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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803.

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das Gefühls- und Vorstellungsvermö-
gen
der Seele. Auf das Begehrungsvermögen
können sie nur indirect, durch die Modifikatio-
nen der Gefühle und Vorstellungen, denen
dasselbe gezwungen folgt, einfliessen.

1) Wir haben ein Gefühlsvermögen,
sofern die Modisikationen unsers gesammten, Ichs
in Bewusstseyn als Zustände erscheinen, die wir
zu erhalten, oder abzuhalten suchen. Jene sind
angenehme diese unangenehme Gefühle.
Sie werden in sinnliche und geistige ein-
getheilt, je nachdem sie entweder auf den Zu-
stand des Körpers oder der Seele bezogen
werden.

Doch wird das Gefühl, oder das unmittel-
bare Bewusstseyn des Subjects zunächst durch
den Körper bestimmt. Vom Gehirn, als ihrem
Brennpunkt, breiten sich die Nerven durch die
ganze Organisation aus und sind zum Theil als
Zuleiter zum Gefühls- und Vorstellungsvermögen,
zum Theil als Ableiter auf die Bewegungsorgane
anzusehen. Einige derselben verlieren sich inner-
halb der Organisation, andere gehen zu Tage
aus. Diese begründen die Sinnwerkzeuge, jene
das Organ des Gemeingefühls und der Bewegun-
gen. Beide müssen durch Reize, jene durch die
Welt, diese durch den eignen Körper in Thätig-
keit gesetzt werden. Die Action geht von der
Grenze zum Mittelpunkt und kündiget sich daselbst
als Sensation an. Im Gehirn breitet sie sich auf

das Gefühls- und Vorſtellungsvermö-
gen
der Seele. Auf das Begehrungsvermögen
können ſie nur indirect, durch die Modifikatio-
nen der Gefühle und Vorſtellungen, denen
daſſelbe gezwungen folgt, einflieſsen.

1) Wir haben ein Gefühlsvermögen,
ſofern die Modiſikationen unſers geſammten, Ichs
in Bewuſstſeyn als Zuſtände erſcheinen, die wir
zu erhalten, oder abzuhalten ſuchen. Jene ſind
angenehme dieſe unangenehme Gefühle.
Sie werden in ſinnliche und geiſtige ein-
getheilt, je nachdem ſie entweder auf den Zu-
ſtand des Körpers oder der Seele bezogen
werden.

Doch wird das Gefühl, oder das unmittel-
bare Bewuſstſeyn des Subjects zunächſt durch
den Körper beſtimmt. Vom Gehirn, als ihrem
Brennpunkt, breiten ſich die Nerven durch die
ganze Organiſation aus und ſind zum Theil als
Zuleiter zum Gefühls- und Vorſtellungsvermögen,
zum Theil als Ableiter auf die Bewegungsorgane
anzuſehen. Einige derſelben verlieren ſich inner-
halb der Organiſation, andere gehen zu Tage
aus. Dieſe begründen die Sinnwerkzeuge, jene
das Organ des Gemeingefühls und der Bewegun-
gen. Beide müſſen durch Reize, jene durch die
Welt, dieſe durch den eignen Körper in Thätig-
keit geſetzt werden. Die Action geht von der
Grenze zum Mittelpunkt und kündiget ſich daſelbſt
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[156/0161] das Gefühls- und Vorſtellungsvermö- gen der Seele. Auf das Begehrungsvermögen können ſie nur indirect, durch die Modifikatio- nen der Gefühle und Vorſtellungen, denen daſſelbe gezwungen folgt, einflieſsen. 1) Wir haben ein Gefühlsvermögen, ſofern die Modiſikationen unſers geſammten, Ichs in Bewuſstſeyn als Zuſtände erſcheinen, die wir zu erhalten, oder abzuhalten ſuchen. Jene ſind angenehme dieſe unangenehme Gefühle. Sie werden in ſinnliche und geiſtige ein- getheilt, je nachdem ſie entweder auf den Zu- ſtand des Körpers oder der Seele bezogen werden. Doch wird das Gefühl, oder das unmittel- bare Bewuſstſeyn des Subjects zunächſt durch den Körper beſtimmt. Vom Gehirn, als ihrem Brennpunkt, breiten ſich die Nerven durch die ganze Organiſation aus und ſind zum Theil als Zuleiter zum Gefühls- und Vorſtellungsvermögen, zum Theil als Ableiter auf die Bewegungsorgane anzuſehen. Einige derſelben verlieren ſich inner- halb der Organiſation, andere gehen zu Tage aus. Dieſe begründen die Sinnwerkzeuge, jene das Organ des Gemeingefühls und der Bewegun- gen. Beide müſſen durch Reize, jene durch die Welt, dieſe durch den eignen Körper in Thätig- keit geſetzt werden. Die Action geht von der Grenze zum Mittelpunkt und kündiget ſich daſelbſt als Senſation an. Im Gehirn breitet ſie ſich auf

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Zitationshilfe: Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/161>, abgerufen am 21.11.2024.