Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.1. Cap. Von 18jähriger Nutzung lieber den Vortheil, welchen sie mit GOttes Hülfegewiß haben könten, fahren. §. 2. Fände man diese Trägheit nur bey einfältigen "Viele Gelehrten wüsten dasjenige nicht, was sie "Früch-
1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung lieber den Vortheil, welchen ſie mit GOttes Huͤlfegewiß haben koͤnten, fahren. §. 2. Faͤnde man dieſe Traͤgheit nur bey einfaͤltigen „Viele Gelehrten wuͤſten dasjenige nicht, was ſie ”Fruͤch-
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1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
lieber den Vortheil, welchen ſie mit GOttes Huͤlfe
gewiß haben koͤnten, fahren.
§. 2.
Faͤnde man dieſe Traͤgheit nur bey einfaͤltigen
Bauersleuten, oder andern ungelehrten Hauswir-
then, als welche meiſtens mit groͤſter Blindheit und
ohne Nachdenken in der Erden zu wuͤhlen pflegen,
ſo waͤre es eben nicht ſo ſehr zu bewundern; aber ſo
wird man dieſe Sorgloſigkeit in Verbeſſerung des
Feldbaues auch bey vielen Gelehrten gewahr, und
zwar bey ſolchen, deren Amt es doch erforderte, ſich
ernſtlich darum zu bekuͤmmern, woruͤber man ſich
billig wundern muß. Und wird daher die Klage des
Herrn von Kohrs, welche er (in ſeiner Haush.
Biblioth. Cap. IV. §. 23. p. m. 145.) aus einem Eng-
laͤnder anfuͤhret, wohl nicht zu mißbilligen ſeyn. Als:
Dieſer
Fehler wird
auch bey
Gelehrten
angetrof-
fen.
„Viele Gelehrten wuͤſten dasjenige nicht, was ſie
”alle Tage anſaͤhen, ſie ſchaueten viel Sachen in
”der Natur an wie die Kuh das neue Thor, und
”damit es doch nicht das Anſehen gewoͤnne, als
”ob ſie keine ſonderliche Erkaͤntniß davon haͤtten,
”ſo ſagten ſie hiervon einige umverſtaͤndliche Woͤr-
”ter her, um die Beſchaffenheit der Sachen aber
”bekuͤmmern ſie ſich nicht ſonderlich. Dieſes
”Raiſonement moͤchte man wohl appliciren auf
”die Erkaͤntniß derer meiſten Gelehrten, die ſie
”von Feld-Fruͤchten haben. Viele bemuͤhen ſich
”allerhand einheimiſche und auslaͤndiſche Ungezie-
”fer zu anatomiren, die Mineralien genau zu er-
”forſchen und aufzuſchlieſen, aber uͤber die Feld-
”Fruͤch-
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