endlich künstliche Zeichen, die wir dem äusse- ren Sinn mittheilen, um dadurch bestimmte Vorstellungen, Einbildungen, Begriffe und Ur- theile in der Seele zu wecken. Bey den beiden letzten Klassen psychischer Mittel ist es vorzüglich auf eine allgemeine Erregung des Vorstellungs- vermögens und auf die Erregung der Gefühle und Begierden des Kranken durch dasselbe angesehn. Eben so ist es auch in Rücksicht des Begriffes psychischer Mittel gleichgültig, was durch sie ge- heilt wird, Krankheiten der Seele, oder Krank- heiten des Körpers, wenn es nur durch erregte Veränderungen in der Seele geschieht. Denn der Mensch kann auch durch die Macht des Vor- satzes seiner körperlichen Leiden Meister werden. Daher ist nicht derjenige Künstler ein Seelen- arzt, welcher durch psychische Mittel wirkt, sondern bloss der, welcher Seelenkrankheiten heilt, auf welchem Wege dies auch geschehen mag.
Die psychischen Mittel sollten wir, neben den chirurgischen und chemischen Heilmitteln in jeder Heilmittellehre, als dritter Theil derselben, und ausserdem noch in jeder empirischen Psycho- logie zum Behuf für praktische Aerzte finden. Allein an beiden Orten suchen wir sie umsonst. Was wir davon in kasuistischen Geschichten ge- heilter Seelenkrankheiten antreffen, sind Bruch- stücke, die daselbst nicht vollendet sind, sondern dies von der Heilmittellehre erwarten, für wel-
endlich künſtliche Zeichen, die wir dem äuſse- ren Sinn mittheilen, um dadurch beſtimmte Vorſtellungen, Einbildungen, Begriffe und Ur- theile in der Seele zu wecken. Bey den beiden letzten Klaſſen pſychiſcher Mittel iſt es vorzüglich auf eine allgemeine Erregung des Vorſtellungs- vermögens und auf die Erregung der Gefühle und Begierden des Kranken durch daſſelbe angeſehn. Eben ſo iſt es auch in Rückſicht des Begriffes pſychiſcher Mittel gleichgültig, was durch ſie ge- heilt wird, Krankheiten der Seele, oder Krank- heiten des Körpers, wenn es nur durch erregte Veränderungen in der Seele geſchieht. Denn der Menſch kann auch durch die Macht des Vor- ſatzes ſeiner körperlichen Leiden Meiſter werden. Daher iſt nicht derjenige Künſtler ein Seelen- arzt, welcher durch pſychiſche Mittel wirkt, ſondern bloſs der, welcher Seelenkrankheiten heilt, auf welchem Wege dies auch geſchehen mag.
Die pſychiſchen Mittel ſollten wir, neben den chirurgiſchen und chemiſchen Heilmitteln in jeder Heilmittellehre, als dritter Theil derſelben, und auſserdem noch in jeder empiriſchen Pſycho- logie zum Behuf für praktiſche Aerzte finden. Allein an beiden Orten ſuchen wir ſie umſonſt. Was wir davon in kaſuiſtiſchen Geſchichten ge- heilter Seelenkrankheiten antreffen, ſind Bruch- ſtücke, die daſelbſt nicht vollendet ſind, ſondern dies von der Heilmittellehre erwarten, für wel-
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endlich künſtliche Zeichen, die wir dem äuſse-
ren Sinn mittheilen, um dadurch beſtimmte
Vorſtellungen, Einbildungen, Begriffe und Ur-
theile in der Seele zu wecken. Bey den beiden
letzten Klaſſen pſychiſcher Mittel iſt es vorzüglich
auf eine allgemeine Erregung des Vorſtellungs-
vermögens und auf die Erregung der Gefühle und
Begierden des Kranken durch daſſelbe angeſehn.
Eben ſo iſt es auch in Rückſicht des Begriffes
pſychiſcher Mittel gleichgültig, was durch ſie ge-
heilt wird, Krankheiten der Seele, oder Krank-
heiten des Körpers, wenn es nur durch erregte
Veränderungen in der Seele geſchieht. Denn
der Menſch kann auch durch die Macht des Vor-
ſatzes ſeiner körperlichen Leiden Meiſter werden.
Daher iſt nicht derjenige Künſtler ein Seelen-
arzt, welcher durch pſychiſche Mittel wirkt,
ſondern bloſs der, welcher Seelenkrankheiten
heilt, auf welchem Wege dies auch geſchehen
mag.
Die pſychiſchen Mittel ſollten wir, neben
den chirurgiſchen und chemiſchen Heilmitteln in
jeder Heilmittellehre, als dritter Theil derſelben,
und auſserdem noch in jeder empiriſchen Pſycho-
logie zum Behuf für praktiſche Aerzte finden.
Allein an beiden Orten ſuchen wir ſie umſonſt.
Was wir davon in kaſuiſtiſchen Geſchichten ge-
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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/151>, abgerufen am 21.11.2024.
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