man leicht abhelfen kan, auch das Samen-Haupt seine Natur behält wie zuvor, und durch solche Ne- bensprossen nicht verderbt wird.
Es entstehen nemlich solche Sprossen ei- gentlich von der Festigkeit derer Samen-Köpfe. Denn wenn ein Samen-Haupt, es sey weis oder roth Kraut, Pörsch- oder Savoyer-Kohl, recht fe- ste und wohl geschlossen und derb zusammen ge- wachsen ist, so ist es fast unmöglich, daß der Herz-Stengel allezeit in der Mitten des Hauptes gerade in die Höhe wachsen kan, indem er nicht so viel Macht hat, die über einander liegenden fest geschlossenen Blätter zu zersprengen und durchzu- wachsen, sondern sich mit der Spitze unterwärts biegen und endlich unter den festen Blättern gar zerbrechen muß, welches ich jährlich erfahre, wenn meine Gärtner nicht zu rechter Zeit lüften und ih- nen zu Hülfe kommen.
Wenn nun die Spitze des Samen-Stengels zerborsten, und das übrige Stück desselben aus dem Haupte hervor gewachsen, so kan es nicht anders kommen, als daß Nebenschossen entstehen müssen. Diese zu vermeiden muß man den Sa- men-Häuptern, wenn sie im Frühjahr eingelegt worden, und 8. oder auf das längste 14. Tage ge- legen haben, mit einem Creutz-Schnitte zu Hülfe kommen; doch muß man nicht auf einmal zu tief einschneiden, sondern hernach noch etlichemal dar nach sehen; findet man, daß die auf dem Herze- liegende Blätter zum Theil noch sehr feste sind, muß man abermal mit einem Messer solche be-
hutsam
5. Cap. Von den Schaͤlken
man leicht abhelfen kan, auch das Samen-Haupt ſeine Natur behaͤlt wie zuvor, und durch ſolche Ne- benſproſſen nicht verderbt wird.
Es entſtehen nemlich ſolche Sproſſen ei- gentlich von der Feſtigkeit derer Samen-Koͤpfe. Denn wenn ein Samen-Haupt, es ſey weis oder roth Kraut, Poͤrſch- oder Savoyer-Kohl, recht fe- ſte und wohl geſchloſſen und derb zuſammen ge- wachſen iſt, ſo iſt es faſt unmoͤglich, daß der Herz-Stengel allezeit in der Mitten des Hauptes gerade in die Hoͤhe wachſen kan, indem er nicht ſo viel Macht hat, die uͤber einander liegenden feſt geſchloſſenen Blaͤtter zu zerſprengen und durchzu- wachſen, ſondern ſich mit der Spitze unterwaͤrts biegen und endlich unter den feſten Blaͤttern gar zerbrechen muß, welches ich jaͤhrlich erfahre, wenn meine Gaͤrtner nicht zu rechter Zeit luͤften und ih- nen zu Huͤlfe kommen.
Wenn nun die Spitze des Samen-Stengels zerborſten, und das uͤbrige Stuͤck deſſelben aus dem Haupte hervor gewachſen, ſo kan es nicht anders kommen, als daß Nebenſchoſſen entſtehen muͤſſen. Dieſe zu vermeiden muß man den Sa- men-Haͤuptern, wenn ſie im Fruͤhjahr eingelegt worden, und 8. oder auf das laͤngſte 14. Tage ge- legen haben, mit einem Creutz-Schnitte zu Huͤlfe kommen; doch muß man nicht auf einmal zu tief einſchneiden, ſondern hernach noch etlichemal dar nach ſehen; findet man, daß die auf dem Herze- liegende Blaͤtter zum Theil noch ſehr feſte ſind, muß man abermal mit einem Meſſer ſolche be-
hutſam
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5. Cap. Von den Schaͤlken
man leicht abhelfen kan, auch das Samen-Haupt
ſeine Natur behaͤlt wie zuvor, und durch ſolche Ne-
benſproſſen nicht verderbt wird.
Es entſtehen nemlich ſolche Sproſſen ei-
gentlich von der Feſtigkeit derer Samen-Koͤpfe.
Denn wenn ein Samen-Haupt, es ſey weis oder
roth Kraut, Poͤrſch- oder Savoyer-Kohl, recht fe-
ſte und wohl geſchloſſen und derb zuſammen ge-
wachſen iſt, ſo iſt es faſt unmoͤglich, daß der
Herz-Stengel allezeit in der Mitten des Hauptes
gerade in die Hoͤhe wachſen kan, indem er nicht
ſo viel Macht hat, die uͤber einander liegenden feſt
geſchloſſenen Blaͤtter zu zerſprengen und durchzu-
wachſen, ſondern ſich mit der Spitze unterwaͤrts
biegen und endlich unter den feſten Blaͤttern gar
zerbrechen muß, welches ich jaͤhrlich erfahre, wenn
meine Gaͤrtner nicht zu rechter Zeit luͤften und ih-
nen zu Huͤlfe kommen.
Wenn nun die Spitze des Samen-Stengels
zerborſten, und das uͤbrige Stuͤck deſſelben aus
dem Haupte hervor gewachſen, ſo kan es nicht
anders kommen, als daß Nebenſchoſſen entſtehen
muͤſſen. Dieſe zu vermeiden muß man den Sa-
men-Haͤuptern, wenn ſie im Fruͤhjahr eingelegt
worden, und 8. oder auf das laͤngſte 14. Tage ge-
legen haben, mit einem Creutz-Schnitte zu Huͤlfe
kommen; doch muß man nicht auf einmal zu tief
einſchneiden, ſondern hernach noch etlichemal dar
nach ſehen; findet man, daß die auf dem Herze-
liegende Blaͤtter zum Theil noch ſehr feſte ſind,
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/74>, abgerufen am 16.02.2025.
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