Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

2. Cap. Von den Korn-Früchten
Messer von einander geschnitten, habe ich gefun-
den, daß sie die Keimen nicht benaget hatten, son-
dern es war nur das Mark, oder das Mehl zum
Theil hinweg gefressen. Jch wagte es dahero, und
lies dennoch von diesen ausgestochenen Körnern
säen, und befand würklich, daß sie keimten und schö-
ne hervor wuchsen, welches also daher gekommen,
weil die Herzlein oder die Keimen noch unbeschä-
digt geblieben waren.

So verhält sichs auch mit denen Erbsen von
allerhand Sorten, welche auf dem Felde und in
den Gärten stehen. Wenn sie anfangen wollen
gelbe und reif zu werden, so pfleget es auch in man-
chen Jahren zu geschehen, daß die Maden und
Würmer in den Schoten das Mark aus den Erb-
sen über die Helfte hinwegfressen, und dieselben
hohl machen, und dennoch, wenn sie auf das Früh-
Jahr gesäet werden, so schadet es ihnen an dem
Aufgehen und Fortwachsen nichts. Die Ursache
ist eben diese, wie bey dem Weitzen, weil nemlich
ihre Keime nicht angefressen worden, und noch un-
beschädiget sind. Warum die Würmer aber die
Keimlein nicht angehen, und heraus fressen, mag
wohl dieses die Ursache seyn, weil ihnen vielleicht
dieselben nicht so angenehm schmecken. Auf eben
diese Art verhält sichs auch mit den Futter- und
grossen Garten-Bohnen. Obgleich die Würmer
das Mark oder das Mehl über die Helfte aus sol-
chen ausgehölet haben, so gehen sie dennoch, nach-
dem sie eingeackert oder gesteckt worden, auf, und

hin-

2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
Meſſer von einander geſchnitten, habe ich gefun-
den, daß ſie die Keimen nicht benaget hatten, ſon-
dern es war nur das Mark, oder das Mehl zum
Theil hinweg gefreſſen. Jch wagte es dahero, und
lies dennoch von dieſen ausgeſtochenen Koͤrnern
ſaͤen, und befand wuͤrklich, daß ſie keimten und ſchoͤ-
ne hervor wuchſen, welches alſo daher gekommen,
weil die Herzlein oder die Keimen noch unbeſchaͤ-
digt geblieben waren.

So verhaͤlt ſichs auch mit denen Erbſen von
allerhand Sorten, welche auf dem Felde und in
den Gaͤrten ſtehen. Wenn ſie anfangen wollen
gelbe und reif zu werden, ſo pfleget es auch in man-
chen Jahren zu geſchehen, daß die Maden und
Wuͤrmer in den Schoten das Mark aus den Erb-
ſen uͤber die Helfte hinwegfreſſen, und dieſelben
hohl machen, und dennoch, wenn ſie auf das Fruͤh-
Jahr geſaͤet werden, ſo ſchadet es ihnen an dem
Aufgehen und Fortwachſen nichts. Die Urſache
iſt eben dieſe, wie bey dem Weitzen, weil nemlich
ihre Keime nicht angefreſſen worden, und noch un-
beſchaͤdiget ſind. Warum die Wuͤrmer aber die
Keimlein nicht angehen, und heraus freſſen, mag
wohl dieſes die Urſache ſeyn, weil ihnen vielleicht
dieſelben nicht ſo angenehm ſchmecken. Auf eben
dieſe Art verhaͤlt ſichs auch mit den Futter- und
groſſen Garten-Bohnen. Obgleich die Wuͤrmer
das Mark oder das Mehl uͤber die Helfte aus ſol-
chen ausgehoͤlet haben, ſo gehen ſie dennoch, nach-
dem ſie eingeackert oder geſteckt worden, auf, und

