mit einer Spießruthe abzuschmeissen, zu eröfnen und zu prüfen, ob dasselbe nützlich oder schädlich sey.
Erstlich wäre nöthig gewesen, daß der Herr Verfasser die Zeit angegeben hätte, wenn das Ab- schmeissen der obern Spitzen von den Ranken mit einer Spießruthe geschehen sol. Und wenn auch dieses wäre angegeben worden, so scheinet mir sol- ches Vorgeben dennoch nicht hinlänglich gegrün- det zu seyn. Und ob ich gleich keinen Versuch hierinnen angestellet, so hat doch der Herr Verfas- ser auch selbsten, wie er an oben angeführten Orte angemerket, keine Gelegenheit gehabt eine Probe damit zu machen.
Und ich glaube gänzlich, daß dieses Vorneh- men den Hopfen-Stöcken gefährlich seyn dürfte, indem durch das Abschmeisen der obern Ranken- Spitzen mit einer Ruthe der Umlauf des Saftes merklich würde gehindert werden.
Es ist auch glaublich, daß es sich hiermit eben also verhält, als mit den Kohlrabi-Kugeln und Spargel-Stöcken, wovon ich im dritten Theile meines Land- und Garten-Schatzes p. 120. und im vierten Theile p. 67. gedacht habe.
Alle Gewächse, wenn ihnen die Kronen und Herze benommen worden, besinnen sich und trotzen gleichsam eine Zeitlang, ehe der Umlauf ihres Saf- tes wiederum in Ordnung kommet, daß sie junge Augen und Triebe ansetzen können.
Hierbey entstehet auch noch der Zweifel, ob auch der umlaufende Saft, wenn er eine Zeitlang
ge-
Erſtes Cap.
mit einer Spießruthe abzuſchmeiſſen, zu eroͤfnen und zu pruͤfen, ob daſſelbe nuͤtzlich oder ſchaͤdlich ſey.
Erſtlich waͤre noͤthig geweſen, daß der Herr Verfaſſer die Zeit angegeben haͤtte, wenn das Ab- ſchmeiſſen der obern Spitzen von den Ranken mit einer Spießruthe geſchehen ſol. Und wenn auch dieſes waͤre angegeben worden, ſo ſcheinet mir ſol- ches Vorgeben dennoch nicht hinlaͤnglich gegruͤn- det zu ſeyn. Und ob ich gleich keinen Verſuch hierinnen angeſtellet, ſo hat doch der Herr Verfaſ- ſer auch ſelbſten, wie er an oben angefuͤhrten Orte angemerket, keine Gelegenheit gehabt eine Probe damit zu machen.
Und ich glaube gaͤnzlich, daß dieſes Vorneh- men den Hopfen-Stoͤcken gefaͤhrlich ſeyn duͤrfte, indem durch das Abſchmeiſen der obern Ranken- Spitzen mit einer Ruthe der Umlauf des Saftes merklich wuͤrde gehindert werden.
Es iſt auch glaublich, daß es ſich hiermit eben alſo verhaͤlt, als mit den Kohlrabi-Kugeln und Spargel-Stoͤcken, wovon ich im dritten Theile meines Land- und Garten-Schatzes p. 120. und im vierten Theile p. 67. gedacht habe.
Alle Gewaͤchſe, wenn ihnen die Kronen und Herze benommen worden, beſinnen ſich und trotzen gleichſam eine Zeitlang, ehe der Umlauf ihres Saf- tes wiederum in Ordnung kommet, daß ſie junge Augen und Triebe anſetzen koͤnnen.
Hierbey entſtehet auch noch der Zweifel, ob auch der umlaufende Saft, wenn er eine Zeitlang
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Erſtes Cap.
mit einer Spießruthe abzuſchmeiſſen, zu eroͤfnen
und zu pruͤfen, ob daſſelbe nuͤtzlich oder ſchaͤdlich
ſey.
Erſtlich waͤre noͤthig geweſen, daß der Herr
Verfaſſer die Zeit angegeben haͤtte, wenn das Ab-
ſchmeiſſen der obern Spitzen von den Ranken mit
einer Spießruthe geſchehen ſol. Und wenn auch
dieſes waͤre angegeben worden, ſo ſcheinet mir ſol-
ches Vorgeben dennoch nicht hinlaͤnglich gegruͤn-
det zu ſeyn. Und ob ich gleich keinen Verſuch
hierinnen angeſtellet, ſo hat doch der Herr Verfaſ-
ſer auch ſelbſten, wie er an oben angefuͤhrten Orte
angemerket, keine Gelegenheit gehabt eine Probe
damit zu machen.
Und ich glaube gaͤnzlich, daß dieſes Vorneh-
men den Hopfen-Stoͤcken gefaͤhrlich ſeyn duͤrfte,
indem durch das Abſchmeiſen der obern Ranken-
Spitzen mit einer Ruthe der Umlauf des Saftes
merklich wuͤrde gehindert werden.
Es iſt auch glaublich, daß es ſich hiermit eben
alſo verhaͤlt, als mit den Kohlrabi-Kugeln und
Spargel-Stoͤcken, wovon ich im dritten Theile
meines Land- und Garten-Schatzes p. 120.
und im vierten Theile p. 67. gedacht habe.
Alle Gewaͤchſe, wenn ihnen die Kronen und
Herze benommen worden, beſinnen ſich und trotzen
gleichſam eine Zeitlang, ehe der Umlauf ihres Saf-
tes wiederum in Ordnung kommet, daß ſie junge
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Hierbey entſtehet auch noch der Zweifel, ob
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/40>, abgerufen am 16.07.2024.
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