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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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3. Cap. Von den Korn-Früchten.

Vielmal habe ich auch wahrgenommen, wenn
die Ackerleute ihren Samen in einen alzunassen
und feuchten Boden gebracht haben, so ist die Erde
nachgehends auf einander zu feste und bindig wor-
den, daß viele Körner darinnen verdorben, und der
Same sehr dünne aufgegangen, weil die Keimen
nicht so viel Macht haben durch einen solchen com-
pacten Boden hindurch zu dringen, sondern darin-
nen verdummeln müssen.

Wer vielen Wind-Hafer besorget oder auf
seinen Aeckern hat, der kan solchen durch das lang-
same Bestellen vertreiben; denn wenn die Gerste
nicht eher bestellet wird bis der Wind-Hafer auf-
gegangen, so wird solcher durch das Umpflügen
verderbet. Siehe hiervon nach im dritten
Theile
p. 31.

Das Abmähen, oder Abhauen der Gerste ge-
schiehet am besten wenn sie gelbe ist, und die Kür-
ner hart geworden sind. Hernach läßt man sie ei-
nige Tage auf dem Acker liegen, daß das Gras so
sich darinnen befindet dürre wird. Denn wo die-
ses nicht geschähe, so würde die Gerste in der
Scheure auf einander erwärmen und verschim-
meln, auch das Stroh vor das Viehe nicht zu ge-
brauchen seyn. Von solcher Erwärmung der Ger-
ste in der Scheuer sol auch der Brand herrühren.
Solche erwärmte Gerste muß man auf einen lüfti-
gen Boden dünne ausbreiten und fein dürre wer-
den lassen. Läßt man sie über die Zeit stehen, so
krümmet und bieget sie sich bis zur Erde, daß her-
nachmalen die besten Aehren durch das Abmähen

mit
3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten.

Vielmal habe ich auch wahrgenommen, wenn
die Ackerleute ihren Samen in einen alzunaſſen
und feuchten Boden gebracht haben, ſo iſt die Erde
nachgehends auf einander zu feſte und bindig wor-
den, daß viele Koͤrner darinnen verdorben, und der
Same ſehr duͤnne aufgegangen, weil die Keimen
nicht ſo viel Macht haben durch einen ſolchen com-
pacten Boden hindurch zu dringen, ſondern darin-
nen verdummeln muͤſſen.

Wer vielen Wind-Hafer beſorget oder auf
ſeinen Aeckern hat, der kan ſolchen durch das lang-
ſame Beſtellen vertreiben; denn wenn die Gerſte
nicht eher beſtellet wird bis der Wind-Hafer auf-
gegangen, ſo wird ſolcher durch das Umpfluͤgen
verderbet. Siehe hiervon nach im dritten
Theile
p. 31.

Das Abmaͤhen, oder Abhauen der Gerſte ge-
ſchiehet am beſten wenn ſie gelbe iſt, und die Kuͤr-
ner hart geworden ſind. Hernach laͤßt man ſie ei-
nige Tage auf dem Acker liegen, daß das Gras ſo
ſich darinnen befindet duͤrre wird. Denn wo die-
ſes nicht geſchaͤhe, ſo wuͤrde die Gerſte in der
Scheure auf einander erwaͤrmen und verſchim-
meln, auch das Stroh vor das Viehe nicht zu ge-
brauchen ſeyn. Von ſolcher Erwaͤrmung der Ger-
ſte in der Scheuer ſol auch der Brand herruͤhren.
Solche erwaͤrmte Gerſte muß man auf einen luͤfti-
gen Boden duͤnne ausbreiten und fein duͤrre wer-
den laſſen. Laͤßt man ſie uͤber die Zeit ſtehen, ſo
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nachmalen die beſten Aehren durch das Abmaͤhen

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[132/0167] 3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten. Vielmal habe ich auch wahrgenommen, wenn die Ackerleute ihren Samen in einen alzunaſſen und feuchten Boden gebracht haben, ſo iſt die Erde nachgehends auf einander zu feſte und bindig wor- den, daß viele Koͤrner darinnen verdorben, und der Same ſehr duͤnne aufgegangen, weil die Keimen nicht ſo viel Macht haben durch einen ſolchen com- pacten Boden hindurch zu dringen, ſondern darin- nen verdummeln muͤſſen. Wer vielen Wind-Hafer beſorget oder auf ſeinen Aeckern hat, der kan ſolchen durch das lang- ſame Beſtellen vertreiben; denn wenn die Gerſte nicht eher beſtellet wird bis der Wind-Hafer auf- gegangen, ſo wird ſolcher durch das Umpfluͤgen verderbet. Siehe hiervon nach im dritten Theile p. 31. Das Abmaͤhen, oder Abhauen der Gerſte ge- ſchiehet am beſten wenn ſie gelbe iſt, und die Kuͤr- ner hart geworden ſind. Hernach laͤßt man ſie ei- nige Tage auf dem Acker liegen, daß das Gras ſo ſich darinnen befindet duͤrre wird. Denn wo die- ſes nicht geſchaͤhe, ſo wuͤrde die Gerſte in der Scheure auf einander erwaͤrmen und verſchim- meln, auch das Stroh vor das Viehe nicht zu ge- brauchen ſeyn. Von ſolcher Erwaͤrmung der Ger- ſte in der Scheuer ſol auch der Brand herruͤhren. Solche erwaͤrmte Gerſte muß man auf einen luͤfti- gen Boden duͤnne ausbreiten und fein duͤrre wer- den laſſen. Laͤßt man ſie uͤber die Zeit ſtehen, ſo kruͤmmet und bieget ſie ſich bis zur Erde, daß her- nachmalen die beſten Aehren durch das Abmaͤhen mit

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/167>, abgerufen am 21.11.2024.