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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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1. Cap. Von 18jähriger Nutzung
leichter beköstigen können, sondern auch Fremde
wohlfeilere Zehrung finden.

Zum andern wird durch diese Cultur sehr
vielen Leuten Gelegenheit geschaffet ihr Brod zu
verdienen, wie ich denn, ohne Ruhm zu melden, al-
leine vielen Familien durch meinen Acker- und
Garten-Bau Nahrung und jährlichen Unterhalt
schaffe, indem ich das ganze Jahr hindurch täglich
wohl 30 Tagelöhner, aber den Sommer über bey
dem Jäten, Saflor abnehmen, und anderer Arbeit
deren zuweilen wohl 100 und noch mehr haben
muß. Denn bey dieser Cultur giebt es auch mit-
ten im Winter, besonders bey uns, gar vielerley zu
thun. Einige Tagelöhner müssen sich mit der
Brunnen-Kresse beschäftigen, einige in die Scheu-
ren gehen, einige Mist laden, einige müssen Wur-
zeln aus der Erde holen, ausputzen und zum Ver-
kaufe einbinden,*) einige haben die Weiden zu sor-
tiren, auszuschneideln und zu spalten, mit welchen
die grüne Waare und Wurzeln das Jahr über ein-
gebunden werden. Diese gespalteten Weiden wer-
den in Bindlein gebunden, auf die Böden ge-
schaft, und so man sie hernach nöthig hat, eine

Stun-
*) Hierbey wird mancher denken, wie es denn möglich,
die Wurzeln zur Winterszeit, wenn alles zugefroren,
aus der Erden zu holen? Hierauf dienet zur Antwort:
daß die Pastinat- Wurzeln mit denen Wurzel-Speis-
sen, zu solcher Zeit, wenn es gleich einen halben Schuh
tief in die Erde gefroren hat, am besten heraus zu he-
ben sind; denn diese erfrieren niemahlen, siehe hier-
von im 3ten Theil pag. 144.

1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
leichter bekoͤſtigen koͤnnen, ſondern auch Fremde
wohlfeilere Zehrung finden.

Zum andern wird durch dieſe Cultur ſehr
vielen Leuten Gelegenheit geſchaffet ihr Brod zu
verdienen, wie ich denn, ohne Ruhm zu melden, al-
leine vielen Familien durch meinen Acker- und
Garten-Bau Nahrung und jaͤhrlichen Unterhalt
ſchaffe, indem ich das ganze Jahr hindurch taͤglich
wohl 30 Tageloͤhner, aber den Sommer uͤber bey
dem Jaͤten, Saflor abnehmen, und anderer Arbeit
deren zuweilen wohl 100 und noch mehr haben
muß. Denn bey dieſer Cultur giebt es auch mit-
ten im Winter, beſonders bey uns, gar vielerley zu
thun. Einige Tageloͤhner muͤſſen ſich mit der
Brunnen-Kreſſe beſchaͤftigen, einige in die Scheu-
ren gehen, einige Miſt laden, einige muͤſſen Wur-
zeln aus der Erde holen, ausputzen und zum Ver-
kaufe einbinden,*) einige haben die Weiden zu ſor-
tiren, auszuſchneideln und zu ſpalten, mit welchen
die gruͤne Waare und Wurzeln das Jahr uͤber ein-
gebunden werden. Dieſe geſpalteten Weiden wer-
den in Bindlein gebunden, auf die Boͤden ge-
ſchaft, und ſo man ſie hernach noͤthig hat, eine

Stun-
*) Hierbey wird mancher denken, wie es denn moͤglich,
die Wurzeln zur Winterszeit, wenn alles zugefroren,
aus der Erden zu holen? Hierauf dienet zur Antwort:
daß die Paſtinat- Wurzeln mit denen Wurzel-Speiſ-
ſen, zu ſolcher Zeit, wenn es gleich einen halben Schuh
tief in die Erde gefroren hat, am beſten heraus zu he-
ben ſind; denn dieſe erfrieren niemahlen, ſiehe hier-
von im 3ten Theil pag. 144.
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[22/0057] 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung leichter bekoͤſtigen koͤnnen, ſondern auch Fremde wohlfeilere Zehrung finden. Zum andern wird durch dieſe Cultur ſehr vielen Leuten Gelegenheit geſchaffet ihr Brod zu verdienen, wie ich denn, ohne Ruhm zu melden, al- leine vielen Familien durch meinen Acker- und Garten-Bau Nahrung und jaͤhrlichen Unterhalt ſchaffe, indem ich das ganze Jahr hindurch taͤglich wohl 30 Tageloͤhner, aber den Sommer uͤber bey dem Jaͤten, Saflor abnehmen, und anderer Arbeit deren zuweilen wohl 100 und noch mehr haben muß. Denn bey dieſer Cultur giebt es auch mit- ten im Winter, beſonders bey uns, gar vielerley zu thun. Einige Tageloͤhner muͤſſen ſich mit der Brunnen-Kreſſe beſchaͤftigen, einige in die Scheu- ren gehen, einige Miſt laden, einige muͤſſen Wur- zeln aus der Erde holen, ausputzen und zum Ver- kaufe einbinden, *) einige haben die Weiden zu ſor- tiren, auszuſchneideln und zu ſpalten, mit welchen die gruͤne Waare und Wurzeln das Jahr uͤber ein- gebunden werden. Dieſe geſpalteten Weiden wer- den in Bindlein gebunden, auf die Boͤden ge- ſchaft, und ſo man ſie hernach noͤthig hat, eine Stun- *) Hierbey wird mancher denken, wie es denn moͤglich, die Wurzeln zur Winterszeit, wenn alles zugefroren, aus der Erden zu holen? Hierauf dienet zur Antwort: daß die Paſtinat- Wurzeln mit denen Wurzel-Speiſ- ſen, zu ſolcher Zeit, wenn es gleich einen halben Schuh tief in die Erde gefroren hat, am beſten heraus zu he- ben ſind; denn dieſe erfrieren niemahlen, ſiehe hier- von im 3ten Theil pag. 144.

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/57>, abgerufen am 27.11.2024.