ter den Bänken in der Stube, unter und hinter den Spalier Latten, hinter den Fenster-Laden, und unter den Wellen auf den Böden, in grosser Menge angetroffen.
So bald als der weißgraue Sommer-Vogel seine Eyer geleget, sält er von diesen tod herunter, und hinterläst auf einem Platze, eines halben, auch unterweilen eines ganzen Zolles lang seine Eyer, deren wohl vierhundert, und noch mehr, zusammen liegen, und dem äusserlichen Ansehen nach, wie eine Priese hellbrauner Schnupf-Tobak aussehen, und mit subtilen Härlein überzogen sind.
Wenn die Eyer im Früh-Jahre durch die Son- nen-Wärme ausgebrütet werden, so zertheilen sich die Räuplein, welche anfänglich ganz schwarz aus- sehen, an den Zelken der Bäume, und kriechen auf die fordern und obern jungen Blätter. Eine jede nimt sogleich ein Zweiglein besonders ein.
Sind sie in etwas erwachsen, so breiten sie sich an dem ganzen Baume aus, und verschonen kein einziges Blat, und wenn ein Baum kahl gemacht und abgefressen worden, so kriechen sie herunter, mochen sich an einen andern, und gehen wohl funf- zig und mehr Schritte weit sort, bis sie einen frischen Baum finden. Ja sogar habe ich gese- hen, daß sie über das Wasser, wenn es nicht so schnel lauft, schwimmen, um ihrer Nahrung nachzu- gehen.
Wenn sie über das Wasser schwimmen, so rich- ten sie ihre Köpfe in die Höhe, welches artig anzu- sehen ist.
Jhre
P 4
ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer.
ter den Baͤnken in der Stube, unter und hinter den Spalier Latten, hinter den Fenſter-Laden, und unter den Wellen auf den Boͤden, in groſſer Menge angetroffen.
So bald als der weißgraue Sommer-Vogel ſeine Eyer geleget, ſaͤlt er von dieſen tod herunter, und hinterlaͤſt auf einem Platze, eines halben, auch unterweilen eines ganzen Zolles lang ſeine Eyer, deren wohl vierhundert, und noch mehr, zuſammen liegen, und dem aͤuſſerlichen Anſehen nach, wie eine Prieſe hellbrauner Schnupf-Tobak ausſehen, und mit ſubtilen Haͤrlein uͤberzogen ſind.
Wenn die Eyer im Fruͤh-Jahre durch die Son- nen-Waͤrme ausgebruͤtet werden, ſo zertheilen ſich die Raͤuplein, welche anfaͤnglich ganz ſchwarz aus- ſehen, an den Zelken der Baͤume, und kriechen auf die fordern und obern jungen Blaͤtter. Eine jede nimt ſogleich ein Zweiglein beſonders ein.
Sind ſie in etwas erwachſen, ſo breiten ſie ſich an dem ganzen Baume aus, und verſchonen kein einziges Blat, und wenn ein Baum kahl gemacht und abgefreſſen worden, ſo kriechen ſie herunter, mochen ſich an einen andern, und gehen wohl funf- zig und mehr Schritte weit ſort, bis ſie einen friſchen Baum finden. Ja ſogar habe ich geſe- hen, daß ſie uͤber das Waſſer, wenn es nicht ſo ſchnel lauft, ſchwimmen, um ihrer Nahrung nachzu- gehen.
Wenn ſie uͤber das Waſſer ſchwimmen, ſo rich- ten ſie ihre Koͤpfe in die Hoͤhe, welches artig anzu- ſehen iſt.
