Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

überhaupt.
ja solches fast gar ersticken, daß hernach so wohl
die Frucht, als auch der Acker, von dem ausfallen-
den Unkraute würde verunreiniget werden. Es
wird auch ein übersamter Acker niemalen solche
schöne und lange Aehren hervor bringen, als einer,
welcher nach der gehörigen Art besäet worden, und
wenn man die Aehren genau untersuchet, so wer-
den sie niemalen Körner von einerley Güte und
Grösse haben, sonderlich diejenigen, welche noch
nachschiessen, und auf Neben-Hälmern erwach-
sen.

Die vielen Anmerkungen von dem Brande im
Weitzen, welche andere gemacht haben, sind zwar
vernünftig und gut; allein es ist meines Bedün-
kens, welches ich auch aus vieljähriger Erfahrung
habe, kein besser Mittel hievor zu finden, als daß
man sich zur Aussat vorigjährigen und alten Sa-
men erwehlet. Doch muß er 8. bis 14. Tage frü-
her als der neue bestellet werden, indem er weit
stärker ausgetrocknet ist, als dieser. Der Weitzen
muß auch das ganze Jahr über auf einen lüftigen
Boden, und zwar nicht über einen Schuh hoch lie-
gen, fleissig gewendet, und auch ein- oder zweymal
gerollet werden, damit er sich bey heissen und war-
men Sommer-Tagen nicht auf einander erwärme,
oder durch die Würmer angestochen werde. Doch
habe ich einigemal angemerket, daß dennoch nicht
zu verwehren gewesen, daß der aufbehaltene Sa-
men-Weitzen und Rocken, von den Würmern ziem-
lich durchlöchert worden; allein bey Untersuchung
dieser Körner, welche ich mit einem scharfen Feder-

Messer
G 5

uͤberhaupt.
ja ſolches faſt gar erſticken, daß hernach ſo wohl
die Frucht, als auch der Acker, von dem ausfallen-
den Unkraute wuͤrde verunreiniget werden. Es
wird auch ein uͤberſamter Acker niemalen ſolche
ſchoͤne und lange Aehren hervor bringen, als einer,
welcher nach der gehoͤrigen Art beſaͤet worden, und
wenn man die Aehren genau unterſuchet, ſo wer-
den ſie niemalen Koͤrner von einerley Guͤte und
Groͤſſe haben, ſonderlich diejenigen, welche noch
nachſchieſſen, und auf Neben-Haͤlmern erwach-
ſen.

Die vielen Anmerkungen von dem Brande im
Weitzen, welche andere gemacht haben, ſind zwar
vernuͤnftig und gut; allein es iſt meines Beduͤn-
kens, welches ich auch aus vieljaͤhriger Erfahrung
habe, kein beſſer Mittel hievor zu finden, als daß
man ſich zur Ausſat vorigjaͤhrigen und alten Sa-
men erwehlet. Doch muß er 8. bis 14. Tage fruͤ-
her als der neue beſtellet werden, indem er weit
ſtaͤrker ausgetrocknet iſt, als dieſer. Der Weitzen
muß auch das ganze Jahr uͤber auf einen luͤftigen
Boden, und zwar nicht uͤber einen Schuh hoch lie-
gen, fleiſſig gewendet, und auch ein- oder zweymal
gerollet werden, damit er ſich bey heiſſen und war-
men Sommer-Tagen nicht auf einander erwaͤrme,
oder durch die Wuͤrmer angeſtochen werde. Doch
habe ich einigemal angemerket, daß dennoch nicht
zu verwehren geweſen, daß der aufbehaltene Sa-
men-Weitzen und Rocken, von den Wuͤrmern ziem-
lich durchloͤchert worden; allein bey Unterſuchung
dieſer Koͤrner, welche ich mit einem ſcharfen Feder-

