seltenes sind. Einmal wollte er einen guten Freund besuchen. Es war Mondhelle und dieser sahe ihn kommen. Vor der Thüre stand ein Fu- der Heu. Der Kommende wollte gerade auf die Thüre zu, fand das Fuder Heu und versuchte, es wegzuheben. Als es nicht gehen wollte, kehr- te er um, kam wieder und versuchte noch ein- mal, es wegzuheben, und als dies wieder nicht ging, begab er sich zu Hause. Des andern Ta- ges fragte ihn sein Freund, was er denn gestern gemacht habe? Er wusste sich alles zu erinnern, und sagte, der Gedanke, um das Fuder Heu her- umzugehen, sey ihm nicht eingefallen. Schön ist das Gemälde, welches La Brüyere*) von einem höchst unbesonnenen Menschen, einem Herrn von Brancas entworfen hat. Nur ei- nige Züge aus demselben. Menalk, so nennt la Brüyere sein Original, will ausgehen, kommt die Treppe herab, öffnet seine Hausthüre, verschliesst sie hinter sich, und findet jetzt erst, da er schon auf der Strasse ist, dass er noch seine Nachtmütze nicht abgelegt habe. Er betrachtet sich näher und sieht, dass er noch so gut als un- angekleidet sey. -- Ein anderesmal geht er un- ter einem Wandleuchter vorbey, und seine Pe- rücke bleibt hängen. Alle Anwesende lachen und sehen ihn an. Menalk lacht lauter als alle, und sieht sich nach dem Kahlkopf ohne Perücke
*) Caracteres Chap. XI. Tom. II.
ſeltenes ſind. Einmal wollte er einen guten Freund beſuchen. Es war Mondhelle und dieſer ſahe ihn kommen. Vor der Thüre ſtand ein Fu- der Heu. Der Kommende wollte gerade auf die Thüre zu, fand das Fuder Heu und verſuchte, es wegzuheben. Als es nicht gehen wollte, kehr- te er um, kam wieder und verſuchte noch ein- mal, es wegzuheben, und als dies wieder nicht ging, begab er ſich zu Hauſe. Des andern Ta- ges fragte ihn ſein Freund, was er denn geſtern gemacht habe? Er wuſste ſich alles zu erinnern, und ſagte, der Gedanke, um das Fuder Heu her- umzugehen, ſey ihm nicht eingefallen. Schön iſt das Gemälde, welches La Brüyere*) von einem höchſt unbeſonnenen Menſchen, einem Herrn von Brancas entworfen hat. Nur ei- nige Züge aus demſelben. Menalk, ſo nennt la Brüyere ſein Original, will ausgehen, kommt die Treppe herab, öffnet ſeine Hausthüre, verſchlieſst ſie hinter ſich, und findet jetzt erſt, da er ſchon auf der Straſse iſt, daſs er noch ſeine Nachtmütze nicht abgelegt habe. Er betrachtet ſich näher und ſieht, daſs er noch ſo gut als un- angekleidet ſey. — Ein anderesmal geht er un- ter einem Wandleuchter vorbey, und ſeine Pe- rücke bleibt hängen. Alle Anweſende lachen und ſehen ihn an. Menalk lacht lauter als alle, und ſieht ſich nach dem Kahlkopf ohne Perücke
*) Caractères Chap. XI. Tom. II.
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ſeltenes ſind. Einmal wollte er einen guten
Freund beſuchen. Es war Mondhelle und dieſer
ſahe ihn kommen. Vor der Thüre ſtand ein Fu-
der Heu. Der Kommende wollte gerade auf die
Thüre zu, fand das Fuder Heu und verſuchte, es
wegzuheben. Als es nicht gehen wollte, kehr-
te er um, kam wieder und verſuchte noch ein-
mal, es wegzuheben, und als dies wieder nicht
ging, begab er ſich zu Hauſe. Des andern Ta-
ges fragte ihn ſein Freund, was er denn geſtern
gemacht habe? Er wuſste ſich alles zu erinnern,
und ſagte, der Gedanke, um das Fuder Heu her-
umzugehen, ſey ihm nicht eingefallen. Schön
iſt das Gemälde, welches La Brüyere *) von
einem höchſt unbeſonnenen Menſchen, einem
Herrn von Brancas entworfen hat. Nur ei-
nige Züge aus demſelben. Menalk, ſo nennt
la Brüyere ſein Original, will ausgehen,
kommt die Treppe herab, öffnet ſeine Hausthüre,
verſchlieſst ſie hinter ſich, und findet jetzt erſt,
da er ſchon auf der Straſse iſt, daſs er noch ſeine
Nachtmütze nicht abgelegt habe. Er betrachtet
ſich näher und ſieht, daſs er noch ſo gut als un-
angekleidet ſey. — Ein anderesmal geht er un-
ter einem Wandleuchter vorbey, und ſeine Pe-
rücke bleibt hängen. Alle Anweſende lachen
und ſehen ihn an. Menalk lacht lauter als alle,
und ſieht ſich nach dem Kahlkopf ohne Perücke
*) Caractères Chap. XI. Tom. II.
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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/111>, abgerufen am 23.11.2024.
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