Jhre
P 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0245"n="231"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer.</hi></fw><lb/>
ter den Baͤnken in der Stube, unter und hinter<lb/>
den Spalier Latten, hinter den Fenſter-Laden, und<lb/>
unter den Wellen auf den Boͤden, in groſſer Menge<lb/>
angetroffen.</p><lb/><p>So bald als der weißgraue Sommer-Vogel<lb/>ſeine Eyer geleget, ſaͤlt er von dieſen tod herunter,<lb/>
und hinterlaͤſt auf einem Platze, eines halben, auch<lb/>
unterweilen eines ganzen Zolles lang ſeine Eyer,<lb/>
deren wohl vierhundert, und noch mehr, zuſammen<lb/>
liegen, und dem aͤuſſerlichen Anſehen nach, wie eine<lb/>
Prieſe hellbrauner Schnupf-Tobak ausſehen, und<lb/>
mit ſubtilen Haͤrlein uͤberzogen ſind.</p><lb/><p>Wenn die Eyer im Fruͤh-Jahre durch die Son-<lb/>
nen-Waͤrme ausgebruͤtet werden, ſo zertheilen ſich<lb/>
die Raͤuplein, welche anfaͤnglich ganz ſchwarz aus-<lb/>ſehen, an den Zelken der Baͤume, und kriechen auf<lb/>
die fordern und obern jungen Blaͤtter. Eine jede<lb/>
nimt ſogleich ein Zweiglein beſonders ein.</p><lb/><p>Sind ſie in etwas erwachſen, ſo breiten ſie ſich<lb/>
an dem ganzen Baume aus, und verſchonen kein<lb/>
einziges Blat, und wenn ein Baum kahl gemacht<lb/>
und abgefreſſen worden, ſo kriechen ſie herunter,<lb/>
mochen ſich an einen andern, und gehen wohl funf-<lb/>
zig und mehr Schritte weit ſort, bis ſie einen<lb/>
friſchen Baum finden. Ja ſogar habe ich geſe-<lb/>
hen, daß ſie uͤber das Waſſer, wenn es nicht ſo ſchnel<lb/>
lauft, ſchwimmen, um ihrer Nahrung nachzu-<lb/>
gehen.</p><lb/><p>Wenn ſie uͤber das Waſſer ſchwimmen, ſo rich-<lb/>
ten ſie ihre Koͤpfe in die Hoͤhe, welches artig anzu-<lb/>ſehen iſt.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">P 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Jhre</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[231/0245]
ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer.
ter den Baͤnken in der Stube, unter und hinter
den Spalier Latten, hinter den Fenſter-Laden, und
unter den Wellen auf den Boͤden, in groſſer Menge
angetroffen.
So bald als der weißgraue Sommer-Vogel
ſeine Eyer geleget, ſaͤlt er von dieſen tod herunter,
und hinterlaͤſt auf einem Platze, eines halben, auch
unterweilen eines ganzen Zolles lang ſeine Eyer,
deren wohl vierhundert, und noch mehr, zuſammen
liegen, und dem aͤuſſerlichen Anſehen nach, wie eine
Prieſe hellbrauner Schnupf-Tobak ausſehen, und
mit ſubtilen Haͤrlein uͤberzogen ſind.
Wenn die Eyer im Fruͤh-Jahre durch die Son-
nen-Waͤrme ausgebruͤtet werden, ſo zertheilen ſich
die Raͤuplein, welche anfaͤnglich ganz ſchwarz aus-
ſehen, an den Zelken der Baͤume, und kriechen auf
die fordern und obern jungen Blaͤtter. Eine jede
nimt ſogleich ein Zweiglein beſonders ein.
Sind ſie in etwas erwachſen, ſo breiten ſie ſich
an dem ganzen Baume aus, und verſchonen kein
einziges Blat, und wenn ein Baum kahl gemacht
und abgefreſſen worden, ſo kriechen ſie herunter,
mochen ſich an einen andern, und gehen wohl funf-
zig und mehr Schritte weit ſort, bis ſie einen
friſchen Baum finden. Ja ſogar habe ich geſe-
hen, daß ſie uͤber das Waſſer, wenn es nicht ſo ſchnel
lauft, ſchwimmen, um ihrer Nahrung nachzu-
gehen.
Wenn ſie uͤber das Waſſer ſchwimmen, ſo rich-
ten ſie ihre Koͤpfe in die Hoͤhe, welches artig anzu-
ſehen iſt.
Jhre
P 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/245>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.