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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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1. Cap. Von 18jähriger Nutzung
auch mißlungen ist. Ja so gar haben einige
Pachter, welche anfänglich nicht eine eigenthüm-
liche Furche Land gehabt, sondern nur von andern
einige Aecker in Pacht genommen, sich mit solcher
Cultur ein feines Vermögen erworben.

Es komt hier nicht allezeit darauf an, ob man
eigen Land habe, denn derjenige, welcher solches be-
sitzet, und sein Capital daran gewendet hat, bringet
die Interesse durch das Pacht-Geld nicht wieder
heraus, und muß noch über dieses der Obrigkeit
die jährlichen Onera, und die auf den Aeckern ste-
henden Erbzinsen und Majazin oder Decimation
abtragen. Daher der Eigenthümer zuweilen viel
schlechter dabey fähret, als der Pachter selbst, wel-
cher einige Aecker zur Miethe oder in Pacht nimt,
und jährlich von jedem 5 Thaler Pachtzins, oder
6 Fl. Meißnischer Währung, giebet, wie oben p. 16.
erinnert worden. Und obgleich bey jetziger Zeit,
wegen alzuvieler Erziehung der Küchen- und Spe-
cerey-Früchte, wie bereits gedacht, um der theuren
Düngung willen, der Nutzen alhier nicht allemal
mehr so starck heraus komt, so bleibet ihnen doch
nebst göttlicher Verleihung ein jährlicher Ueber-
schuß, daß ihre Arbeit wohl belohnet wird.

Wenn ich meine Cultur mit Veränderung
der Früchte auf so viele Jahre wie ein Künstler,
welcher sich nicht gerne zusehen läßt, oder wie ein
Handwerks-Mann in der Stube hätte treiben
können, so daß Niemand solche können einsehen
und nachahmen, ich wolte gewiß damit ungleich
mehr erworben haben. Allein so ist meine Art,

die

1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
auch mißlungen iſt. Ja ſo gar haben einige
Pachter, welche anfaͤnglich nicht eine eigenthuͤm-
liche Furche Land gehabt, ſondern nur von andern
einige Aecker in Pacht genommen, ſich mit ſolcher
Cultur ein feines Vermoͤgen erworben.

Es komt hier nicht allezeit darauf an, ob man
eigen Land habe, denn derjenige, welcher ſolches be-
ſitzet, und ſein Capital daran gewendet hat, bringet
die Intereſſe durch das Pacht-Geld nicht wieder
heraus, und muß noch uͤber dieſes der Obrigkeit
die jaͤhrlichen Onera, und die auf den Aeckern ſte-
henden Erbzinſen und Majazin oder Decimation
abtragen. Daher der Eigenthuͤmer zuweilen viel
ſchlechter dabey faͤhret, als der Pachter ſelbſt, wel-
cher einige Aecker zur Miethe oder in Pacht nimt,
und jaͤhrlich von jedem 5 Thaler Pachtzins, oder
6 Fl. Meißniſcher Waͤhrung, giebet, wie oben p. 16.
erinnert worden. Und obgleich bey jetziger Zeit,
wegen alzuvieler Erziehung der Kuͤchen- und Spe-
cerey-Fruͤchte, wie bereits gedacht, um der theuren
Duͤngung willen, der Nutzen alhier nicht allemal
mehr ſo ſtarck heraus komt, ſo bleibet ihnen doch
nebſt goͤttlicher Verleihung ein jaͤhrlicher Ueber-
ſchuß, daß ihre Arbeit wohl belohnet wird.

Wenn ich meine Cultur mit Veraͤnderung
der Fruͤchte auf ſo viele Jahre wie ein Kuͤnſtler,
welcher ſich nicht gerne zuſehen laͤßt, oder wie ein
Handwerks-Mann in der Stube haͤtte treiben
koͤnnen, ſo daß Niemand ſolche koͤnnen einſehen
und nachahmen, ich wolte gewiß damit ungleich
mehr erworben haben. Allein ſo iſt meine Art,

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[20/0055] 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung auch mißlungen iſt. Ja ſo gar haben einige Pachter, welche anfaͤnglich nicht eine eigenthuͤm- liche Furche Land gehabt, ſondern nur von andern einige Aecker in Pacht genommen, ſich mit ſolcher Cultur ein feines Vermoͤgen erworben. Es komt hier nicht allezeit darauf an, ob man eigen Land habe, denn derjenige, welcher ſolches be- ſitzet, und ſein Capital daran gewendet hat, bringet die Intereſſe durch das Pacht-Geld nicht wieder heraus, und muß noch uͤber dieſes der Obrigkeit die jaͤhrlichen Onera, und die auf den Aeckern ſte- henden Erbzinſen und Majazin oder Decimation abtragen. Daher der Eigenthuͤmer zuweilen viel ſchlechter dabey faͤhret, als der Pachter ſelbſt, wel- cher einige Aecker zur Miethe oder in Pacht nimt, und jaͤhrlich von jedem 5 Thaler Pachtzins, oder 6 Fl. Meißniſcher Waͤhrung, giebet, wie oben p. 16. erinnert worden. Und obgleich bey jetziger Zeit, wegen alzuvieler Erziehung der Kuͤchen- und Spe- cerey-Fruͤchte, wie bereits gedacht, um der theuren Duͤngung willen, der Nutzen alhier nicht allemal mehr ſo ſtarck heraus komt, ſo bleibet ihnen doch nebſt goͤttlicher Verleihung ein jaͤhrlicher Ueber- ſchuß, daß ihre Arbeit wohl belohnet wird. Wenn ich meine Cultur mit Veraͤnderung der Fruͤchte auf ſo viele Jahre wie ein Kuͤnſtler, welcher ſich nicht gerne zuſehen laͤßt, oder wie ein Handwerks-Mann in der Stube haͤtte treiben koͤnnen, ſo daß Niemand ſolche koͤnnen einſehen und nachahmen, ich wolte gewiß damit ungleich mehr erworben haben. Allein ſo iſt meine Art, die

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/55>, abgerufen am 27.11.2024.