Seele mit dem Körper ordnen und darnach als Geschlechter Geisteszerrüttungen, Ver- rückungen und Seelenkrankheiten im engern Sinn festsetzen. Allein wird diese Eintheilung in das ganze System aller Krankhei- ten eingreifen? Ist sie nicht auf Symptome gegrün- det, sofern die Verletzungen der Seelenvermögen nicht Krankheiten sondern Produkte derselben sind? Sind die Seelenvermögen in Beziehung ih- res zureichenden Grundes so heterogen, als sie es nach ihren Aeusserungen zu seyn scheinen? Wür- de nicht das dritte Glied in dem bemerkten Ein- theilungsgrund, nemlich die gestörte Gemein- schaft der Seele und des Körpers, fallen, wenn etwan neben dem Körper kein anderes Substrat der innern Seelenvermögen vorhanden wäre? Sind nicht die aufgestellten Kraftverhältnisse in concreten Fällen schwer zu finden? Woher die Phahtasmen, die die Stärke der Sinnesan- schauungen haben; von Hypersthenie der Phan- tasie oder der Sinnorgane? Ich möchte daher Herrn Hoffbauers Ansicht nicht sowol zur Clas- sifikation, sondern vielmehr als Einleitung in das Studium der Arten empfehlen, um darnach ihre Anfänge, Entwickelungen, Ausbreitungen und Einflüsse auf die verschiednen Seelenvermögen zu erörtern. Doch sind wir genöthiget, die Leiden der Seele nach solchen Erscheinungen zu bestim- men, die uns von ihr bekannt sind. Denn von der Verletzung derselben an sich und ihrer
Seele mit dem Körper ordnen und darnach als Geſchlechter Geiſteszerrüttungen, Ver- rückungen und Seelenkrankheiten im engern Sinn feſtſetzen. Allein wird dieſe Eintheilung in das ganze Syſtem aller Krankhei- ten eingreifen? Iſt ſie nicht auf Symptome gegrün- det, ſofern die Verletzungen der Seelenvermögen nicht Krankheiten ſondern Produkte derſelben ſind? Sind die Seelenvermögen in Beziehung ih- res zureichenden Grundes ſo heterogen, als ſie es nach ihren Aeuſserungen zu ſeyn ſcheinen? Wür- de nicht das dritte Glied in dem bemerkten Ein- theilungsgrund, nemlich die geſtörte Gemein- ſchaft der Seele und des Körpers, fallen, wenn etwan neben dem Körper kein anderes Subſtrat der innern Seelenvermögen vorhanden wäre? Sind nicht die aufgeſtellten Kraftverhältniſſe in concreten Fällen ſchwer zu finden? Woher die Phahtasmen, die die Stärke der Sinnesan- ſchauungen haben; von Hyperſthenie der Phan- taſie oder der Sinnorgane? Ich möchte daher Herrn Hoffbauers Anſicht nicht ſowol zur Claſ- ſifikation, ſondern vielmehr als Einleitung in das Studium der Arten empfehlen, um darnach ihre Anfänge, Entwickelungen, Ausbreitungen und Einflüſſe auf die verſchiednen Seelenvermögen zu erörtern. Doch ſind wir genöthiget, die Leiden der Seele nach ſolchen Erſcheinungen zu beſtim- men, die uns von ihr bekannt ſind. Denn von der Verletzung derſelben an ſich und ihrer
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Seele mit dem Körper ordnen und darnach als
Geſchlechter Geiſteszerrüttungen, Ver-
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engern Sinn feſtſetzen. Allein wird dieſe
Eintheilung in das ganze Syſtem aller Krankhei-
ten eingreifen? Iſt ſie nicht auf Symptome gegrün-
det, ſofern die Verletzungen der Seelenvermögen
nicht Krankheiten ſondern Produkte derſelben
ſind? Sind die Seelenvermögen in Beziehung ih-
res zureichenden Grundes ſo heterogen, als ſie es
nach ihren Aeuſserungen zu ſeyn ſcheinen? Wür-
de nicht das dritte Glied in dem bemerkten Ein-
theilungsgrund, nemlich die geſtörte Gemein-
ſchaft der Seele und des Körpers, fallen, wenn
etwan neben dem Körper kein anderes Subſtrat
der innern Seelenvermögen vorhanden wäre?
Sind nicht die aufgeſtellten Kraftverhältniſſe in
concreten Fällen ſchwer zu finden? Woher
die Phahtasmen, die die Stärke der Sinnesan-
ſchauungen haben; von Hyperſthenie der Phan-
taſie oder der Sinnorgane? Ich möchte daher
Herrn Hoffbauers Anſicht nicht ſowol zur Claſ-
ſifikation, ſondern vielmehr als Einleitung in das
Studium der Arten empfehlen, um darnach ihre
Anfänge, Entwickelungen, Ausbreitungen und
Einflüſſe auf die verſchiednen Seelenvermögen zu
erörtern. Doch ſind wir genöthiget, die Leiden
der Seele nach ſolchen Erſcheinungen zu beſtim-
men, die uns von ihr bekannt ſind. Denn
von der Verletzung derſelben an ſich und ihrer
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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/306>, abgerufen am 22.11.2024.
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