hin-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0141" n="106"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">2. Cap. Von den Korn-Fru&#x0364;chten</hi></fw><lb/>
Me&#x017F;&#x017F;er von einander ge&#x017F;chnitten, habe ich gefun-<lb/>
den, daß &#x017F;ie die Keimen nicht benaget hatten, &#x017F;on-<lb/>
dern es war nur das Mark, oder das Mehl zum<lb/>
Theil hinweg gefre&#x017F;&#x017F;en. Jch wagte es dahero, und<lb/>
lies dennoch von die&#x017F;en ausge&#x017F;tochenen Ko&#x0364;rnern<lb/>
&#x017F;a&#x0364;en, und befand wu&#x0364;rklich, daß &#x017F;ie keimten und &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
ne hervor wuch&#x017F;en, welches al&#x017F;o daher gekommen,<lb/>
weil die Herzlein oder die Keimen noch unbe&#x017F;cha&#x0364;-<lb/>
digt geblieben waren.</p><lb/>
          <p>So verha&#x0364;lt &#x017F;ichs auch mit denen Erb&#x017F;en von<lb/>
allerhand Sorten, welche auf dem Felde und in<lb/>
den Ga&#x0364;rten &#x017F;tehen. Wenn &#x017F;ie anfangen wollen<lb/>
gelbe und reif zu werden, &#x017F;o pfleget es auch in man-<lb/>
chen Jahren zu ge&#x017F;chehen, daß die Maden und<lb/>
Wu&#x0364;rmer in den Schoten das Mark aus den Erb-<lb/>
&#x017F;en u&#x0364;ber die Helfte hinwegfre&#x017F;&#x017F;en, und die&#x017F;elben<lb/>
hohl machen, und dennoch, wenn &#x017F;ie auf das Fru&#x0364;h-<lb/>
Jahr ge&#x017F;a&#x0364;et werden, &#x017F;o &#x017F;chadet es ihnen an dem<lb/>
Aufgehen und Fortwach&#x017F;en nichts. Die Ur&#x017F;ache<lb/>
i&#x017F;t eben die&#x017F;e, wie bey dem Weitzen, weil nemlich<lb/>
ihre Keime nicht angefre&#x017F;&#x017F;en worden, und noch un-<lb/>
be&#x017F;cha&#x0364;diget &#x017F;ind. Warum die Wu&#x0364;rmer aber die<lb/>
Keimlein nicht angehen, und heraus fre&#x017F;&#x017F;en, mag<lb/>
wohl die&#x017F;es die Ur&#x017F;ache &#x017F;eyn, weil ihnen vielleicht<lb/>
die&#x017F;elben nicht &#x017F;o angenehm &#x017F;chmecken. Auf eben<lb/>
die&#x017F;e Art verha&#x0364;lt &#x017F;ichs auch mit den Futter- und<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Garten-Bohnen. Obgleich die Wu&#x0364;rmer<lb/>
das Mark oder das Mehl u&#x0364;ber die Helfte aus &#x017F;ol-<lb/>
chen ausgeho&#x0364;let haben, &#x017F;o gehen &#x017F;ie dennoch, nach-<lb/>
dem &#x017F;ie eingeackert oder ge&#x017F;teckt worden, auf, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hin-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0141] 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten Meſſer von einander geſchnitten, habe ich gefun- den, daß ſie die Keimen nicht benaget hatten, ſon- dern es war nur das Mark, oder das Mehl zum Theil hinweg gefreſſen. Jch wagte es dahero, und lies dennoch von dieſen ausgeſtochenen Koͤrnern ſaͤen, und befand wuͤrklich, daß ſie keimten und ſchoͤ- ne hervor wuchſen, welches alſo daher gekommen, weil die Herzlein oder die Keimen noch unbeſchaͤ- digt geblieben waren. So verhaͤlt ſichs auch mit denen Erbſen von allerhand Sorten, welche auf dem Felde und in den Gaͤrten ſtehen. Wenn ſie anfangen wollen gelbe und reif zu werden, ſo pfleget es auch in man- chen Jahren zu geſchehen, daß die Maden und Wuͤrmer in den Schoten das Mark aus den Erb- ſen uͤber die Helfte hinwegfreſſen, und dieſelben hohl machen, und dennoch, wenn ſie auf das Fruͤh- Jahr geſaͤet werden, ſo ſchadet es ihnen an dem Aufgehen und Fortwachſen nichts. Die Urſache iſt eben dieſe, wie bey dem Weitzen, weil nemlich ihre Keime nicht angefreſſen worden, und noch un- beſchaͤdiget ſind. Warum die Wuͤrmer aber die Keimlein nicht angehen, und heraus freſſen, mag wohl dieſes die Urſache ſeyn, weil ihnen vielleicht dieſelben nicht ſo angenehm ſchmecken. Auf eben dieſe Art verhaͤlt ſichs auch mit den Futter- und groſſen Garten-Bohnen. Obgleich die Wuͤrmer das Mark oder das Mehl uͤber die Helfte aus ſol- chen ausgehoͤlet haben, ſo gehen ſie dennoch, nach- dem ſie eingeackert oder geſteckt worden, auf, und hin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/141
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/141>, abgerufen am 25.11.2024.