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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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der Aecker ohne Brache.
Früchten brauchet, und allezeit das dritte Jahr läßt
Brache liegen, einen sehr grossen Vorzug habe, hat
auser allen Streit seine Richtigkeit; denn die viel-
fältige Erfahrung giebt es, daß ein mit Garten-
und Specerey- Früchten wohl begatteter Acker
mehr abwerffe als die Korn-Früchte welche auf
etlichen Aeckern erwachsen.

Jch so wohl als meine selige Eltern habe
ohne Ruhm zu melden, wie auch jederman alhier
bekant ist, mit dieser Cultur etwas ansehnliches
erworben, welches zu Zeiten meiner Vorfahren
freylich viel leichter war, als jetzo, indem sich nicht
so viele auf diese Cultur legten, weil sie die Ver-
änderung mit denen Früchten noch nicht so einse-
hen konten, folglich, wie schon gedacht, die Dün-
gung nicht halb so hoch kam, und die Früchte
gleichwohl angenehmer und theurer waren als
jetzo. Bey diesen Umständen ist leicht zu erach-
ten, was diese Cultur damals vor einen ansehnli-
chen Profit müsse abgeworfen haben.

Dahero auch meine sel. Eltern von vielen nei-
dischen und unverständigen Leuten allerhand üble
Nachreden erdulten musten, als wenn es nemlich
mit ihren Vermögen und Erwerb nicht von rech-
ten Dingen zuginge, und was dergleichen un-
christliche Beschuldigungen und Calumnien mehr
waren, womit rechtschaffene fleisige und erfahrene
Hauswirthe gemeiniglich belästiget werden.

Jetzo pflegen viele diese Cultur nachzuahmen,
welches auch einigen wohl gelungen, manchen aber

auch
B 2

der Aecker ohne Brache.
Fruͤchten brauchet, und allezeit das dritte Jahr laͤßt
Brache liegen, einen ſehr groſſen Vorzug habe, hat
auſer allen Streit ſeine Richtigkeit; denn die viel-
faͤltige Erfahrung giebt es, daß ein mit Garten-
und Specerey- Fruͤchten wohl begatteter Acker
mehr abwerffe als die Korn-Fruͤchte welche auf
etlichen Aeckern erwachſen.

Jch ſo wohl als meine ſelige Eltern habe
ohne Ruhm zu melden, wie auch jederman alhier
bekant iſt, mit dieſer Cultur etwas anſehnliches
erworben, welches zu Zeiten meiner Vorfahren
freylich viel leichter war, als jetzo, indem ſich nicht
ſo viele auf dieſe Cultur legten, weil ſie die Ver-
aͤnderung mit denen Fruͤchten noch nicht ſo einſe-
hen konten, folglich, wie ſchon gedacht, die Duͤn-
gung nicht halb ſo hoch kam, und die Fruͤchte
gleichwohl angenehmer und theurer waren als
jetzo. Bey dieſen Umſtaͤnden iſt leicht zu erach-
ten, was dieſe Cultur damals vor einen anſehnli-
chen Profit muͤſſe abgeworfen haben.

Dahero auch meine ſel. Eltern von vielen nei-
diſchen und unverſtaͤndigen Leuten allerhand uͤble
Nachreden erdulten muſten, als wenn es nemlich
mit ihren Vermoͤgen und Erwerb nicht von rech-
ten Dingen zuginge, und was dergleichen un-
chriſtliche Beſchuldigungen und Calumnien mehr
waren, womit rechtſchaffene fleiſige und erfahrene
Hauswirthe gemeiniglich belaͤſtiget werden.

Jetzo pflegen viele dieſe Cultur nachzuahmen,
welches auch einigen wohl gelungen, manchen aber

auch
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[19/0054] der Aecker ohne Brache. Fruͤchten brauchet, und allezeit das dritte Jahr laͤßt Brache liegen, einen ſehr groſſen Vorzug habe, hat auſer allen Streit ſeine Richtigkeit; denn die viel- faͤltige Erfahrung giebt es, daß ein mit Garten- und Specerey- Fruͤchten wohl begatteter Acker mehr abwerffe als die Korn-Fruͤchte welche auf etlichen Aeckern erwachſen. Jch ſo wohl als meine ſelige Eltern habe ohne Ruhm zu melden, wie auch jederman alhier bekant iſt, mit dieſer Cultur etwas anſehnliches erworben, welches zu Zeiten meiner Vorfahren freylich viel leichter war, als jetzo, indem ſich nicht ſo viele auf dieſe Cultur legten, weil ſie die Ver- aͤnderung mit denen Fruͤchten noch nicht ſo einſe- hen konten, folglich, wie ſchon gedacht, die Duͤn- gung nicht halb ſo hoch kam, und die Fruͤchte gleichwohl angenehmer und theurer waren als jetzo. Bey dieſen Umſtaͤnden iſt leicht zu erach- ten, was dieſe Cultur damals vor einen anſehnli- chen Profit muͤſſe abgeworfen haben. Dahero auch meine ſel. Eltern von vielen nei- diſchen und unverſtaͤndigen Leuten allerhand uͤble Nachreden erdulten muſten, als wenn es nemlich mit ihren Vermoͤgen und Erwerb nicht von rech- ten Dingen zuginge, und was dergleichen un- chriſtliche Beſchuldigungen und Calumnien mehr waren, womit rechtſchaffene fleiſige und erfahrene Hauswirthe gemeiniglich belaͤſtiget werden. Jetzo pflegen viele dieſe Cultur nachzuahmen, welches auch einigen wohl gelungen, manchen aber auch B 2

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/54>, abgerufen am 27.11.2024.