Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
1. Cap. Von 18jähriger Nutzung
dacht worden, daß sie auf einen Acker, worinnen
sich noch zu viele Besserung befindet, verderben
und zu Luder werden.
2.) Jst bekant, daß einige Früchte, als z. E.
Pastinacken, rothe, gelbe und weisse Rüben, das
Land gewaltig ausmergeln, andere aber, als z. E.
die Specerey- und Korn-Früchte nicht so scharf
zehren.
3.) Jst gewiß, daß eine jede Frucht oder Ge-
wächse nur diejenigen Salia oder Säfte und Be-
stand-Theile aus der Erden sauget, welche zu ihrer
Natur und Wesen erfordert werden, hingegen die
übrigen Kräfte, welche zum Wachsthum anderer
Früchte und Gewächse erfordert werden, zurück
läßt. Es brauchet solches gar keines weitläufti-
gen Beweises, denn die Wahrheit dieses Satzes
fällt alsobald in die Sinne. So ist es ja auch aus
dem Ansehen, Geschmack, Geruch und Wirkung of-
fenbar, daß eine Zwiebel ganz andere Salze und
Bestand-Theile aus dem Lande müsse an sich geso-
gen haben als eine rothe Rübe oder Möhre, des-
gleichen, daß diese und andere Wurzel-Gewächse
nicht solche Theilchen aus dem Acker gezogen, wel-
che die Mohne, Anis, Safflor, u. d. gl. erfordern
indem diese hauptsächlich aus ölichten Theilen be-
stehen.
§. 19.
Regeln zu
solcher Ab-
wechselung.

Hierauf gründet sich nun die ganze Ordnung
und Abwechselung der Früchte, welche die 18 Jahr
über auf einen Acker müssen bestellet werden.

Aus
1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
dacht worden, daß ſie auf einen Acker, worinnen
ſich noch zu viele Beſſerung befindet, verderben
und zu Luder werden.
2.) Jſt bekant, daß einige Fruͤchte, als z. E.
Paſtinacken, rothe, gelbe und weiſſe Ruͤben, das
Land gewaltig ausmergeln, andere aber, als z. E.
die Specerey- und Korn-Fruͤchte nicht ſo ſcharf
zehren.
3.) Jſt gewiß, daß eine jede Frucht oder Ge-
waͤchſe nur diejenigen Salia oder Saͤfte und Be-
ſtand-Theile aus der Erden ſauget, welche zu ihrer
Natur und Weſen erfordert werden, hingegen die
uͤbrigen Kraͤfte, welche zum Wachsthum anderer
Fruͤchte und Gewaͤchſe erfordert werden, zuruͤck
laͤßt. Es brauchet ſolches gar keines weitlaͤufti-
gen Beweiſes, denn die Wahrheit dieſes Satzes
faͤllt alſobald in die Sinne. So iſt es ja auch aus
dem Anſehen, Geſchmack, Geruch und Wirkung of-
fenbar, daß eine Zwiebel ganz andere Salze und
Beſtand-Theile aus dem Lande muͤſſe an ſich geſo-
gen haben als eine rothe Ruͤbe oder Moͤhre, des-
gleichen, daß dieſe und andere Wurzel-Gewaͤchſe
nicht ſolche Theilchen aus dem Acker gezogen, wel-
che die Mohne, Anis, Safflor, u. d. gl. erfordern
indem dieſe hauptſaͤchlich aus oͤlichten Theilen be-
ſtehen.
§. 19.
Regeln zu
ſolcher Ab-
wechſelung.

Hierauf gruͤndet ſich nun die ganze Ordnung
und Abwechſelung der Fruͤchte, welche die 18 Jahr
uͤber auf einen Acker muͤſſen beſtellet werden.

