Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803.körperliche Gefühle, starke Sinneseindrücke und *) Si vero consilium insanientem fallit, tormentis
quibusdam optime curatur. Ubi perperam ali- quid dixit aut fecit; fame, vinculis, plagis coer- cendus est. Cogendus est et attendere et edis- cere aliquid et meminisse. Sic enim siet, ut paulatim metu cogatur considerare, quid faciat. Subito etiam terreri et expavescere in hoc mor- bo prodest; et fere, quidquid animum vehemen- ter perturbat. Potest enim quaedam fierimutatio, cum ab eo statu mens, in quo fuerat, abducta est. Celsus L. II. c. 18. körperliche Gefühle, ſtarke Sinneseindrücke und *) Si vero conſilium inſanientem fallit, tormentis
quibusdam optime curatur. Ubi perperam ali- quid dixit aut fecit; fame, vinculis, plagis coer- cendus eſt. Cogendus eſt et attendere et edis- cere aliquid et meminiſſe. Sic enim ſiet, ut paulatim metu cogatur conſiderare, quid faciat. Subito etiam terreri et expaveſcere in hoc mor- bo prodeſt; et fere, quidquid animum vehemen- ter perturbat. Poteſt enim quaedam fierimutatio, cum ab eo ſtatu mens, in quo fuerat, abducta eſt. Celſus L. II. c. 18. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0241" n="236"/> körperliche Gefühle, ſtarke Sinneseindrücke und<lb/> durch erſchütternde Stöſse auf die Phantaſie gleich-<lb/> ſam aus ſeinem Taumel geweckt. Man ziehe ihn<lb/> mit einem Flaſchenzug an ein hohes Gewölbe auf,<lb/> daſs er wie Abſalom zwiſchen Himmel und Erde<lb/> ſchwebt, löſe Kanonen neben ihn, nahe ſich ihm,<lb/> unter ſchreckenden Anſtalten, mit glühenden<lb/> Eiſen, ſtürze ihn in reiſende Ströme, gebe ihn<lb/> ſcheinbar wilden Thieren, den Neckereien der<lb/> Popanze und Unholde Preis, oder laſſe ihn auf<lb/> feuerſpeienden Drachen durch die Lüfte ſeegeln <note place="foot" n="*)">Si vero conſilium inſanientem fallit, tormentis<lb/> quibusdam optime curatur. Ubi perperam ali-<lb/> quid dixit aut fecit; fame, vinculis, plagis coer-<lb/> cendus eſt. Cogendus eſt et attendere et edis-<lb/> cere aliquid et meminiſſe. Sic enim ſiet, ut<lb/> paulatim metu cogatur conſiderare, quid faciat.<lb/> Subito etiam terreri et expaveſcere in hoc mor-<lb/> bo prodeſt; et fere, quidquid animum vehemen-<lb/> ter perturbat. Poteſt enim quaedam fierimutatio,<lb/> cum ab eo ſtatu mens, in quo fuerat, abducta eſt.<lb/><hi rendition="#g">Celſus</hi> L. II. c. 18.</note>.<lb/> Bald kann eine unterirdiſche Gruft, die alles<lb/> Schreckende enthält, was je das Reich des Höl-<lb/> lengottes ſah, bald ein magiſcher Tempel ange-<lb/> zeigt ſeyn, in welchen unter einer feierlichen<lb/> Muſik die Zauberkraft einer reizenden <hi rendition="#g">Hulda</hi><lb/> eine prachtvolle Erſcheinung nach der andern aus<lb/> dem Nichts hervorruft. Dieſe und andere ſtarke<lb/> Reizmittel des Gefühls, der Sinne und der<lb/> Phantaſie werden den Kranken zum Aufmerken<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [236/0241]
körperliche Gefühle, ſtarke Sinneseindrücke und
durch erſchütternde Stöſse auf die Phantaſie gleich-
ſam aus ſeinem Taumel geweckt. Man ziehe ihn
mit einem Flaſchenzug an ein hohes Gewölbe auf,
daſs er wie Abſalom zwiſchen Himmel und Erde
ſchwebt, löſe Kanonen neben ihn, nahe ſich ihm,
unter ſchreckenden Anſtalten, mit glühenden
Eiſen, ſtürze ihn in reiſende Ströme, gebe ihn
ſcheinbar wilden Thieren, den Neckereien der
Popanze und Unholde Preis, oder laſſe ihn auf
feuerſpeienden Drachen durch die Lüfte ſeegeln *).
Bald kann eine unterirdiſche Gruft, die alles
Schreckende enthält, was je das Reich des Höl-
lengottes ſah, bald ein magiſcher Tempel ange-
zeigt ſeyn, in welchen unter einer feierlichen
Muſik die Zauberkraft einer reizenden Hulda
eine prachtvolle Erſcheinung nach der andern aus
dem Nichts hervorruft. Dieſe und andere ſtarke
Reizmittel des Gefühls, der Sinne und der
Phantaſie werden den Kranken zum Aufmerken
*) Si vero conſilium inſanientem fallit, tormentis
quibusdam optime curatur. Ubi perperam ali-
quid dixit aut fecit; fame, vinculis, plagis coer-
cendus eſt. Cogendus eſt et attendere et edis-
cere aliquid et meminiſſe. Sic enim ſiet, ut
paulatim metu cogatur conſiderare, quid faciat.
Subito etiam terreri et expaveſcere in hoc mor-
bo prodeſt; et fere, quidquid animum vehemen-
ter perturbat. Poteſt enim quaedam fierimutatio,
cum ab eo ſtatu mens, in quo fuerat, abducta eſt.
Celſus L. II. c. 18.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |