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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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und Flachse.
dete Meinungen giebet, da es eine Sache ist, wo-
mit die Weiber sich gröstentheils zu beschäftigen
haben.

Der Flachs wird gemeiniglich, wenn er gelbe
werden wil, und noch nicht völlig reif ist, geraufet,
denn wenn er noch etwas grüne ist, so bekommet
er fein kleine und subtile Haare, und giebet ein
besseres Gespinste. Ein gewisses Kennzeichen ist
es auch, den Flachs zu raufen, wenn er unten her
an seinen Stengeln die Federn, das ist, seine Blät-
tergen, fallen läßt, und die Knotten oder Samen-
Capseln gelbe werden; Hernach wird er auf den
Acker dünne ausgebreitet, und bleibet acht Tage
lang, auch wohl noch länger, nachdem es die Wit-
terung giebet, liegen. Und ob er auch gleich wäh-
render Zeit beregnet wird, so thut es ihm doch kei-
nen Schaden, und ist hernach nicht nöthig, daß er
so lange im Wasser liegen und rösten darf. Doch
an vielen Orten und auf unsern Dörfern, lassen sie
solchen nach Hause fahren, und alsobald durch ei-
nen eisernen Kamm, welcher auf ein starkes Stück
Holz wohlbefestiget ist, und eine Reffe genennet
wird, ziehen, damit die Knotten oder Samen-
Capseln herunter gehen.

Von einigen aber werden die Knotten auch
von dem Flachse abgedroschen und völlig zerschla-
gen, daß der Lein alle heraus gehet, und reine gema-
chet werden kan. Doch ist von dem Abstreffen
der Knotten mehr zu halten, welche alsobald auf
Tücher gebracht, und in die warme Sonne gele-
get werden. Wenn sie abgetrocknet und von einan-

der

und Flachſe.
dete Meinungen giebet, da es eine Sache iſt, wo-
mit die Weiber ſich groͤſtentheils zu beſchaͤftigen
haben.

Der Flachs wird gemeiniglich, wenn er gelbe
werden wil, und noch nicht voͤllig reif iſt, geraufet,
denn wenn er noch etwas gruͤne iſt, ſo bekommet
er fein kleine und ſubtile Haare, und giebet ein
beſſeres Geſpinſte. Ein gewiſſes Kennzeichen iſt
es auch, den Flachs zu raufen, wenn er unten her
an ſeinen Stengeln die Federn, das iſt, ſeine Blaͤt-
tergen, fallen laͤßt, und die Knotten oder Samen-
Capſeln gelbe werden; Hernach wird er auf den
Acker duͤnne ausgebreitet, und bleibet acht Tage
lang, auch wohl noch laͤnger, nachdem es die Wit-
terung giebet, liegen. Und ob er auch gleich waͤh-
render Zeit beregnet wird, ſo thut es ihm doch kei-
nen Schaden, und iſt hernach nicht noͤthig, daß er
ſo lange im Waſſer liegen und roͤſten darf. Doch
an vielen Orten und auf unſern Doͤrfern, laſſen ſie
ſolchen nach Hauſe fahren, und alſobald durch ei-
nen eiſernen Kamm, welcher auf ein ſtarkes Stuͤck
Holz wohlbefeſtiget iſt, und eine Reffe genennet
wird, ziehen, damit die Knotten oder Samen-
Capſeln herunter gehen.

Von einigen aber werden die Knotten auch
von dem Flachſe abgedroſchen und voͤllig zerſchla-
gen, daß der Lein alle heraus gehet, und reine gema-
chet werden kan. Doch iſt von dem Abſtreffen
der Knotten mehr zu halten, welche alſobald auf
Tuͤcher gebracht, und in die warme Sonne gele-
get werden. Wenn ſie abgetrocknet und von einan-

der
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[175/0210] und Flachſe. dete Meinungen giebet, da es eine Sache iſt, wo- mit die Weiber ſich groͤſtentheils zu beſchaͤftigen haben. Der Flachs wird gemeiniglich, wenn er gelbe werden wil, und noch nicht voͤllig reif iſt, geraufet, denn wenn er noch etwas gruͤne iſt, ſo bekommet er fein kleine und ſubtile Haare, und giebet ein beſſeres Geſpinſte. Ein gewiſſes Kennzeichen iſt es auch, den Flachs zu raufen, wenn er unten her an ſeinen Stengeln die Federn, das iſt, ſeine Blaͤt- tergen, fallen laͤßt, und die Knotten oder Samen- Capſeln gelbe werden; Hernach wird er auf den Acker duͤnne ausgebreitet, und bleibet acht Tage lang, auch wohl noch laͤnger, nachdem es die Wit- terung giebet, liegen. Und ob er auch gleich waͤh- render Zeit beregnet wird, ſo thut es ihm doch kei- nen Schaden, und iſt hernach nicht noͤthig, daß er ſo lange im Waſſer liegen und roͤſten darf. Doch an vielen Orten und auf unſern Doͤrfern, laſſen ſie ſolchen nach Hauſe fahren, und alſobald durch ei- nen eiſernen Kamm, welcher auf ein ſtarkes Stuͤck Holz wohlbefeſtiget iſt, und eine Reffe genennet wird, ziehen, damit die Knotten oder Samen- Capſeln herunter gehen. Von einigen aber werden die Knotten auch von dem Flachſe abgedroſchen und voͤllig zerſchla- gen, daß der Lein alle heraus gehet, und reine gema- chet werden kan. Doch iſt von dem Abſtreffen der Knotten mehr zu halten, welche alſobald auf Tuͤcher gebracht, und in die warme Sonne gele- get werden. Wenn ſie abgetrocknet und von einan- der

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/210>, abgerufen am 23.11.2024.