Aus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <list>
            <item><pb facs="#f0079" n="44"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">1. Cap. Von 18ja&#x0364;hriger Nutzung</hi></fw><lb/>
dacht worden, daß &#x017F;ie auf einen Acker, worinnen<lb/>
&#x017F;ich noch zu viele Be&#x017F;&#x017F;erung befindet, verderben<lb/>
und zu Luder werden.</item><lb/>
            <item>2.) J&#x017F;t bekant, daß einige Fru&#x0364;chte, als z. E.<lb/>
Pa&#x017F;tinacken, rothe, gelbe und wei&#x017F;&#x017F;e Ru&#x0364;ben, das<lb/>
Land gewaltig ausmergeln, andere aber, als z. E.<lb/>
die Specerey- und Korn-Fru&#x0364;chte nicht &#x017F;o &#x017F;charf<lb/>
zehren.</item><lb/>
            <item>3.) J&#x017F;t gewiß, daß eine jede Frucht oder Ge-<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;e nur diejenigen <hi rendition="#aq">Salia</hi> oder Sa&#x0364;fte und Be-<lb/>
&#x017F;tand-Theile aus der Erden &#x017F;auget, welche zu ihrer<lb/>
Natur und We&#x017F;en erfordert werden, hingegen die<lb/>
u&#x0364;brigen Kra&#x0364;fte, welche zum Wachsthum anderer<lb/>
Fru&#x0364;chte und Gewa&#x0364;ch&#x017F;e erfordert werden, zuru&#x0364;ck<lb/>
la&#x0364;ßt. Es brauchet &#x017F;olches gar keines weitla&#x0364;ufti-<lb/>
gen Bewei&#x017F;es, denn die Wahrheit die&#x017F;es Satzes<lb/>
fa&#x0364;llt al&#x017F;obald in die Sinne. So i&#x017F;t es ja auch aus<lb/>
dem An&#x017F;ehen, Ge&#x017F;chmack, Geruch und Wirkung of-<lb/>
fenbar, daß eine Zwiebel ganz andere Salze und<lb/>
Be&#x017F;tand-Theile aus dem Lande mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e an &#x017F;ich ge&#x017F;o-<lb/>
gen haben als eine rothe Ru&#x0364;be oder Mo&#x0364;hre, des-<lb/>
gleichen, daß die&#x017F;e und andere Wurzel-Gewa&#x0364;ch&#x017F;e<lb/>
nicht &#x017F;olche Theilchen aus dem Acker gezogen, wel-<lb/>
che die Mohne, Anis, Safflor, u. d. gl. erfordern<lb/>
indem die&#x017F;e haupt&#x017F;a&#x0364;chlich aus o&#x0364;lichten Theilen be-<lb/>
&#x017F;tehen.</item>
          </list>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 19.</head><lb/>
          <note place="left">Regeln zu<lb/>
&#x017F;olcher Ab-<lb/>
wech&#x017F;elung.</note>
          <p>Hierauf gru&#x0364;ndet &#x017F;ich nun die ganze Ordnung<lb/>
und Abwech&#x017F;elung der Fru&#x0364;chte, welche die 18 Jahr<lb/>
u&#x0364;ber auf einen Acker mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;tellet werden.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Aus</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0079] 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung dacht worden, daß ſie auf einen Acker, worinnen ſich noch zu viele Beſſerung befindet, verderben und zu Luder werden. 2.) Jſt bekant, daß einige Fruͤchte, als z. E. Paſtinacken, rothe, gelbe und weiſſe Ruͤben, das Land gewaltig ausmergeln, andere aber, als z. E. die Specerey- und Korn-Fruͤchte nicht ſo ſcharf zehren. 3.) Jſt gewiß, daß eine jede Frucht oder Ge- waͤchſe nur diejenigen Salia oder Saͤfte und Be- ſtand-Theile aus der Erden ſauget, welche zu ihrer Natur und Weſen erfordert werden, hingegen die uͤbrigen Kraͤfte, welche zum Wachsthum anderer Fruͤchte und Gewaͤchſe erfordert werden, zuruͤck laͤßt. Es brauchet ſolches gar keines weitlaͤufti- gen Beweiſes, denn die Wahrheit dieſes Satzes faͤllt alſobald in die Sinne. So iſt es ja auch aus dem Anſehen, Geſchmack, Geruch und Wirkung of- fenbar, daß eine Zwiebel ganz andere Salze und Beſtand-Theile aus dem Lande muͤſſe an ſich geſo- gen haben als eine rothe Ruͤbe oder Moͤhre, des- gleichen, daß dieſe und andere Wurzel-Gewaͤchſe nicht ſolche Theilchen aus dem Acker gezogen, wel- che die Mohne, Anis, Safflor, u. d. gl. erfordern indem dieſe hauptſaͤchlich aus oͤlichten Theilen be- ſtehen. §. 19. Hierauf gruͤndet ſich nun die ganze Ordnung und Abwechſelung der Fruͤchte, welche die 18 Jahr uͤber auf einen Acker muͤſſen beſtellet werden. Aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/79
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/79>, abgerufen am 04.12.2024.