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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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Sorten des Klees.
Winter über ruhig liegen, ohne daß man das
Schaaf- oder andere Viehe darauf treiben lässet;
denn nach geschehener Abmähung, müssen erstlich
die Klee-Stöcke sich recht bestauden, daß sie in nach-
folgenden Jahren ihre schöne Fütterung geben kön-
nen. Es ist gewiß, daß das Schaaf-Viehe, die
Klee Köpfgen, und ansetzenden Aeuglein zum zu-
künftigen Wachsthum, mit größten Appetit abbei-
sen, wodurch die Stöcke in ihrem Wachsthum ge-
hindert werden, und zum Theil verderben müssen.

Das hohe Wild, weiches ich selbsten erfahren,
lauft auch sehr weit nach diesem Klee, und wenn
sie einmal einen solchen Ort ausgemacht haben, so
liegen sie beständig auf denselben, scharren so gar
die Erde von den Stöcken hinweg, und nagen die
Köpfgen von den Wurzeln abe.

Das andere; dritte und vierte Jahr wächset
er in seine dicken Sträuche, und seine Stengel wer-
den drey Schuh hoch. Wenn er in voller Blüte
stehet, so machet er in Wahrheit eine schöne Augen-
Weide, und erwecket ein sonderbares Vergnügen,
welches gemeiniglich im Junius und Julius ge-
schiehet.

Wenn man gesonnen diesen Klee mit der
Sichel oder Sense vor das Melk-Viehe nach und
nach abzugrasen, so kan dieses viermal den Som-
mer über wiederholet werden.

Jst man aber des Sinnes, Heu davon zu ma-
chen, so darf man denselben hierzu nicht eher ab-
mähen lassen, bis dessen Samen-Knospen verblü-
hen wollen. Dieses Abmähen ist auch bey schönem

Wet-
O 2

Sorten des Klees.
Winter uͤber ruhig liegen, ohne daß man das
Schaaf- oder andere Viehe darauf treiben laͤſſet;
denn nach geſchehener Abmaͤhung, muͤſſen erſtlich
die Klee-Stoͤcke ſich recht beſtauden, daß ſie in nach-
folgenden Jahren ihre ſchoͤne Fuͤtterung geben koͤn-
nen. Es iſt gewiß, daß das Schaaf-Viehe, die
Klee Koͤpfgen, und anſetzenden Aeuglein zum zu-
kuͤnftigen Wachsthum, mit groͤßten Appetit abbei-
ſen, wodurch die Stoͤcke in ihrem Wachsthum ge-
hindert werden, und zum Theil verderben muͤſſen.

Das hohe Wild, weiches ich ſelbſten erfahren,
lauft auch ſehr weit nach dieſem Klee, und wenn
ſie einmal einen ſolchen Ort ausgemacht haben, ſo
liegen ſie beſtaͤndig auf denſelben, ſcharren ſo gar
die Erde von den Stoͤcken hinweg, und nagen die
Koͤpfgen von den Wurzeln abe.

Das andere; dritte und vierte Jahr waͤchſet
er in ſeine dicken Straͤuche, und ſeine Stengel wer-
den drey Schuh hoch. Wenn er in voller Bluͤte
ſtehet, ſo machet er in Wahrheit eine ſchoͤne Augen-
Weide, und erwecket ein ſonderbares Vergnuͤgen,
welches gemeiniglich im Junius und Julius ge-
ſchiehet.

Wenn man geſonnen dieſen Klee mit der
Sichel oder Senſe vor das Melk-Viehe nach und
nach abzugraſen, ſo kan dieſes viermal den Som-
mer uͤber wiederholet werden.

Jſt man aber des Sinnes, Heu davon zu ma-
chen, ſo darf man denſelben hierzu nicht eher ab-
maͤhen laſſen, bis deſſen Samen-Knoſpen verbluͤ-
hen wollen. Dieſes Abmaͤhen iſt auch bey ſchoͤnem

Wet-
O 2
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[211/0246] Sorten des Klees. Winter uͤber ruhig liegen, ohne daß man das Schaaf- oder andere Viehe darauf treiben laͤſſet; denn nach geſchehener Abmaͤhung, muͤſſen erſtlich die Klee-Stoͤcke ſich recht beſtauden, daß ſie in nach- folgenden Jahren ihre ſchoͤne Fuͤtterung geben koͤn- nen. Es iſt gewiß, daß das Schaaf-Viehe, die Klee Koͤpfgen, und anſetzenden Aeuglein zum zu- kuͤnftigen Wachsthum, mit groͤßten Appetit abbei- ſen, wodurch die Stoͤcke in ihrem Wachsthum ge- hindert werden, und zum Theil verderben muͤſſen. Das hohe Wild, weiches ich ſelbſten erfahren, lauft auch ſehr weit nach dieſem Klee, und wenn ſie einmal einen ſolchen Ort ausgemacht haben, ſo liegen ſie beſtaͤndig auf denſelben, ſcharren ſo gar die Erde von den Stoͤcken hinweg, und nagen die Koͤpfgen von den Wurzeln abe. Das andere; dritte und vierte Jahr waͤchſet er in ſeine dicken Straͤuche, und ſeine Stengel wer- den drey Schuh hoch. Wenn er in voller Bluͤte ſtehet, ſo machet er in Wahrheit eine ſchoͤne Augen- Weide, und erwecket ein ſonderbares Vergnuͤgen, welches gemeiniglich im Junius und Julius ge- ſchiehet. Wenn man geſonnen dieſen Klee mit der Sichel oder Senſe vor das Melk-Viehe nach und nach abzugraſen, ſo kan dieſes viermal den Som- mer uͤber wiederholet werden. Jſt man aber des Sinnes, Heu davon zu ma- chen, ſo darf man denſelben hierzu nicht eher ab- maͤhen laſſen, bis deſſen Samen-Knoſpen verbluͤ- hen wollen. Dieſes Abmaͤhen iſt auch bey ſchoͤnem Wet- O 2

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/246>, abgerufen am 23.11.2024.