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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

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Das fünfte Capitel.
es wird vieles Geld, weil sie einmal im Rufe sind,
vor diese Zwiebeln nach Holland gesendet. Es
ist aber auch an dem, wenn wir es gleich dahin
brächten, eben solche Zwiebeln und Blumen zu er-
ziehen, daß uns dennoch unsere Mühe und Arbeit
nicht also würde bezahlet werden. Warum?
weil es nicht Fremde heisset. Ja, es giebt gar
viele Liebhaber bey uns, welche in der That nicht
gerne einen Heller vor dergleichen Blumen-Zwie-
beln anwenden wollen, sondern dieselben gar um-
sonst verlangen.

§. 17.
Wie die
Hyacinthen
im Winter
und in der
Stube auf
den Wasser
zu treiben?

Etwas ganz besonderes ist es, daß die Hyaein-
then und andere Zwiebeln, blos mit Hülfe des
Wassers, den Winter hindurch in der Wohn-Stu-
be können dahin gebracht werden, daß sie eben so
wohl, als wenn sie im Garten und in der Erde
stünden, ihre schönen Blumen hervor bringen.

Ob ich nun gleich einen Vorgänger habe, wel-
cher dieses Kunst-Stück aufrichtig beschrieben, so
habe ich doch auch gefunden, daß es von einem an-
dern entweder vorsetzlich, oder aus Unwissenheit
falsch ist vorgestellet worden. Und ich kan, vermö-
ge des Zusammenhanges, nicht umhin, solches al-
hier auch mit anzuführen.

Zu diesem Vergnügen muß man schöne und
fein runde Zwiebeln aussuchen. Es mögen ein-
fache oder gefülte seyn, so ist die Bemühung und
das Treiben einerley.

Die Zeit komt lediglich auf den Liebhaber an,

ob

Das fuͤnfte Capitel.
es wird vieles Geld, weil ſie einmal im Rufe ſind,
vor dieſe Zwiebeln nach Holland geſendet. Es
iſt aber auch an dem, wenn wir es gleich dahin
braͤchten, eben ſolche Zwiebeln und Blumen zu er-
ziehen, daß uns dennoch unſere Muͤhe und Arbeit
nicht alſo wuͤrde bezahlet werden. Warum?
weil es nicht Fremde heiſſet. Ja, es giebt gar
viele Liebhaber bey uns, welche in der That nicht
gerne einen Heller vor dergleichen Blumen-Zwie-
beln anwenden wollen, ſondern dieſelben gar um-
ſonſt verlangen.

§. 17.
Wie die
Hyacinthen
im Winter
und in der
Stube auf
den Waſſer
zu treiben?

Etwas ganz beſonderes iſt es, daß die Hyaein-
then und andere Zwiebeln, blos mit Huͤlfe des
Waſſers, den Winter hindurch in der Wohn-Stu-
be koͤnnen dahin gebracht werden, daß ſie eben ſo
wohl, als wenn ſie im Garten und in der Erde
ſtuͤnden, ihre ſchoͤnen Blumen hervor bringen.

Ob ich nun gleich einen Vorgaͤnger habe, wel-
cher dieſes Kunſt-Stuͤck aufrichtig beſchrieben, ſo
habe ich doch auch gefunden, daß es von einem an-
dern entweder vorſetzlich, oder aus Unwiſſenheit
falſch iſt vorgeſtellet worden. Und ich kan, vermoͤ-
ge des Zuſammenhanges, nicht umhin, ſolches al-
hier auch mit anzufuͤhren.

Zu dieſem Vergnuͤgen muß man ſchoͤne und
fein runde Zwiebeln ausſuchen. Es moͤgen ein-
fache oder gefuͤlte ſeyn, ſo iſt die Bemuͤhung und
das Treiben einerley.

Die Zeit komt lediglich auf den Liebhaber an,

ob
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[132/0146] Das fuͤnfte Capitel. es wird vieles Geld, weil ſie einmal im Rufe ſind, vor dieſe Zwiebeln nach Holland geſendet. Es iſt aber auch an dem, wenn wir es gleich dahin braͤchten, eben ſolche Zwiebeln und Blumen zu er- ziehen, daß uns dennoch unſere Muͤhe und Arbeit nicht alſo wuͤrde bezahlet werden. Warum? weil es nicht Fremde heiſſet. Ja, es giebt gar viele Liebhaber bey uns, welche in der That nicht gerne einen Heller vor dergleichen Blumen-Zwie- beln anwenden wollen, ſondern dieſelben gar um- ſonſt verlangen. §. 17. Etwas ganz beſonderes iſt es, daß die Hyaein- then und andere Zwiebeln, blos mit Huͤlfe des Waſſers, den Winter hindurch in der Wohn-Stu- be koͤnnen dahin gebracht werden, daß ſie eben ſo wohl, als wenn ſie im Garten und in der Erde ſtuͤnden, ihre ſchoͤnen Blumen hervor bringen. Ob ich nun gleich einen Vorgaͤnger habe, wel- cher dieſes Kunſt-Stuͤck aufrichtig beſchrieben, ſo habe ich doch auch gefunden, daß es von einem an- dern entweder vorſetzlich, oder aus Unwiſſenheit falſch iſt vorgeſtellet worden. Und ich kan, vermoͤ- ge des Zuſammenhanges, nicht umhin, ſolches al- hier auch mit anzufuͤhren. Zu dieſem Vergnuͤgen muß man ſchoͤne und fein runde Zwiebeln ausſuchen. Es moͤgen ein- fache oder gefuͤlte ſeyn, ſo iſt die Bemuͤhung und das Treiben einerley. Die Zeit komt lediglich auf den Liebhaber an, ob

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/146>, abgerufen am 24.11.2024.