Meſſer
G 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0140" n="105"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">u&#x0364;berhaupt.</hi></fw><lb/>
ja &#x017F;olches fa&#x017F;t gar er&#x017F;ticken, daß hernach &#x017F;o wohl<lb/>
die Frucht, als auch der Acker, von dem ausfallen-<lb/>
den Unkraute wu&#x0364;rde verunreiniget werden. Es<lb/>
wird auch ein u&#x0364;ber&#x017F;amter Acker niemalen &#x017F;olche<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne und lange Aehren hervor bringen, als einer,<lb/>
welcher nach der geho&#x0364;rigen Art be&#x017F;a&#x0364;et worden, und<lb/>
wenn man die Aehren genau unter&#x017F;uchet, &#x017F;o wer-<lb/>
den &#x017F;ie niemalen Ko&#x0364;rner von einerley Gu&#x0364;te und<lb/>
Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e haben, &#x017F;onderlich diejenigen, welche noch<lb/>
nach&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en, und auf Neben-Ha&#x0364;lmern erwach-<lb/>
&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Die vielen Anmerkungen von dem Brande im<lb/>
Weitzen, welche andere gemacht haben, &#x017F;ind zwar<lb/>
vernu&#x0364;nftig und gut; allein es i&#x017F;t meines Bedu&#x0364;n-<lb/>
kens, welches ich auch aus vielja&#x0364;hriger Erfahrung<lb/>
habe, kein be&#x017F;&#x017F;er Mittel hievor zu finden, als daß<lb/>
man &#x017F;ich zur Aus&#x017F;at vorigja&#x0364;hrigen und alten Sa-<lb/>
men erwehlet. Doch muß er 8. bis 14. Tage fru&#x0364;-<lb/>
her als der neue be&#x017F;tellet werden, indem er weit<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rker ausgetrocknet i&#x017F;t, als die&#x017F;er. Der Weitzen<lb/>
muß auch das ganze Jahr u&#x0364;ber auf einen lu&#x0364;ftigen<lb/>
Boden, und zwar nicht u&#x0364;ber einen Schuh hoch lie-<lb/>
gen, flei&#x017F;&#x017F;ig gewendet, und auch ein- oder zweymal<lb/>
gerollet werden, damit er &#x017F;ich bey hei&#x017F;&#x017F;en und war-<lb/>
men Sommer-Tagen nicht auf einander erwa&#x0364;rme,<lb/>
oder durch die Wu&#x0364;rmer ange&#x017F;tochen werde. Doch<lb/>
habe ich einigemal angemerket, daß dennoch nicht<lb/>
zu verwehren gewe&#x017F;en, daß der aufbehaltene Sa-<lb/>
men-Weitzen und Rocken, von den Wu&#x0364;rmern ziem-<lb/>
lich durchlo&#x0364;chert worden; allein bey Unter&#x017F;uchung<lb/>
die&#x017F;er Ko&#x0364;rner, welche ich mit einem &#x017F;charfen Feder-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Me&#x017F;&#x017F;er</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0140] uͤberhaupt. ja ſolches faſt gar erſticken, daß hernach ſo wohl die Frucht, als auch der Acker, von dem ausfallen- den Unkraute wuͤrde verunreiniget werden. Es wird auch ein uͤberſamter Acker niemalen ſolche ſchoͤne und lange Aehren hervor bringen, als einer, welcher nach der gehoͤrigen Art beſaͤet worden, und wenn man die Aehren genau unterſuchet, ſo wer- den ſie niemalen Koͤrner von einerley Guͤte und Groͤſſe haben, ſonderlich diejenigen, welche noch nachſchieſſen, und auf Neben-Haͤlmern erwach- ſen. Die vielen Anmerkungen von dem Brande im Weitzen, welche andere gemacht haben, ſind zwar vernuͤnftig und gut; allein es iſt meines Beduͤn- kens, welches ich auch aus vieljaͤhriger Erfahrung habe, kein beſſer Mittel hievor zu finden, als daß man ſich zur Ausſat vorigjaͤhrigen und alten Sa- men erwehlet. Doch muß er 8. bis 14. Tage fruͤ- her als der neue beſtellet werden, indem er weit ſtaͤrker ausgetrocknet iſt, als dieſer. Der Weitzen muß auch das ganze Jahr uͤber auf einen luͤftigen Boden, und zwar nicht uͤber einen Schuh hoch lie- gen, fleiſſig gewendet, und auch ein- oder zweymal gerollet werden, damit er ſich bey heiſſen und war- men Sommer-Tagen nicht auf einander erwaͤrme, oder durch die Wuͤrmer angeſtochen werde. Doch habe ich einigemal angemerket, daß dennoch nicht zu verwehren geweſen, daß der aufbehaltene Sa- men-Weitzen und Rocken, von den Wuͤrmern ziem- lich durchloͤchert worden; allein bey Unterſuchung dieſer Koͤrner, welche ich mit einem ſcharfen Feder- Meſſer G 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/140
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/140>, abgerufen am 25.11.2024.