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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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und Flachse.
auch so lange damit angehalten werden, bis man
vermeinet, daß er genug im Wasser gelegen.
Doch ist hierbey zu merken, daß der Flachs in hel-
len, kalten und frischen Quell-Wasser, oder auch
bey kaltem Herbst-Wetter, niemahlen so bald und
so gut röstet, als in stille stehenden Sümpfen, und
sehr langsam fliessenden Bächlein, da das Wasser
matt, warm und weich ist, indem es von weiten her-
geflossen. Wenn die Stengel sich wohl brechen las-
sen, und das Bast, oder die äussere Schale davon
leicht abgehet, so ist es auch ein gut Zeichen daß er
recht geröstet. Das Rösten darf weder zu viel noch
zu wenig geschehen, beydes ist schädlich, doch ist es
allezeit besser daß er weniger als zu viel gewässert
oder geröstet werde, weil der Bast durch das alzu-
starke Rösten seine Festigkeit verlieret. Viele ge-
ben auch diese Probe an: Wenn das Häutlein, oder
die äussere Schale von den Wurzeln sich gelinde
mit den Fingern herab streifen lasse, so sey er ge-
nug geröstet. Das allerbeste Kennzeichen der hin-
länglichen Röstung ist, wenn man nach einigen
Tagen, da man vermeinet, daß es möchte genug
seyn, einige Hälmer heraus ziehet, und solche
weich anzufühlen sind, auch, so man sie mit ei-
nem Messer in der Mitten von einander schneidet,
an der Schärffe einige Fäserlein hangen lassen,
und im stilstehenden Wasser, wenn man sie hin-
ein wirft, nach und nach untersinken. Dieses
ist ein ohnfehlbares Kennzeichen daß der Flachs
recht geröstet ist. Solten aber die zerschnittenen
Hälmer auf dem Wasser schwimmen, und sich

nicht
5. Theil. M

und Flachſe.
auch ſo lange damit angehalten werden, bis man
vermeinet, daß er genug im Waſſer gelegen.
Doch iſt hierbey zu merken, daß der Flachs in hel-
len, kalten und friſchen Quell-Waſſer, oder auch
bey kaltem Herbſt-Wetter, niemahlen ſo bald und
ſo gut roͤſtet, als in ſtille ſtehenden Suͤmpfen, und
ſehr langſam flieſſenden Baͤchlein, da das Waſſer
matt, warm und weich iſt, indem es von weiten her-
gefloſſen. Wenn die Stengel ſich wohl brechen laſ-
ſen, und das Baſt, oder die aͤuſſere Schale davon
leicht abgehet, ſo iſt es auch ein gut Zeichen daß er
recht geroͤſtet. Das Roͤſten darf weder zu viel noch
zu wenig geſchehen, beydes iſt ſchaͤdlich, doch iſt es
allezeit beſſer daß er weniger als zu viel gewaͤſſert
oder geroͤſtet werde, weil der Baſt durch das alzu-
ſtarke Roͤſten ſeine Feſtigkeit verlieret. Viele ge-
ben auch dieſe Probe an: Wenn das Haͤutlein, oder
die aͤuſſere Schale von den Wurzeln ſich gelinde
mit den Fingern herab ſtreifen laſſe, ſo ſey er ge-
nug geroͤſtet. Das allerbeſte Kennzeichen der hin-
laͤnglichen Roͤſtung iſt, wenn man nach einigen
Tagen, da man vermeinet, daß es moͤchte genug
ſeyn, einige Haͤlmer heraus ziehet, und ſolche
weich anzufuͤhlen ſind, auch, ſo man ſie mit ei-
nem Meſſer in der Mitten von einander ſchneidet,
an der Schaͤrffe einige Faͤſerlein hangen laſſen,
und im ſtilſtehenden Waſſer, wenn man ſie hin-
ein wirft, nach und nach unterſinken. Dieſes
iſt ein ohnfehlbares Kennzeichen daß der Flachs
recht geroͤſtet iſt. Solten aber die zerſchnittenen
Haͤlmer auf dem Waſſer ſchwimmen, und ſich

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5. Theil. M
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[177/0212] und Flachſe. auch ſo lange damit angehalten werden, bis man vermeinet, daß er genug im Waſſer gelegen. Doch iſt hierbey zu merken, daß der Flachs in hel- len, kalten und friſchen Quell-Waſſer, oder auch bey kaltem Herbſt-Wetter, niemahlen ſo bald und ſo gut roͤſtet, als in ſtille ſtehenden Suͤmpfen, und ſehr langſam flieſſenden Baͤchlein, da das Waſſer matt, warm und weich iſt, indem es von weiten her- gefloſſen. Wenn die Stengel ſich wohl brechen laſ- ſen, und das Baſt, oder die aͤuſſere Schale davon leicht abgehet, ſo iſt es auch ein gut Zeichen daß er recht geroͤſtet. Das Roͤſten darf weder zu viel noch zu wenig geſchehen, beydes iſt ſchaͤdlich, doch iſt es allezeit beſſer daß er weniger als zu viel gewaͤſſert oder geroͤſtet werde, weil der Baſt durch das alzu- ſtarke Roͤſten ſeine Feſtigkeit verlieret. Viele ge- ben auch dieſe Probe an: Wenn das Haͤutlein, oder die aͤuſſere Schale von den Wurzeln ſich gelinde mit den Fingern herab ſtreifen laſſe, ſo ſey er ge- nug geroͤſtet. Das allerbeſte Kennzeichen der hin- laͤnglichen Roͤſtung iſt, wenn man nach einigen Tagen, da man vermeinet, daß es moͤchte genug ſeyn, einige Haͤlmer heraus ziehet, und ſolche weich anzufuͤhlen ſind, auch, ſo man ſie mit ei- nem Meſſer in der Mitten von einander ſchneidet, an der Schaͤrffe einige Faͤſerlein hangen laſſen, und im ſtilſtehenden Waſſer, wenn man ſie hin- ein wirft, nach und nach unterſinken. Dieſes iſt ein ohnfehlbares Kennzeichen daß der Flachs recht geroͤſtet iſt. Solten aber die zerſchnittenen Haͤlmer auf dem Waſſer ſchwimmen, und ſich nicht 5. Theil. M

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/212>, abgerufen am 23.11.2024.