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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753.

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Küchen-Kräutern.
Es gehet aber gemeiniglich etwas langsam zu,
ehe der Same aufgehet, weßwegen man bey war-
men und trockenen Sommer-Tagen öfters begies-
sen und so lange damit anhalten muß, bis derselbe
aufgegangen. Wolte man aber solchen an einen
zur Sonne gelegenen Ort säen, so würden ihn die
Erdflöhe gar bald abnagen, indem sie nichts lie-
bers, als dieses Kraut, wenn es jung und im Auf-
gehen begriffen ist, abfressen. Jst nun das Löffel-
Kraut in etwas erwachsen, so muß es den Som-
mer über vom Unkraute reine gehalten, und fleis-
sig gejätet werden. Es kan dieser Same auch
um Bartholomäi auf oben beschriebenes Land ge-
säet werden, und zwar um deßwillen, damit man
im Frühlinge etwas Löffel-Kraut zum Gebrauch
frühzeitig haben kan, das andere Jahr darauf
bringet er erstlich seine weisse Blümchen, und sei-
nen Samen, welcher aber nur ein Jahr völlig
und im andern kaum die Helfte aufgehet.

Wie dieses Kraut überhaupt von vortrefli-
chen Eigenschaften ist, so kan man es auch zur
Herbst-Zeit in der Wein-Ernte wohl brauchen,
einen guten Most zuzubereiten. Wenn nemlich
der Most von der Kelter recht helle ablauft, so
wird hiervon so viel gesamlet, als man in ein Faß
verlanget, in welches man vorhero recht rein ge-
waschene Löffelkraut-Blätter zum Spund-Loch hin-
ein stecket, und zwar so viel, bis man die Blätter
mit dem Finger erreichen kan. Alsdenn schüttet
man den hellen Most darauf, bis das Faß voll ist.
Hernach wird vor etliche Pfennige gestossener

Senf

Kuͤchen-Kraͤutern.
Es gehet aber gemeiniglich etwas langſam zu,
ehe der Same aufgehet, weßwegen man bey war-
men und trockenen Sommer-Tagen oͤfters begieſ-
ſen und ſo lange damit anhalten muß, bis derſelbe
aufgegangen. Wolte man aber ſolchen an einen
zur Sonne gelegenen Ort ſaͤen, ſo wuͤrden ihn die
Erdfloͤhe gar bald abnagen, indem ſie nichts lie-
bers, als dieſes Kraut, wenn es jung und im Auf-
gehen begriffen iſt, abfreſſen. Jſt nun das Loͤffel-
Kraut in etwas erwachſen, ſo muß es den Som-
mer uͤber vom Unkraute reine gehalten, und fleiſ-
ſig gejaͤtet werden. Es kan dieſer Same auch
um Bartholomaͤi auf oben beſchriebenes Land ge-
ſaͤet werden, und zwar um deßwillen, damit man
im Fruͤhlinge etwas Loͤffel-Kraut zum Gebrauch
fruͤhzeitig haben kan, das andere Jahr darauf
bringet er erſtlich ſeine weiſſe Bluͤmchen, und ſei-
nen Samen, welcher aber nur ein Jahr voͤllig
und im andern kaum die Helfte aufgehet.

Wie dieſes Kraut uͤberhaupt von vortrefli-
chen Eigenſchaften iſt, ſo kan man es auch zur
Herbſt-Zeit in der Wein-Ernte wohl brauchen,
einen guten Moſt zuzubereiten. Wenn nemlich
der Moſt von der Kelter recht helle ablauft, ſo
wird hiervon ſo viel geſamlet, als man in ein Faß
verlanget, in welches man vorhero recht rein ge-
waſchene Loͤffelkraut-Blaͤtter zum Spund-Loch hin-
ein ſtecket, und zwar ſo viel, bis man die Blaͤtter
mit dem Finger erreichen kan. Alsdenn ſchuͤttet
man den hellen Moſt darauf, bis das Faß voll iſt.
Hernach wird vor etliche Pfennige geſtoſſener

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[29/0039] Kuͤchen-Kraͤutern. Es gehet aber gemeiniglich etwas langſam zu, ehe der Same aufgehet, weßwegen man bey war- men und trockenen Sommer-Tagen oͤfters begieſ- ſen und ſo lange damit anhalten muß, bis derſelbe aufgegangen. Wolte man aber ſolchen an einen zur Sonne gelegenen Ort ſaͤen, ſo wuͤrden ihn die Erdfloͤhe gar bald abnagen, indem ſie nichts lie- bers, als dieſes Kraut, wenn es jung und im Auf- gehen begriffen iſt, abfreſſen. Jſt nun das Loͤffel- Kraut in etwas erwachſen, ſo muß es den Som- mer uͤber vom Unkraute reine gehalten, und fleiſ- ſig gejaͤtet werden. Es kan dieſer Same auch um Bartholomaͤi auf oben beſchriebenes Land ge- ſaͤet werden, und zwar um deßwillen, damit man im Fruͤhlinge etwas Loͤffel-Kraut zum Gebrauch fruͤhzeitig haben kan, das andere Jahr darauf bringet er erſtlich ſeine weiſſe Bluͤmchen, und ſei- nen Samen, welcher aber nur ein Jahr voͤllig und im andern kaum die Helfte aufgehet. Wie dieſes Kraut uͤberhaupt von vortrefli- chen Eigenſchaften iſt, ſo kan man es auch zur Herbſt-Zeit in der Wein-Ernte wohl brauchen, einen guten Moſt zuzubereiten. Wenn nemlich der Moſt von der Kelter recht helle ablauft, ſo wird hiervon ſo viel geſamlet, als man in ein Faß verlanget, in welches man vorhero recht rein ge- waſchene Loͤffelkraut-Blaͤtter zum Spund-Loch hin- ein ſtecket, und zwar ſo viel, bis man die Blaͤtter mit dem Finger erreichen kan. Alsdenn ſchuͤttet man den hellen Moſt darauf, bis das Faß voll iſt. Hernach wird vor etliche Pfennige geſtoſſener Senf

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/39>, abgerufen am 21.11.2024.