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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

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8. Cap. Von allerhand Zwiebeln.
Tractament dahin gebracht, daß sie nicht in Samen
schiessen. Und eben daher, weil sie dasselbe Jahr
keinen Samen tragen und unfruchtbar sind, werden
sie hier von den Leuten Göllinge genennet, wie man
z. E. auch die Schafe, wenn sie ein Jahr nicht tra-
gen und nicht lammen, gölle nennet. So sagt man
auch bey dem Rind-Viehe, wenn eine Kuh nicht zu-
gekommen, sie gehe gölle, und nennet solche eine
gölle Kuh.

Hierzu werden in dem Herbste von den er-
zeigten Sommer-Zwiebeln die allerkleinesten aus-
gelesen, denn je kleiner sie sind, je besser sind sie
hierzu zu gebrauchen. Wenn man nun pfleget
einzuheitzen, so werden sie bey dem Ofen hinter die
Hölle in eine von Weiden geflochtene Hurte oder
in Körbe, oder auch auf durchlöcherte Breter ge-
than, sie dörfen aber anfänglich nicht höher denn
4 Zol auf einander zu liegen kommen, bis sie ohn-
gefehr binnen 14 Tagen ausgeschwitzet haben und
trocken geworden sind. Nach verflossener Zeit
schüttet man eben wieder so hoch frische oben dar-
auf, daß sie also nicht höher denn 8 Zol auf ein-
ander liegen, und durch die Hitze den Winter über
recht wohl ausdorren können. Je dinner sie lie-
gen, je besser ist es; hingegen wenn man sie zu
hoch auf einander schüttet, so behalten sie ihre Kraft
beysammen, daß hernach die mehresten ihre Sa-
men-Spiese bringen. Durch das starke Austro-
ckenen aber werden ihnen die Kräfte genommen,
daß sie nicht in die Samen-Stengel schiessen kön-
nen. Sie werden den jungen Zwiebeln fast gleich,

nur
O 5

8. Cap. Von allerhand Zwiebeln.
Tractament dahin gebracht, daß ſie nicht in Samen
ſchieſſen. Und eben daher, weil ſie daſſelbe Jahr
keinen Samen tragen und unfruchtbar ſind, werden
ſie hier von den Leuten Goͤllinge genennet, wie man
z. E. auch die Schafe, wenn ſie ein Jahr nicht tra-
gen und nicht lammen, goͤlle nennet. So ſagt man
auch bey dem Rind-Viehe, wenn eine Kuh nicht zu-
gekommen, ſie gehe goͤlle, und nennet ſolche eine
goͤlle Kuh.

Hierzu werden in dem Herbſte von den er-
zeigten Sommer-Zwiebeln die allerkleineſten aus-
geleſen, denn je kleiner ſie ſind, je beſſer ſind ſie
hierzu zu gebrauchen. Wenn man nun pfleget
einzuheitzen, ſo werden ſie bey dem Ofen hinter die
Hoͤlle in eine von Weiden geflochtene Hurte oder
in Koͤrbe, oder auch auf durchloͤcherte Breter ge-
than, ſie doͤrfen aber anfaͤnglich nicht hoͤher denn
4 Zol auf einander zu liegen kommen, bis ſie ohn-
gefehr binnen 14 Tagen ausgeſchwitzet haben und
trocken geworden ſind. Nach verfloſſener Zeit
ſchuͤttet man eben wieder ſo hoch friſche oben dar-
auf, daß ſie alſo nicht hoͤher denn 8 Zol auf ein-
ander liegen, und durch die Hitze den Winter uͤber
recht wohl ausdorren koͤnnen. Je dinner ſie lie-
gen, je beſſer iſt es; hingegen wenn man ſie zu
hoch auf einander ſchuͤttet, ſo behalten ſie ihre Kraft
beyſammen, daß hernach die mehreſten ihre Sa-
men-Spieſe bringen. Durch das ſtarke Austro-
ckenen aber werden ihnen die Kraͤfte genommen,
daß ſie nicht in die Samen-Stengel ſchieſſen koͤn-
nen. Sie werden den jungen Zwiebeln faſt gleich,

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[217/0223] 8. Cap. Von allerhand Zwiebeln. Tractament dahin gebracht, daß ſie nicht in Samen ſchieſſen. Und eben daher, weil ſie daſſelbe Jahr keinen Samen tragen und unfruchtbar ſind, werden ſie hier von den Leuten Goͤllinge genennet, wie man z. E. auch die Schafe, wenn ſie ein Jahr nicht tra- gen und nicht lammen, goͤlle nennet. So ſagt man auch bey dem Rind-Viehe, wenn eine Kuh nicht zu- gekommen, ſie gehe goͤlle, und nennet ſolche eine goͤlle Kuh. Hierzu werden in dem Herbſte von den er- zeigten Sommer-Zwiebeln die allerkleineſten aus- geleſen, denn je kleiner ſie ſind, je beſſer ſind ſie hierzu zu gebrauchen. Wenn man nun pfleget einzuheitzen, ſo werden ſie bey dem Ofen hinter die Hoͤlle in eine von Weiden geflochtene Hurte oder in Koͤrbe, oder auch auf durchloͤcherte Breter ge- than, ſie doͤrfen aber anfaͤnglich nicht hoͤher denn 4 Zol auf einander zu liegen kommen, bis ſie ohn- gefehr binnen 14 Tagen ausgeſchwitzet haben und trocken geworden ſind. Nach verfloſſener Zeit ſchuͤttet man eben wieder ſo hoch friſche oben dar- auf, daß ſie alſo nicht hoͤher denn 8 Zol auf ein- ander liegen, und durch die Hitze den Winter uͤber recht wohl ausdorren koͤnnen. Je dinner ſie lie- gen, je beſſer iſt es; hingegen wenn man ſie zu hoch auf einander ſchuͤttet, ſo behalten ſie ihre Kraft beyſammen, daß hernach die mehreſten ihre Sa- men-Spieſe bringen. Durch das ſtarke Austro- ckenen aber werden ihnen die Kraͤfte genommen, daß ſie nicht in die Samen-Stengel ſchieſſen koͤn- nen. Sie werden den jungen Zwiebeln faſt gleich, nur O 5

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/223>, abgerufen am 23.11.2024.