Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

3. Cap. Von den
ser an die Schalen, damit die an den Seiten an-
noch klebenden Körner heraus fallen.

Hierauf wird die ausgeläuferte Mohne durch
ein enges Sieb, welches die Körner durchfallen
lässet, gerädet, da denn die von den Schalen zer-
brochene Stücke und der Unrath in dem Siebe zu-
rücke bleibet und weggeschüttet wird.

Die Körner fallen bey dem Durchräden so
feste auf einander, daß man über den Haufen,
ohne hinein zu treten, hingehen kan. Um deß-
willen müssen sie mit einem Rechen von einander
getrieben werden, daß sie nicht höher als einen hal-
ben Schuh auf einander zu liegen kommen. Nach
14 Tagen können sie auf einen Haufen oder in Sä-
cke oder in Schlag-Fässer gebracht werden.

Es wird dieser Same nicht nur an fremde
Oerter centnerweise, sondern auch hier einzeln
zum Kuchen-Backen und vor die Vögel verkaufet.
Auch wird, wie bey dem Rüb-Samen geschiehet,
Oehl davon geschlagen, welches zum Mahlen,
zu Salläten, zum Brennen in Lichten, und zu
vielen andern Dingen kan gebrauchet werden.

Die zurück gebliebenen und in der Oel-Müh-
le zusammen geschlagenen Kuchen, können eben so-
wol, als die Lein- und Rübsamen-Kuchen vor das
Viehe genutzet werden. Die armen Kinder, wenn
sie solche haben können, essen dieselben mit dem
grösten Appetit, und sie schmecken auch in der
That nicht unangenehm.

So bald als die Mohn-Köpfe eingeerntet
sind, muß das Stroh zeitig abgeraufet und auf

den

3. Cap. Von den
ſer an die Schalen, damit die an den Seiten an-
noch klebenden Koͤrner heraus fallen.

Hierauf wird die ausgelaͤuferte Mohne durch
ein enges Sieb, welches die Koͤrner durchfallen
laͤſſet, geraͤdet, da denn die von den Schalen zer-
brochene Stuͤcke und der Unrath in dem Siebe zu-
ruͤcke bleibet und weggeſchuͤttet wird.

Die Koͤrner fallen bey dem Durchraͤden ſo
feſte auf einander, daß man uͤber den Haufen,
ohne hinein zu treten, hingehen kan. Um deß-
willen muͤſſen ſie mit einem Rechen von einander
getrieben werden, daß ſie nicht hoͤher als einen hal-
ben Schuh auf einander zu liegen kommen. Nach
14 Tagen koͤnnen ſie auf einen Haufen oder in Saͤ-
cke oder in Schlag-Faͤſſer gebracht werden.

Es wird dieſer Same nicht nur an fremde
Oerter centnerweiſe, ſondern auch hier einzeln
zum Kuchen-Backen und vor die Voͤgel verkaufet.
Auch wird, wie bey dem Ruͤb-Samen geſchiehet,
Oehl davon geſchlagen, welches zum Mahlen,
zu Sallaͤten, zum Brennen in Lichten, und zu
vielen andern Dingen kan gebrauchet werden.

Die zuruͤck gebliebenen und in der Oel-Muͤh-
le zuſammen geſchlagenen Kuchen, koͤnnen eben ſo-
wol, als die Lein- und Ruͤbſamen-Kuchen vor das
Viehe genutzet werden. Die armen Kinder, wenn
ſie ſolche haben koͤnnen, eſſen dieſelben mit dem
groͤſten Appetit, und ſie ſchmecken auch in der
That nicht unangenehm.

So bald als die Mohn-Koͤpfe eingeerntet
ſind, muß das Stroh zeitig abgeraufet und auf

