit
oben angefuͤhret worden. Dieſe Samen-Zwie-
beln werden im Ausgange des Februarii oder zu
Anfange des Merzes auf ein vor oder nach Win-
ters gegrabenes Land, welches noch Beſſerung in
ſich hat, in lange mit der breiten Hacke 5 bis 6
Zol tief gemachte Gruͤblein einen Schuh weit von
einander geleget, und mit der herausgeſcharreten
Erde wieder bedecket. Es pflegen auch einige
mit der breiten Hacke runde oder viereckigte Loͤcher
einen Schuh weit von einander und 5 Zol tief zu
machen, welches Stufen genennet werden, und le-

gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0220" n="214"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">8. Cap. Von allerhand Zwiebeln.</hi></fw><lb/>
dadurch wu&#x0364;rden &#x017F;ie nicht allein zeitig, &#x017F;ondern es<lb/>
ginge auch der Saft in die Zwiebeln, daß &#x017F;ie de-<lb/>
&#x017F;to gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er wu&#x0364;rden. Allein ich habe bey die&#x017F;er<lb/>
vermeinten Klugheit gefunden, daß &#x017F;ie weder eher<lb/>
zur Reifung gelanget, noch gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er geworden,<lb/>
wohl aber de&#x017F;to eher zur Fa&#x0364;ulnis gekommen.</p><lb/>
          <p>Hierbey i&#x017F;t noch ho&#x0364;ch&#x017F;t no&#x0364;thig zu merken,<lb/>
daß, &#x017F;obald als die Zwiebeln vom Lande gebracht<lb/>
und eingeerntet worden, man al&#x017F;obald das Land<lb/>
zwi&#x017F;chen den Peter&#x017F;il-Wurzeln mit breiten Hacken<lb/>
arbeiten, und das Unkraut hinweg &#x017F;chaffen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et,<lb/>
da denn hernachmalen die &#x017F;ich darauf befindlichen<lb/>
Peter&#x017F;il-Wurzeln freudig wach&#x017F;en werden.</p><lb/>
          <p>Zum Samenziehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en in dem Herb&#x017F;te<lb/>
&#x017F;owol von wei&#x017F;&#x017F;en als rothen Zwiebeln die rein-<lb/>
&#x017F;ten und gro&#x0364;&#x017F;ten, welche nicht hoch, &#x017F;ondern fein<lb/>
breit und gla&#x0364;nzend &#x017F;ind, ausgele&#x017F;en und die Schlot-<lb/>
ten oder Kra&#x0364;utrich, wie nicht weniger die Ba&#x0364;rte<lb/>
mit einem Me&#x017F;&#x017F;er abgenommen werden. Wie<lb/>
&#x017F;ie den Winter u&#x0364;ber zu erhalten &#x017F;ind, i&#x017F;t albereit<lb/>
oben angefu&#x0364;hret worden. Die&#x017F;e Samen-Zwie-<lb/>
beln werden im Ausgange des Februarii oder zu<lb/>
Anfange des Merzes auf ein vor oder nach Win-<lb/>
ters gegrabenes Land, welches noch Be&#x017F;&#x017F;erung in<lb/>
&#x017F;ich hat, in lange mit der breiten Hacke 5 bis 6<lb/>
Zol tief gemachte Gru&#x0364;blein einen Schuh weit von<lb/>
einander geleget, und mit der herausge&#x017F;charreten<lb/>
Erde wieder bedecket. Es pflegen auch einige<lb/>
mit der breiten Hacke runde oder viereckigte Lo&#x0364;cher<lb/>
einen Schuh weit von einander und 5 Zol tief zu<lb/>
machen, welches Stufen genennet werden, und le-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0220] 8. Cap. Von allerhand Zwiebeln. dadurch wuͤrden ſie nicht allein zeitig, ſondern es ginge auch der Saft in die Zwiebeln, daß ſie de- ſto groͤſſer wuͤrden. Allein ich habe bey dieſer vermeinten Klugheit gefunden, daß ſie weder eher zur Reifung gelanget, noch groͤſſer geworden, wohl aber deſto eher zur Faͤulnis gekommen. Hierbey iſt noch hoͤchſt noͤthig zu merken, daß, ſobald als die Zwiebeln vom Lande gebracht und eingeerntet worden, man alſobald das Land zwiſchen den Peterſil-Wurzeln mit breiten Hacken arbeiten, und das Unkraut hinweg ſchaffen laͤſſet, da denn hernachmalen die ſich darauf befindlichen Peterſil-Wurzeln freudig wachſen werden. Zum Samenziehen muͤſſen in dem Herbſte ſowol von weiſſen als rothen Zwiebeln die rein- ſten und groͤſten, welche nicht hoch, ſondern fein breit und glaͤnzend ſind, ausgeleſen und die Schlot- ten oder Kraͤutrich, wie nicht weniger die Baͤrte mit einem Meſſer abgenommen werden. Wie ſie den Winter uͤber zu erhalten ſind, iſt albereit oben angefuͤhret worden. Dieſe Samen-Zwie- beln werden im Ausgange des Februarii oder zu Anfange des Merzes auf ein vor oder nach Win- ters gegrabenes Land, welches noch Beſſerung in ſich hat, in lange mit der breiten Hacke 5 bis 6 Zol tief gemachte Gruͤblein einen Schuh weit von einander geleget, und mit der herausgeſcharreten Erde wieder bedecket. Es pflegen auch einige mit der breiten Hacke runde oder viereckigte Loͤcher einen Schuh weit von einander und 5 Zol tief zu machen, welches Stufen genennet werden, und le- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/220
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/220>, abgerufen am 27.11.2024.