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0102" n="92"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">3. Cap. Von den</hi></fw><lb/>
&#x017F;er an die Schalen, damit die an den Seiten an-<lb/>
noch klebenden Ko&#x0364;rner heraus fallen.</p><lb/>
          <p>Hierauf wird die ausgela&#x0364;uferte Mohne durch<lb/>
ein enges Sieb, welches die Ko&#x0364;rner durchfallen<lb/>
la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, gera&#x0364;det, da denn die von den Schalen zer-<lb/>
brochene Stu&#x0364;cke und der Unrath in dem Siebe zu-<lb/>
ru&#x0364;cke bleibet und wegge&#x017F;chu&#x0364;ttet wird.</p><lb/>
          <p>Die Ko&#x0364;rner fallen bey dem Durchra&#x0364;den &#x017F;o<lb/>
fe&#x017F;te auf einander, daß man u&#x0364;ber den Haufen,<lb/>
ohne hinein zu treten, hingehen kan. Um deß-<lb/>
willen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie mit einem Rechen von einander<lb/>
getrieben werden, daß &#x017F;ie nicht ho&#x0364;her als einen hal-<lb/>
ben Schuh auf einander zu liegen kommen. Nach<lb/>
14 Tagen ko&#x0364;nnen &#x017F;ie auf einen Haufen oder in Sa&#x0364;-<lb/>
cke oder in Schlag-Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er gebracht werden.</p><lb/>
          <p>Es wird die&#x017F;er Same nicht nur an fremde<lb/>
Oerter centnerwei&#x017F;e, &#x017F;ondern auch hier einzeln<lb/>
zum Kuchen-Backen und vor die Vo&#x0364;gel verkaufet.<lb/>
Auch wird, wie bey dem Ru&#x0364;b-Samen ge&#x017F;chiehet,<lb/>
Oehl davon ge&#x017F;chlagen, welches zum Mahlen,<lb/>
zu Salla&#x0364;ten, zum Brennen in Lichten, und zu<lb/>
vielen andern Dingen kan gebrauchet werden.</p><lb/>
          <p>Die zuru&#x0364;ck gebliebenen und in der Oel-Mu&#x0364;h-<lb/>
le zu&#x017F;ammen ge&#x017F;chlagenen Kuchen, ko&#x0364;nnen eben &#x017F;o-<lb/>
wol, als die Lein- und Ru&#x0364;b&#x017F;amen-Kuchen vor das<lb/>
Viehe genutzet werden. Die armen Kinder, wenn<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;olche haben ko&#x0364;nnen, e&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;elben mit dem<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;ten Appetit, und &#x017F;ie &#x017F;chmecken auch in der<lb/>
That nicht unangenehm.</p><lb/>
          <p>So bald als die Mohn-Ko&#x0364;pfe eingeerntet<lb/>
&#x017F;ind, muß das Stroh zeitig abgeraufet und auf<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0102] 3. Cap. Von den ſer an die Schalen, damit die an den Seiten an- noch klebenden Koͤrner heraus fallen. Hierauf wird die ausgelaͤuferte Mohne durch ein enges Sieb, welches die Koͤrner durchfallen laͤſſet, geraͤdet, da denn die von den Schalen zer- brochene Stuͤcke und der Unrath in dem Siebe zu- ruͤcke bleibet und weggeſchuͤttet wird. Die Koͤrner fallen bey dem Durchraͤden ſo feſte auf einander, daß man uͤber den Haufen, ohne hinein zu treten, hingehen kan. Um deß- willen muͤſſen ſie mit einem Rechen von einander getrieben werden, daß ſie nicht hoͤher als einen hal- ben Schuh auf einander zu liegen kommen. Nach 14 Tagen koͤnnen ſie auf einen Haufen oder in Saͤ- cke oder in Schlag-Faͤſſer gebracht werden. Es wird dieſer Same nicht nur an fremde Oerter centnerweiſe, ſondern auch hier einzeln zum Kuchen-Backen und vor die Voͤgel verkaufet. Auch wird, wie bey dem Ruͤb-Samen geſchiehet, Oehl davon geſchlagen, welches zum Mahlen, zu Sallaͤten, zum Brennen in Lichten, und zu vielen andern Dingen kan gebrauchet werden. Die zuruͤck gebliebenen und in der Oel-Muͤh- le zuſammen geſchlagenen Kuchen, koͤnnen eben ſo- wol, als die Lein- und Ruͤbſamen-Kuchen vor das Viehe genutzet werden. Die armen Kinder, wenn ſie ſolche haben koͤnnen, eſſen dieſelben mit dem groͤſten Appetit, und ſie ſchmecken auch in der That nicht unangenehm. So bald als die Mohn-Koͤpfe eingeerntet ſind, muß das Stroh zeitig abgeraufet und auf den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/102
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/102>, abgerufen am 18.05.2024.